„Ich wollte mal eine ganz andere Kultur sehen“, sagt Khadija Ayadi. Die 19-Jährige Kölnerin ist nach einem Jahr aus China zurückgekehrt. Dort hat sie im Rahmen des Internationalen Freiwilligendienstes ein Jahr lang gelebt und gearbeitet. Die meisten Partnerstädte der Domstadt befinden sich in Europa, aber: „Das war mir hier zu nah, ich wollte weiter mal weiter weggehen“, so Khadija.
Im September brechen 17 junge Kölnerinnen und Kölner in den Freiwilligendienst auf, während 19 zurückgekehrt sind. Bürgermeister Andreas Wolter und die Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur, Karolin Hüne, haben die jungen Menschen zum Empfang und zur Verabschiedung am Freitag in das Historische Rathaus eingeladen. Die Freiwilligen leisten ihren Dienst in sozialen, kulturellen oder ökologischen Einrichtungen.
Nicht alle hat es in die Ferne gezogen
Khadija war gemeinsam mit Angelina Schwiertz in China, jedoch in verschiedenen Städten. Beide waren im Goethe-Sprachlernzentrum in Nanjing und Xi’an beschäftigt. Dort haben sie chinesischen Schülerinnen und Schülern die deutsche Kultur nähergebracht und in der Bibliothek des Zentrums ausgeholfen. Die Freiwilligen haben unter anderem Präsentationen mit einem Thema aus Deutschland für die Lernenden vorbereitet „Wir haben auch Veranstaltungen vorbereitet. Es gab zum Beispiel Feste zu Ostern oder Halloween, wo wir zusammen Kürbisse geschnitzt haben“, erzählt Khadija. „Wir haben mit ihnen auch Deutsch geübt oder bei den Hausaufgaben geholfen“, so Angelina.
Nicht alle Freiwilligen hat es so weit in die Ferne gezogen. Lucia Dublanka und Kira Lamers sind von ihrem Dienst aus Griechenland zurückgekommen. Dort haben sie in der kulturellen Einrichtung „Praxis“ in Serres mediale Aufklärungsarbeit geleistet – unter anderem Social-Media-Beiträge zu internationalen Gedenktagen wie dem Weltfrauentag. Für die Teilnahme sind gute Englischkenntnisse eine Voraussetzung.
Lucias Highlight waren die wöchentlichen Beiträge im lokalen Radio Rodon fm. „Wir konnten uns ein Thema unserer Wahl aussuchen und für eine halbe Stunde am Mikrofon darüber reden.“, erzählt sie. „Die restliche halbe Stunde läuft Musik, die wir uns selbst aussuchen konnten.“ Zu den Aufgaben gehört auch die Aufklärung in Grundschulen. „Die Kinder sind klein und können noch nicht so gut Englisch. Deswegen klären wir sie spielerisch auf“, so Kira. „Wir basteln zusammen oder singen Lieder passend zu dem Thema.“
Lucia Dublanka (links) und Kira Lamers (rechts) erzählen von ihren Erlebnissen in Griechenland. Stefanie Geller (Mitte) wird ihre Nachfolgerin.
Copyright: Meike Böschemeyer
Khadija wollte sich ein eigenes Bild von China machen. „In den Medien wird China eher negativ dargestellt“, sagt sie. „In echt ist es dort ganz anders, und es gibt auch wirklich schöne Seiten.“ Die Freiwillige ist vor allem von der sehr alten Kultur Chinas begeistert. „Politik ist dort wie ein Tabuthema, darüber reden die Leute nicht“, sagt sie. „Aber ansonsten konnten wir uns immer frei bewegen.“
Angelina hat chinesische Wurzeln. „Meine Mutter ist Chinesin und ich war als kleines Kind schonmal dort“, so die 19-Jährige. „Ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern, deswegen wollte ich hin.“ Gegen die Sprachbarriere wird auch gesorgt: Die Freiwilligen bekommen verpflichtend vier Stunden Chinesisch-Unterricht an einer Partneruni des Sprachlernzentrums. „Ich würde das Freiwilligenjahr auf jeden Fall nochmal machen und jedem empfehlen“, sagt Khadija.
Die meisten waren noch nie in den Partnerländern
Kian Hagebaum und Helin Hanow sind die Nachfolgenden von Khadija und Angelina. Die beiden fliegen zu den Goethe-Sprachlernzentren nach Chongqing und Nanjing. „Ich war ein halbes Jahr in Kanada wegen eines Schüleraustauschs“, erzählt Kian. Dort hatte er einen chinesischen Gastbruder. „Mit ihm hatte ich gar keine kulturellen Gemeinsamkeiten. Ich habe etwas gebraucht, um zu verstehen, wie er so tickt.“ So habe er Interesse an der Volksrepublik entwickelt. Helin hat ähnliche Beweggründe wie Khadija: „China wird so negativ dargestellt und ich will es selbst kennenlernen“, sagt sie.
Kira und Lucia waren hauptsächlich vom Programm angesprochen. Sie waren vor ihrem Dienst noch nie in Griechenland. „Ich fand es vor allem schön, dass Kira dabei war“, sagt Lucia. Sie haben sich in den Seminaren vor dem Start des Freiwilligendienstes kennengelernt und sich in Serres ein Zimmer geteilt. „Das hat mir die Nervosität genommen.“ Kira habe etwas Angst vor der Reaktion der Anwohnenden gehabt, aber: „Die Leute waren total herzlich und offen. Sie haben sich gefreut, dass die Freiwilligen da sind.“
Stefanie Geller wird die Nachfolgerin der beiden in Serres. Auch sie ist vom Programm angetan. „Ich freue mich vor allem auf die journalistische und politische Arbeit dort“, sagt sie. „Ich kann es mir auch vorstellen, irgendwann in die Richtung zu arbeiten, und das ist eine gute erste Erfahrung.“ Die 21-Jährige war als Urlauberin in Griechenland, und möchte das Land außerhalb des Tourismus erleben. Sie geht als einzige Freiwillige aus Deutschland in den Dienst. „Aber es gibt dort noch andere aus verschiedenen europäischen Ländern, die ich dann treffen werde“, so Stefanie.