Sie stehen kurz vor Ihrer ersten Publikation mit den MDRfragt-Daten. Können bereits erste Zwischenergebnisse Ihrer Analyse verraten?

Svenja Teufert: Wir haben untersucht, welche Gründe Menschen für ihre dokumentierte Entscheidung angeben. Unabhängig davon, ob sie sich für oder gegen eine Organspende entschieden haben. Die Befragten konnten aus fast zehn Antwortmöglichkeiten wählen. Wir haben diese anschließend in zwei Kategorien zusammengefasst: normative und emotionale Überzeugungen.

Emotionale Überzeugungen entstehen oft spontan aus den aktuellen Gefühlen heraus, während normative Haltungen sich über die Lebensgeschichte hinweg entwickeln. Sie werden langfristig geprägt. Aus psychologischer Sicht ähneln sie einer Werthaltung.

Unsere Auswertung zeigt: Personen, die normative Gründe angeben, haben ihre Entscheidung häufiger dokumentiert.

Moritz Metelmann: Das bestätigen auch andere Studien. Grundsätzliche Haltungen führen eher zu einer langfristigen Entscheidung – im Gegensatz zu kurzfristigen, emotionalen Impulsen. 


Das könnte erklären, warum viele Menschen eine Organspende grundsätzlich befürworten, aber dennoch keine Entscheidung festhalten.

Im nächsten Schritt befassen Sie sich mit einer systematischen Auswertung der qualitativen Daten. Es geht um die anonymisierten Kommentare der Befragten. Gibt es erste Eindrücke?

Svenja Teufert: Wir stoßen häufig auf fehlerhafte Überzeugungen wie: „Ich bin zu alt“ oder “Ich bin zu krank, meine Organe kann man nicht mehr transplantieren“.

Moritz Metelmann: Informiertheit hat einen relevanten Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Je besser jemand informiert ist, desto eher trifft er oder sie eine Entscheidung.

Svenja Teufert: Und dieser Effekt ist sogar gestaffelt. Sehr gut über Organspende informierte Menschen entscheiden sich deutlich häufiger als nur mäßig informierte Menschen. Daraus schließen wir, dass oberflächliche Informationen nicht ausreichen. Es braucht eine gründliche, nachhaltige und intensive Aufklärung.

Am 17. August starten die World Transplant Games in Dresden. Welche Bedeutung haben solche Veranstaltungen?

Moritz Metelmann: Sie lenken den Blick auf die positiven Seiten der Organspende. Ein Thema, das viele Menschen eher mit Krankheit und Tod verbinden. Die World Transplant Games zeigen hingegen, was nach einer erfolgreichen Transplantation möglich ist.

Das regt zum Nachdenken an: Wie kommt es überhaupt zur Transplantation? Und, dass diese natürlich nur möglich ist, wenn es auch Spenderinnen und Spender gibt.