Das Haus des Tourismus zeigt erstmals Gesicht: Zur Marktplatz-Seite ist das Gerüst gefallen – damit startet die Debatte über die Optik. Und wann öffnen der i-Punkt und das Lokal Knitz?
Der Chef hat bereits sein neues Büro am Marktplatz eingerichtet. „Wir sind umgezogen“, steht in der Mail-Signatur von Armin Dellnitz. „Sie erreichen uns unter folgender Adresse: Marktstraße 2.“
Darauf hat der Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH und der Regio Stuttgart-Marketing und Tourismus GmbH über ein Jahr länger warten müssen als geplant. Wäre das alte Gebäude des Modehauses Breitling einfach abgerissen und das Haus des Tourismus neu gebaut worden, wäre alles schneller gegangen. Doch die nachhaltige Bauweise mit historischen Elementen stellte die Baufirma immer wieder vor Herausforderungen: Das Stahlbeton-Skelett, das runde Treppenhaus auf der Rückseite und die Kellergeschosse blieben erhalten – und wollten nicht immer so, wie von den Architekten vorgesehen.
Start des neuen i-Punkts steht kurz bevor
Am Montag, 18. August, schließt die Tourist Information, der i-Punkt an der Königstraße 1a, für immer. „Es gibt jetzt keinen Plan B mehr“, sagt Dellnitz. Ein großer Teil seines 60-köpfigen Teams ist bereits zum Marktplatz umgezogen und nutzt die neuen Büros – inklusive des neuen Tagungsraums. Alle anderen packen, füllen unzählige Kartons, mit denen sie nun den Standort wechseln, von der Bahnhofs- zur Rathausnähe.
Die Türen für den neuen i-Punkt sollen am Donnerstag, 21. August, pünktlich zum Start des Weindorfs aufgehen – zum „Soft-Opening“. Ob alles planmäßig klappt, hängt noch vom letzten grünen Licht der Behörden ab. Eines aber ist jetzt schon sicher: Das Restaurant Knitz startet erst nach dem Weindorf. Auch die offizielle Eröffnungsfeier des Tourismus-Hauses wird erst im September sein.
Was den Architekten wichtig war
Die „Hüllen“ zur Marktplatz-Seite sind jetzt gefallen, nur an den Seiten und der Rückseite stehen noch Gerüste. Damit ist der neue Blickfang freigelegt und die Diskussion über die Optik des Gebäudes eröffnet. Wie das meist so ist: Die Meinungen gehen auseinander. Wichtig zu wissen: Das Haus soll mit grüner Bepflanzung und gelben Markissen noch schöner werden.
Die APS-Architekten haben die Fassade in vier Segmente unterteilt, um die „Kleinteiligkeit der umliegenden Gebäude“ aufzugreifen. Ziel war es, keinen „großen Klotz“ hinzustellen, sondern sich optisch dem Rathaus sowie dem Breuninger-Gebäude unterzuordnen. „Ab dem dritten Stockwerk haben wir komplett mit Holz weitergebaut“, erklärt Dellnitz. Auch die Dachterrasse besteht aus Holz – inklusive Unterkonstruktion, Boden und Wänden. Das Material soll elegant und langlebig wirken.
Farbwahl: Helles Gelb-Beige „für maximale Eleganz“
In ersten Entwürfen war das Gebäude deutlich gelber. „Der Farbton war damals zu intensiv“, sagt Dellnitz. Man entschied sich für ein milderes Gelb-Beige, das Helligkeit und Eleganz auf dem Marktplatz bringe, ohne dominant zu wirken.
Jedes Fenster verfügt über Außenmarkisen in Gelb. Werden diese heruntergelassen, wirkt das Haus noch gelber – eine bewusste, aber dezente Farbgestaltung. Ziel war es, nicht mit dem Rathaus in Konkurrenz zu treten.
Die Brüder Maximilian (links) und Ferdinand Trautwein eröffnen ihr Restaurant gleich nach dem Weindorf. Foto: Julia Schramm Highlight: Die Dachterrasse von Knitz
Ein besonderes Highlight ist die Dachterrasse, die Teil der Gastronomie ist. Aus dem Plan der Brüder Ferdinand und Maximilian Trautwein (bekannt aus der Linde in Möhringen), ihr schwäbisches Restaurant Knitz noch vor dem Weindorf zu eröffnen, wird nichts. Aber so gut wie startklar sind sie. Die beiden sind auch mit einer großen Laube auf dem Weinfest vertreten. Diese zu betreiben und gleichzeitig ein neues Prestigeprojekt zu starten – das wäre freilich zu viel gewesen.
Das Knitz startet nun im September. Im Erdgeschoss und im Außenbereich auf dem Marktplatz wird das komplette Speisenangebot serviert, während es auf der Dachterrasse Drinks und Snacks gibt. Denn für ganz oben gibt es keine vollständige Gastro-Konzession. After-Work-Treffs mit Panorama-Aussicht auf die City dürften auf großes Interesse stoßen. Bisher kann man nicht reservieren. Dies Möglichkeit soll erst bestehen, wenn sich alles eingespielt hat.
Was das schwäbische Wort Knitz bedeutet
Laut Duden wird das Wort Knitz im Süddeutschen verwendet und bedeutet: „Auf liebenswerte Weise raffiniert, schlau, gewitzt.“ Der Großvater der Trautwein-Brüder liebte dieses Wort, weil es so schön und lobend ausdrücke, „wie mir Schwoba send“. Seit über 70 Jahren gibt es in den „Stuttgarter Nachrichten“ eine Kolumne unter dem Namen KNITZ. Diese fünf Buchstaben sollen also künftig auch für kulinarische Qualität stehen.