Junge Menschen aus 20 Nationen bringen sich gegenseitig Lieder bei. Das Abschlusskonzert des Ethno Camps in der Konzertmuschel des Ebertparks begeisterte hunderte Zuhörer.

Bunt, vielfältig, spannend, mitreißend und herzerwärmend war der Konzertabend mit vielerlei Musik, vielen Klängen, Tänzen und Liedern. Zwei Stunden lang dauerte das Programm und man möchte keine Minute davon missen. Die Bühne war voller junger Leute, die teils in den Trachten ihrer Heimat auftraten und ihre Lieder vorstellten.

Es gibt wohl keine schönere Art, über Grenzen und Kulturen hinweg Freundschaft zu entwickeln, als gemeinsam Musik zu machen. Dieses Konzept verfolgt seit vielen Jahren ein Projekt der Jeunesses Musicales Rheinland-Pfalz. Alljährlich im Sommer kommen dazu etwa 50 junge Leute mit ihren Instrumenten zu einem einwöchigen Workshop auf die Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg im Landkreis Kusel. Sie kommen nicht nur aus Europa, teils auch von Übersee. Die weiteste Anreise waren 14.000 Kilometer.

In einer Woche viel erreicht

Auf der Burg im sogenannten Musikantenland spielen und singen die jungen Leute sich gegenseitig Lieder vor, die sie mitgebracht haben. Der Leiter des Treffs ist seit vielen Jahren Bernhard Vanecek aus Limburgerhof. Um ihn herum gibt es ein Team von Mentoren, die Instrumentengruppen, Gesang und Tanz anleiten. Es ist immer wieder erstaunlich, was in nur einer Woche bei einem solchen Treffen entsteht.

Gearbeitet wird ohne Noten, gelernt nur durch Vorspielen, Zuhören und Nachspielen. Dann entwickeln die Musiker zusammen Arrangements. Denn so verschieden wie ihre Heimaten sind, so verschieden sind auch die Instrumente. Dabei sind auch alte traditionelle Instrumente vertreten. Dieses Mal waren Panflöten in verschiedenen Größen und Stimmungen dabei sowie andere Rohrflöten – und zu sehen war auch eine skandinavische Schlüsselfiedel. Das ist ein Instrument, bei dem ähnlich einer Drehleier über ein Rad Saiten in Schwingung versetzt werden. Der Spieler greift die Töne dann über eine Tastenmechanik. Doch auch konventionelle Instrumente waren zu hören, wie etwa Geigen, ein Cello, mehrere Gitarren und ein Banjo. Und ein junger Mann hatte einen ganz modernen E-Bass mit sieben Saiten und erweitertem Tonumfang. Die meisten Lieder hatten Texte in den jeweiligen Landessprachen.

Von Schottland bis Spanien

Den Anfang machte ein Lied über die Sehnsucht nach der Heimat, gesungen in schottischem Gälisch. Weiter ging es mit einem sephardischen Lied. Die Sepharden sind die im Westen Europas, etwa in Spanien, lebenden Juden. Eine kleine Gruppe Deutscher hatte ein Lied, das die Teilnehmer in ihre jeweiligen Sprachen übersetzten, so dass die Zuhörer „Die Gedanken sind frei“ in vielen Strophen hören konnten. Ein Lied, das Jahrhunderte alt, aber so aktuell wie nie sei, sagte einer der Sänger.

Aus Bulgarien kam ein Tanz, den eine fünfköpfige Gruppe zur Musik im vorderen Teil der Bühne zeigte. Erst spielte eine Flöte über einen Pedalton, dann ging es in einen lebhaften Rhythmus. Es folgten verschiedene Improvisationen unterschiedlicher Instrumente. Eine Gruppe von Exil-Russen, die in den USA leben, hatte Musik für Panflöten mitgebracht. Ein weiteres Tanzlied hatten Leute aus Argentinien dabei. Mit Streichern, Flöte und Balalaika erklang ein Lied aus dem belgischen Gent. Eine schwedische Polka wurde auf einmal erstaunlich rockig und die Schweden machten sich den Spaß, die langen Haare beim Headbanging zu schütteln. Zwischendurch genehmigten sich alle auf der Bühne eine kühlen Schluck und stimmten mit „Prost, Prösterchen“ ein Trinklied an, das immer schneller wurde.

Bei einem Lied aus Burkina Faso gingen Tänzer und Musiker von der Bühne ins Publikum und luden zum Mitmachen ein. Am Ende des Konzertes bedankte sich Projektkoordinator Cédric Berner noch bei allen Mitarbeitern, Helfern und Sponsoren sowie beim Land und den Betreibern der Burg Lichtenberg für die Unterstützung. Er berichtete darüber, dass das Projekt kurz vor dem Scheitern war, weil die nötigen Mittel fehlten. Spenden seien deshalb sehr willkommen.

Im Netz

Wer Ethno Germany unterstützen möchte, findet online unter https://www.ethnogermany.de/ethnoweb/ethno weitere Infos.