Düsseldorf. Seit dem 14. August gilt ein Badeverbot im Rhein in Düsseldorf. Dafür gibt es viel Zustimmung. Besucher am Paradiesstrand äußern aber auch Kritik.

Für einen Samstag im August ist wirklich bemerkenswert wenig los am Paradiesstrand in Düsseldorf. Wer heute hier ist, meint es ernst. Und ernst ist auch das Thema. Nach mehreren tödlichen Badeunfällen hat die Stadt ein Verbot verhängt. Die Frage: Wie stehen Besucherinnen und Besucher zum neuen Badeverbot im Rhein?

Angler: „Wenn mich das Wasser packt, wird mir anders“

Ein Angler, der sich gerade bereit macht, ein paar Zander, vielleicht Barsche aus dem Strom zu holen, hat eine sehr deutliche Meinung zum Verbot: „Da hat die Stadt alles richtig gemacht. Es ist viel zu gefährlich, hier zu schwimmen. Gerade für Kinder, aber nicht nur.“

Er habe es schon mehrere Male erlebt: Leute springen bei 30 Grad ins verlockende Wasser: „Kann ich absolut verstehen. Die Schwimmbäder sind voll, hier sieht es schön aus.“ Aber es passiere immer wieder, dass die tückischen Strömungen zugreifen: „Einmal war es besonders kanpp, da hat es einen Erwachsenen rausgerissen. Zum Glück war noch jemand da und hat ihn halten und an Land ziehen können.“

Wer die Strömungen kennt, weiß auch nur, dass sie unberechenbar sind

Kein Einzelfall, betont er. „Wir haben das am laufenden Band hier. Als Angler bekommen wir das natürlich mit: wenn was passiert, wird alles abgesperrt, auch wir müssen dann raus.“ Er angelt bereits seit 30 Jahren im Rhein, kennt die Strömungen. Das heißt in erster Linie: Er weiß, wie unberechenbar sie sind. „Ich stehe ja teilweise mit der Hose tief im Wasser. Wenn mich dann aber das Wasser packt, wird mir ganz anders.“

Ein wenig einschätzen könne er es schon, gibt sich aber nicht der Illusion hin, im Fall der Fälle gewappnet zu sein. „Wer zu weit rausgeht, begibt sich in Gefahr. Wenn da in zwanzig, dreißig Metern Entfernung ein Containerschiff an dir vorbeizieht, ist das unglaublicher Sog, der entsteht. Da machste nix.“

Also: „Die Maßnahme finde ich gut. Viel zu gefährlich.“ Viele würden sich dennoch nicht dran halten, glaubt er. Zur möglichen Höhe des Bußgeldes von 100 Euro sagt er: „Das ist lange nicht genug. 1000 Euro für ein Leben – das ist ein schlechter Tausch.“

„Das ist eine grundsätzliche Freiheitsfrage“

Ein wenig anders sehen das Sofia und Julian. Die beiden sitzen unter den Bäumen und genießen das milde, wenngleich graue Wetter. Sofia sagt: „1000 Euro ist schon eine erhebliche Summe. Das ist eine Monatsmiete. Aber das soll natürlich vor allem der Abschreckung dienen.“ Genau damit aber hat sie ein Problem: „Ich finde, es ist eine grundsätzliche Freiheitsfrage.“

Sie betont, man solle es erwachsenen Menschen selbst überlassen, ob sie im Rhein schwimmen oder nicht. Sofia meint aber auch, dass Kinder im Rhein nichts zu suchen hätten. „Ich bin hier aufgewachsen und früher selbst im Rhein schwimmen gegangen. Tatsächlich bin ich einmal fast ertrunken dabei.“ Jetzt schwimmt sie nicht mehr im Fluss. Dennoch insistiert sie: „Es geht dabei um die freie Entscheidung von Erwachsenen. Das sollte man respektieren.“

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Auch Julian hat so seine Erfahrungen mit dem Schwimmen im Rhein. Er kommt aus Leverkusen und wusste bisher nicht, dass es in Düsseldorf nun ein grundsätzliches Verbot gibt. So richtig dagegen ist er nicht, pflichtet Sofia allerdings bei, dass es eine Bevormundung darstelle. „Ich gehe auch nicht mehr im Rhein schwimmen, aber dennoch finde ich, dass ein Verbot etwas zu stark ist. Muss doch jeder selbst wissen.“

„Auch mit einem Verbot erreichen sie nicht jeden“

Dass Julian gar nichts von dem Verbot wusste, überrascht Andreas und Marianne nicht. Wie Julian, haben auch sie keine Schilder gesehen. Und tatsächlich werden Schilder rar, wenn man von der Brücke weiter in Richtung Kraftwerk geht. Andreas und Marianne haben sich in ihre Klappstühle gesetzt und schauen sich nun mit ihrem mitgebrachten Feldstecher das Treiben auf dem Fluss an. Marianne erzählt, dass sie „gerade eben noch einen gesehen“ habe, der im Wasser war. Wirkliches Verständnis kann sie aber nicht aufbringen.

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„Es ist ja seit Jahren bekannt, dass das Schwimmen in Flüssen gefährlich ist. Ich habe aber den Eindruck, in letzter Zeit wird mehr darüber gesprochen. Was ich gut finde.“ 1000 Euro seien gerechtfertigt. „Wenn was passiert, ist das ja auch eine Kostensache: DLRG oder Feuerwehr müssen ausrücken, womöglich muss der Schiffsverkehr pausieren. Das kostet doch alles Geld.“

Der Düsseldorfer Paradiesstrand am Medienhafen: Am Samstag hat die DLRG Kontrollfahrten auf dem Rhein gemacht.

Der Düsseldorfer Paradiesstrand am Medienhafen: Am Samstag hat die DLRG Kontrollfahrten auf dem Rhein gemacht.
© NRZ | Johannes Below

Dass nun trotz Verbot noch geschwommen werde, hänge wahrscheinlich mit der Erreichbarkeit zusammen: „Durch Verordnungen und Zeitungsartikel erreichen sie ja nicht mehr jeden. Auch ein TV-Beitrag wird ja nur von einigen wenigen gesehen.“ Möglich sei auch, dass viele gar nicht davon ausgehen würden, dass solche Verbote bestehen würden. „Viele kennen das vielleicht gar nicht so.“

Andreas pflichtet bei. Er meint, es brauche bei einem solchen Verbot eine konsequente Durchsetzung, vor allem aber auch eine deutliche Information. „Hier waren keine Schilder zu sehen und das Ordnungsamt ist auch nicht hier. Ich meine, die Stadt sollte alle hundert Meter so ein Schild direkt vor‘s Ufer stellen, dann weiß wirklich jeder Bescheid. Wer dann noch reingeht, muss die Konsequenzen tragen.“

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Kommt jetzt der Rhein-Badetourismus in Krefeld?

Insgesamt geht die Stimmung eher in Richtung Zustimmung. Das Verbot sei gut, einige sagen sogar, es sei überfällig. Es komme aber darauf an, gibt Marianne zu bedenken, dass jetzt „auch die anderen Städte mitziehen. Im Moment ist das ja nur auf Düsseldorf und Neuss beschränkt.“ Sie könne sich gut vorstellen, dass es bei der nächsten Hitzewelle einen regelrechten Rhein-Badetourismus in Krefeld gebe, „dort ist es ja noch erlaubt“. Und das könne nicht im Sinne der Region sein.