Stand: 15.08.2025 10:31 Uhr

Ein spektakulärer, teilweise tragischer Start in Kiel und ein packender Kampf ums Podium vor Portsmouth: Biotherm hat die erste Etappe des Ocean Race Europe 2025 gewonnen. Weltumsegler Boris Herrmann aus Hamburg schnappte sich mit der Malizia – Seaexplorer dank eines starken Finishs noch Rang zwei.

Die letzten Seemeilen der ersten Etappe hatten es noch einmal richtig in sich. Die Rennleitung hatte den am vergangenen Sonntag in Kiel gestarteten Auftakt am Mittwochabend kurzerhand um 60 Seemeilen (rund 110 Kilometer) auf gut 900 Seemeilen verlängert. Die Flotte musste vor Portsmouth noch einige Schleifen um Bojen drehen.

Meilhat: „Große Genugtuung, dieses Rennen gewonnen zu haben“

Biotherm ließ sich den Start-Ziel-Sieg trotzdem nicht mehr nehmen, kreuzte nach 3 Tagen, 19 Stunden, 58 Minuten und 30 Sekunden die Ziellinie und heimste sieben Punkte ein. „Es ist eine große Genugtuung, dieses Rennen gewonnen zu haben. Schon in Kiel hatte ich das Gefühl, dass die Crew, das Team und das Boot bereit waren. Wir sind gut in Fahrt“, sagte Skipper Paul Meilhat.

„Ich bin sehr glücklich. Dieses Etappe war hart, aber ich habe es wirklich genossen, mit dieser Crew in diesen Gewässern zu segeln.“

Malizia-Skipper Boris Herrmann

Die Malizia um Skipper Boris Herrmann ging als Dritter in das finale Kreiselfahren vor der südenglischen Küste und nutzte die Extrarunden für ein geschicktes Überholmanöver.

Herrmann, Will Harris, Cole Brauer und Justine Mettraux kassierten Konkurrent Paprec Arkéa noch ein und sicherten sich nach 3 Tagen, 21 Stunden, 54 Minuten und 50 Sekunden Rang zwei vor dem französischen Team von Skipper Yoann Richomme. Am Ende waren es gerade einmal gute sieben Minuten Vorsprung für die Malizia vor Paprec Arkéa (3 Tage, 22 Stunden, 2 Minuten und 14 Sekunden).

1. Biotherm, 9 Punkte
2. Malizia, 6 Punkte
3. Paprec Arkéa, 6 Punkte
4. Be Water Positive, 4 Punkte
5. AMAALA, 3 Punkte

Herrmann: „Fantastischer Tag für uns“

„Es war fantastischer Tag für uns, ich bin sehr glücklich“, sagte Herrmann. „Dieses Etappe war hart, aber ich habe es wirklich genossen, mit dieser Crew in diesen Gewässern zu segeln.“

Co-Skipper Harris ergänzte: „Es ist eine wirklich harte Flotte da draußen, alle geben die ganze Zeit Vollgas“, so der Brite, der stolz auf das Malizia-Team ist: „Die Tatsache, dass wir das einzige Boot waren, das ein anderes überholen konnte, zeigt meiner Meinung nach, dass wir Kampfgeist haben.“

Richomme „sehr enttäuscht“

„Wir haben taktisch und bei der Segelwahl schlecht gespielt, und sie haben es geschafft, durchzukommen“, musste Paprec Arkéa-Skipper Yoann Richomme zugeben: „Das war ein Fehler von mir. Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich müde und habe die Dinge laufen lassen. Deshalb bin ich heute sehr enttäuscht.“

Biotherm führt mit neun Punkten

Mit neun Punkten führt Biotherm nun die Gesamtwertung der Regatta an. Paul Meilhats Team hatte sich beim Start in Kiel bereits zwei Zähler bei der ersten Wertungsmarke gesichert. Dahinter liegen die Malizia (sechs Punkte für Platz zwei auf der ersten Etappe) und Paprec Arkéa (fünf Zähler für Rang drei und ein Punkt von der Wertungsmarke vor Kiel) mit jeweils sechs Punkten.

Team Canada Ocean Racing – Be Water Positive mit Skipper Scott Shawyer auf Position kam auf Rang vier. Das Team AMAALA mit Skipper Alan Roura erreichte am Donnerstagabend als fünftes Boot das Ziel. Die zweite Etappe von Portsmouth ins spanische Cartagena über 1.400 Seemeilen startet bereits am Sonntag (17.55 Uhr MESZ).

1. Kiel – Portsmouth (England) – 850 Seemeilen (Start 10.8.)
2. Portsmouth – Cartagena (Spanien) mit Fly-By in Matosinhos – 1.400 Seemeilen (Start 17.8., 17.55 Uhr MESZ)
3. Cartagena – Nizza (Frankreich) – 650 Seemeilen (Start 26.8.)
4. Nizza – Genua (Italien) – 600 Seemeilen (Start 31.8.)
5. Genua – Boka Bay (Montenegro) – 1.000 Seemeilen (Start 7.9.)

Holcim – PRB und Mapei unterwegs nach Portsmouth

Dann wollen auch Holcim – PRB und Allagrande Mapei Racing wieder mit dabei sein. Die Kollision beider Teams hatte den Start in Kiel am vergangenen Sonntag überschattet. Beide Boote wurden dabei schwer beschädigt und mussten umgehend in den Hafen zurückkehren.

Nach intensiven Reparaturen Tag und Nacht, bei denen ein riesiges Loch im Rumpf geschlossen werden musste, ist die Holcim-Imoca nun am Donnerstagabend nach Portsmouth aufgebrochen. Das Schweizer Boot verließ um 22.30 Uhr Kiel in Richtung England und wird voraussichtlich am späten Sonnabend oder Sonntag in Portsmouth eintreffen.

Lunven: „Freuen uns riesig“

„Wir freuen uns riesig, wieder am Rennen teilzunehmen. Auch wenn wir die erste Etappe verpasst haben, sind wir genauso gut vorbereitet wie in Kiel, und wir können es kaum erwarten, wieder in die Flotte einzusteigen und anzutreten“, sagte Co-Skipper Nicolas Lunven. Über den Nord-Ostsee-Kanal wird die Imoca mit zwei Mitgliedern der Holcim-Segelcrew, zwei Mitgliedern des technischen Teams sowie einem Bordreporter die rund 500 Seemeilen absolvieren.

Das Mapei-Team um Skipper Ambrogio Beccaria stach am Freitagmorgen um 5 Uhr in See in Richtung Portsmouth. Die nächste, längste Etappe des Ocean Race Europe wird doppelt gewertet.

Herrmann setzt auf nächster Etappe aus

Für das Team Malizia wird dann Harris den aussetzenden Herrmann als Skipper vertreten. Auch Cole Brauer fährt die zweite Etappe nicht mit. Neben dem Briten wird erneut Justine Mettraux dabei sein. Neu dazustoßen werden Francesca Clapcich und Lois Berrehar als Co-Skipper auf der Malizia – Seaexplorer.

Norddeutscher Rundfunk