Kinder tanzten im Garten, Eltern lauschten, Musik erklang: Die Obermayr Kita Sonnenberg feierte zehn Jahre und erzählte dabei auch ein Stück ihrer eigene Geschichte.

Die Sonne stand hoch über dem Löwenspielplatz, als sich Kinder, Eltern und Gäste am Samstagnachmittag in Sonnenberg zum Jubiläum trafen. Zehn Jahre Obermayr Kita Sonnenberg – das bedeutete nicht nur ein Sommerfest, sondern auch ein Rückblick auf ein Projekt, das ohne Mut, Handschlag und klare Worte nie Realität geworden wäre.

Dr. Gerhard Obermeier, Trägervertreter und Schulleiter, schlug den Bogen weit zurück. Von der eigenen Kindheit im Rosenkindergarten über die Anfänge des Krippenausbaus bis hin zur politischen Geduldprobe im Jahr 2012. „Damals gab es in Sonnenberg gerade zwölf Krippenplätze“, erinnerte er. „Die Antwort lautete: Wer hier wohnt, kann doch ins Auto steigen und woanders hinfahren.“

Politik, Mut und ein Handschlag

Der Wendepunkt lag im Jahr 2012. Sonnenberg wuchs, doch für die Kleinsten gab es kaum Platz. Zwölf Krippenplätze zählte der Stadtteil damals – Rambach hatte gar keinen. Eltern meldeten Bedarf an, doch aus dem Rathaus kam nur Achselzucken. Die Sonnenberger fahren Auto, die können auch in andere Stadtteile, hieß es hinter vorgehaltener Hand.

Die eigentliche Wende brachten schließlich Gespräche mit dem damaligen Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernent Detlef Bendl. Auf einem verwilderten Gelände am Rand des Stadtteils, früher eine kleine Schläbergarten-Kolonie, erkannte er die Chance. Mit einem Handschlag verkaufte die Stadt das Areal an den gemeinnützigen Träger – unter der Bedingung, dass hier wirklich ein Kindergarten entstehe.

Aus zunächst veranschlagten 2,4 Millionen Euro Baukosten wurden am Ende 4,4 Millionen. Doch die Entscheidung, gleich vier Gruppenräume zu schaffen, erwies sich rasch als goldrichtig: Schon ein Jahr nach Eröffnung waren alle Plätze belegt.

Pädagogik mit Konzept

Die Kita setzte von Beginn an auf ein pädagogisches Profil. Reggio-Pädagogik, ein gemeinsames Kinderrestaurant, das Prinzip des Marktplatzes, ein zentraler Schlafraum für alle Krippenkinder. Hier wird nicht einfach gegessen, hier decken Kinder gemeinsam die Tische, bringen Speisen, räumen wieder ab. Die Hauswirtschaft gehört zum pädagogischen Konzept –, und Essen wird so zur Übung in Selbstständigkeit und Verantwortung.

Auch die Architektur folgt dieser Idee. Statt langer Flure, die an eine Amtsstube erinnern, entstand ein offener Marktplatz als Zentrum. Ein Raum, in dem man sich begegnet, wo Kinder, Eltern und Erzieherinnen ins Gespräch kommen. Daneben liegt der große gemeinsame Schlafraum – ein Konzept, das damals unter Fachleuten heftig diskutiert wurde. Vierzig Kinder gleichzeitig zur Ruhe bringen? Für Obermayr kein Wagnis: „Ruhe erzeugt Ruhe“, zitierte er Montessori. Heute zeigt sich: Das Modell funktioniert.

Team und Elternbeirat

Dr. Gerhard Obermayr stellte klar: Eine Kita sei immer nur so stark wie die Menschen, die sie täglich lebendig machten. Er erinnerte an die erste Leiterin, Frau Heinrich, die die Einrichtung in den ersten Monaten aufbaute. Schon bald übernahm Sylvia Genova die Verantwortung – zuvor stellvertretende Leiterin in Taunusstein, nahm sie den weiten Arbeitsweg in Kauf. Sie formte das Team, entwickelte Strukturen und prägte die Atmosphäre des Hauses. „Das, was hier heute geformt, geschmiedet wurde, ist dein Verdienst“, sagte Obermayr sichtbar bewegt.

An ihrer Seite arbeitet Siam Tamawui, die die Krippe leitet. Sie kam aus einer anderen Einrichtung und brachte das nötige Fingerspitzengefühl für die Jüngsten mit. Auch Kascha wurde nicht vergessen: Zwei Jahre lang trug er die Leitungsverantwortung. „Einen Haufen Damen zu führen – Hut ab!“, kommentierte der Trägervertreter mit einem Schmunzeln. Bis heute arbeitet er als Gruppenleiter im Haus.

Besonderen Dank erhielt auch der Elternbeirat. Michael Merten, Vater der ersten Stunde, war fünf Jahre lang aktiv. Er unterstützte das Haus in schwierigen Finanzierungsfragen, hielt Kontakt zur Stadt und brachte Elterninteressen unermüdlich ein. Als Zeichen der Wertschätzung überreichte Obermeier ihm eine Flasche „Leichtsinn“ – ein ironischer, aber herzlicher Dank für viele Jahre Verlässlichkeit.

Streit und Standfestigkeit

Nicht alles lief glatt. Kaum ein halbes Jahr nach der Eröffnung 2015 kam die Schreckensbotschaft aus dem Rathaus: Der Betrieb könne so nicht weiterfinanziert werden, die Stadt müsse sparen. Für Obermayr war das ein Affront – und zugleich der Beginn des ersten handfesten Streits um die Kita. „Wenn man für die Kommune Plätze baut, braucht man auch Verlässlichkeit“, sagte er rückblickend.

Damals entstand der erste Zeitungsartikel über die Wirbel um Kita Sonnenberg. Im Kern ging es nicht nur um Zahlen, sondern auch um eine Haltung. Manche meinten, in Sonnenberg lebten ohnehin nur wohlhabende Familien, die sich höhere Elternbeiträge leisten könnten. Obermeier widersprach entschieden: „Hier wohnen Menschen, die hart arbeiten. Auch in Sonnenberg gibt es Vielfalt, nicht nur Reichtum.“

Der Ortsbeirat stellte sich geschlossen hinter die Einrichtung. Ortsvorsteher Bauer und der inzwischen verstorbene Dr. Werner Jopp, nach dem heute ein Platz benannt ist, brachten den Konflikt in die Stadtpolitik. Und tatsächlich reagierte der damalige Bürgermeister Gossmann mit einem Satz, der hängenblieb: „Sie haben ja recht, Herr Obermeier – aber warum haben Sie es so laut gemacht?“

Laut sein musste er, das betonte Obermeier. Denn ohne Druck, ohne öffentliche Debatte wäre das Projekt womöglich ins Wanken geraten. Die Episode zeigte: Die Kita Sonnenberg war nicht nur ein Bauprojekt, sondern auch ein Lackmustest für die Verlässlichkeit kommunaler Kinderbetreuung. Am Ende setzte sich Standfestigkeit durch – ein Signal, dass sich Engagement und Beharrlichkeit lohnen..

Ein Dank an die Wegbegleiter

Am Ende war das Jubiläum weniger Rückschau als Bekenntnis. Dr, Gerhard Obermayr dankte Team, Eltern und Wegbegleitern, vor allem Detlef Bendl, ohne dessen Entscheidung die Kita nie entstanden wäre. „Sie war nicht leichtsinnig, sie war einfach nur gut“, sagte er.

Dann übernahm Musiker Oliver Mager, und die Kinder tanzten im Garten. Zehn Jahre Kita Sonnenberg – ein Kapitel Stadtgeschichte, das zeigt, wie Bildung, Mut und Gemeinschaft zusammenfinden können.

Foto – Obermayr Kita Sonnenberg ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt!

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