Berlin/Wien – Flüchtlinge bestehen ihre Deutsch-Schulungen mit Absicht nicht, meldet das österreichische Jobcenter AMS. Denn so müssten sie anschließend keine schlecht bezahlten Jobs annehmen, berichtet die „Kronen Zeitung“, die sich auf einen Bericht des „Arbeitsmarktservice“ (kurz AMS) bezieht.

Hintergrund: Nur wer in Österreich nachweislich Deutsch sprechen kann, wird in Jobs vermittelt. Und wer nicht in Jobs vermittelt werden kann, bekommt weiter Stütze vom Staat, ähnlich wie bei uns.

Brisanter Jobcenter-Bericht

▶︎ „Eine syrische Befragte, die in Syrien Medizin studiert hatte und in der Türkei als Kinderärztin tätig war, äußerte sich in diesem Zusammenhang kritisch über die erlebte Praxis, Syrerinnen vorschnell auf niedrig qualifizierte Jobs wie Reinigungskräfte festzulegen, ohne ihre tatsächlichen Qualifikationen zu berücksichtigen“, heißt es im AMS-Bericht mit Titel „Neue Geflüchtete aus Syrien am österreichischen Arbeitsmarkt“, aus dem die „Kronen Zeitung“ zitiert.

Weiter heißt es in dem Bericht über die Ärztin: „Infolgedessen berichtete sie, dass einige Personen absichtlich Deutsch-Kurse nicht bestünden, um einer solchen Beschäftigung zu entgehen. Ein zentrales Problem sind dabei die niedrigen Löhne, die nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt zu sichern.“

Mehr zum Thema44 Prozent der Flüchtlinge sind reine Analphabeten

Brisant: Die österreichische Zeitung stellt fest, dass die frustrierte Medizinerin eher ein Randphänomen sein muss, denn laut aktueller Auswertung des Österreichischen Integrationsfonds sollen zwei von drei Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten einen Alphabetisierungsbedarf haben – 44 Prozent davon seien reine Analphabeten. Die Zeitung kommentiert: Die „Bereitschaft vieler Flüchtlinge ‚niedrig qualifizierte Jobs‘ anzunehmen, hält sich wohl auch deswegen in Grenzen, weil für Nichtstun auch so automatisch Geld fließt.“ Auch in Deutschland ist das ein Thema.

▶︎ Für Ökonomen wie Andreas Peichl vom Münchner ifo Institut wird eine Bürgergeld-Reform hierzulande bitter nötig: „Es lohnt sich in vielen Fällen nicht, mehr zu arbeiten“, warnte Peichl in der „Süddeutschen Zeitung“ im Juli. Der Experte belegt die Aussage mit einer brisanten Rechnung: Demnach sei es egal, ob ein Paar in München 3500 Euro brutto verdiene oder 5500 Euro. „Netto bleibt ihnen das Gleiche wie bei 3500 Euro“, sagt Peichl. Der Grund: Wohngeld und Kinderzuschlag fallen weg, der Mehrverdienst verpufft. Ein absurder Fehlanreiz, kritisiert der Ökonom.