Bielefeld. Die Supermärkte sind komplett auf Ostern eingerichtet. Schokoladeneier in allen Größen und farbigen Verpackungen präsentieren sich den Kunden – nur das klassische Hühnerei ist derzeit rar: Die Eierindustrie beklagt Engpässe. So schätzen Hofbesitzer in Bielefeld und Region die Lage jetzt und zu Ostern ein:

„Die Ursache ist vielfältig“, sagt Klaus Honerkamp. Sein gleichnamiger Hof mit Sitz in Melle beliefert Supermärkte zwischen Osnabrück und Bielefeld. „Global gesehen ist es die Vogelgrippe“, erklärt er. Deutschland sei ein Importland, das sich nur zu siebzig Prozent selbst versorgen könne. Daher kämen etwa dreißig Prozent der Eier von außerhalb. Während die Vogelgrippe vornehmlich ein Problem in den USA sei, gäbe es auch in Europa ab und zu Vorfälle, erzählt Hohnerkamp. Als Konsequenz müssen dann Betriebe ganze Ställe töten, um einen weiteren Ausbruch zu verhindern. „Sodass ein Standort auch mal mehrere Monate ausfällt.“

In der Region sei aber vor allem der sogenannte Herdenwechsel für den Eiermangel verantwortlich, beschreibt er. Etwa alle anderthalb Jahre tauschen Betriebe ihre älteren Legehennen gegen neue aus. Bis die neuen Tiere jedoch Eier legen, dauere es ein paar Wochen. Hohnerkamp selbst habe im Frühjahr drei Ställe voller Hühner ausgetauscht. „Die fangen gerade wieder an zu legen“, erzählt er.

Unabhängig von Ostern: Kunden konsumieren mehr Eier

Ähnliches berichtet auch Thomas Determeyer von der Eier-Erzeugergemeinschaft „Owi-Ei“ mit Hauptsitz in Rietberg. Auch er liefert seine Eier an Bielefelder Supermärkte. Neben Problemen beim Import und dem Austausch der Hennen fügt er noch hinzu, dass die Nachfrage derzeit hoch sei. „Es werden nachweislich mehr Eier konsumiert.“

Beide gehen davon aus, dass die Lage bis zu den Feiertagen angespannt bleiben wird. „Jetzt kommt zusätzlicher Bedarf durch Färbereien“, erklärt Hohnerkamp. „Dafür müssen die so zehn Tage reifen“. Sonst könne man sie am Ende nicht pellen. Derzeit sei es aber kaum möglich, Eier zur Seite zu stellen, sagt er. Besonders Bio-Eier seien derzeit beliebt. „Die gehen weg wie geschnitten Brot“, beschreibt Hohnerkamp.

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Große Sorgen müssen sich Verbraucher laut Hohnerkamp aber nicht machen. „Es wird zu Ostern Eier geben, aber vielleicht nicht in der Menge und der Sorte, die jeder will“, mutmaßt er. Determeyer ist weniger optimistisch: „Es wird Eier geben“, sagt er. „Aber es wird schon mal eng werden.“ Der Rietberger sagt jedoch auch: „In der direkten Nachbarschaft gibt es Eier genug.“

Kleine Bielefelder Höfe als Alternative zu den Supermärkten

Bei Anne-Katrin Nolting-Obermann auf dem Hof im Bielefelder Stadtteil Dornberg habe man unter der Woche beispielsweise genug Eier, sagt sie. Auch ihr gleichnamiger Hof habe ältere Hennen gegen jüngere ausgetauscht. Nur am Wochenende gäbe es ab und zu nicht genug Eier. Auf dem Dornberger Hof „Hofgemacht“ von Katrin Jostmann gebe es gerade auch wenig Probleme, denn ihre achtzig Hennen würden derzeit noch gut legen, erzählt sie. Das soll sich jedoch in der Osterzeit ändern: Bei ihnen stehe auch bald ein Legehennenwechsel an.

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Oda Bobbert vom Bielefelder Biohof desselben Namens rät von Panikreaktionen wegen Eiermangel im Supermarkt ab. Ihr Hof halte zwar keine Hühner, kaufe seine Eier jedoch von lokalen Höfen in der Region ein, etwa aus Gütersloh, Bad Oeynhausen oder Porta Westfalica. „Die Eier sind immer knapp zu Ostern“, sagt sie. „Das ist dasselbe wie die Rinderrouladen zu Weihnachten.“ Anders als in anderen Branchen könne man die Produktion bei Eiern aber nicht auf Ostern zuschneiden.

Katrin Jostmann von „Hofgemacht“ rät, beim Mangel im Supermarkt auch mal bei kleineren Betrieben vorbeizuschauen – auch auf das Risiko hin, dass gerade keine da sind. Von Hamsterkäufen rät sie ab. Anne-Katrin Nolting-Obermann empfiehlt dazu passend, vor dem Kauf zu überlegen, ob eine große Menge Eier wirklich notwendig sind. „Die Höfe können natürlich nicht alles auffangen.“

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