Leipzig. Nach einer Spielunterbrechung infolge von mutmaßlichen Beleidigungen aus dem Fanblock beim DFB-Pokalspiel zwischen Lok Leipzig und Schalke 04 am Sonntag hat der Schalker Spieler Christopher Antwi-Adjei die Leipziger Polizei eingeschaltet. Das teilte der Zweitligist aus Gelsenkirchen am Sonntagabend mit. „Christopher Antwi-Adjei hat den Vorfall angezeigt“, heißt es einer Mitteilung des Zweitligisten. Damit laufen nun Strafermittlungen gegen Personen aus dem Leipziger Fanblock. Die Behörden wollten sich bislang nicht dazu äußern.

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Der 31-jährige Außenstürmer soll am Sonntag im Leipziger Bruno-Plache-Stadion bei einem Einwurf von Zuschauern rassistisch beleidigt und zudem mit einem Gegenstand beworfen worden sein. Schiedsrichter Max Burda unterbrach die Partie bereits nach 14 Minuten beim Stand von 0:0 und ließ die Fans von Lok Leipzig über den Stadionsprecher auffordern, diskriminierende Rufe zu unterlassen.

Ganzes Stadion pfeift Antwi-Adjei aus

Das Spiel wurde dann nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt. Doch statt Verständnis zu zeigen, reagierten nun viele Fans von Lok Leipzig mit anhaltenden Pfiffen gegen Antwi-Adjei.

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Der FC Schalke 04 kritisierte diese Reaktion des Leipziger Fanblocks ebenfalls scharf. Es sei „eine völlig unverständliche und enttäuschende Reaktion“, erklärte der Verein in einer Mitteilung. Auch Trainer Miron Muslic fand deutliche Worte: „So eine Äußerung hat nirgends etwas verloren! Und das Schlimmste für mich: Chris wird danach 120 Minuten lang ausgepfiffen. Das kotzt mich an!“

Er fand dabei auch kritische Worte für die Behauptung, es habe sich nur um eine Einzelperson gehandelt, die im Lok-Fanblock ausfallend geworden sei. „Ich muss noch mal nachhaken, weil wir immer verharmlosen: Einzelperson. Das ganze Stadion hat glaube ich schon ein Gefühl gehabt, warum das Spiel unterbrochen ist – und das ganze Stadion hat gepfiffen. Es ist keine Einzelperson“, sagte der Österreicher: „Aber leider Gottes ist das so gang und gäbe, dass man das verharmlost und dann abschiebt als ‚ein Idiot‘. Das sehe ich nicht so und das möchte ich betonen.“

Schalke-Kapitän Kenan Karaman erklärte am Sonntag, dass der Zweitligist bei weiteren rassistischen Vorfällen während des Spiels das Feld im Bruno-Plache-Stadion verlassen hätte. „Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir nicht mehr weitergespielt“, sagte er.

Der attackierte Christopher Antwi-Adjei äußerte sich nach Abpfiff. „Das war Rassismus. Das hat nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Alltag nichts zu suchen“, sagte er. Einen Spielabbruch habe er nicht gefordert, dennoch habe er sich bewusst für eine Anzeige entschieden: „Ich wollte aus der Geschichte nichts Großes machen, aber tolerieren wollte ich es auch nicht.“

Späte Entschuldigung von Lok Leipzig

Die Verantwortlichen von Lok Leipzig hatte sich zunächst eher zurückhaltend zum Vorfall geäußert. Pressesprecher Carsten Muschalle erklärte in der Halbzeitpause in einem Fernsehinterview: „Wir haben einen Mitarbeiter, der ist Rollstuhlfahrer, der genau oder fast an der Stelle, wo der Spieler stand, gestanden hat. Der hat nichts gehört. Wir haben auch so ein bisschen da rumgefragt, es hat niemand was gehört.

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Am späten Sonntagabend folgte dann aber doch eine Entschuldigung des Vereins. „Diese eine Stimme hat einen Schatten auf einen sonst wundervollen Fußballnachmittag geworfen“, so Sprechewr Muschalle. Und weiter: „Selbstverständlich entschuldigen wir uns im Namen des gesamten 1. FC Lok Leipzig in aller Form bei Christopher Antwi-Adjei und dem FC Schalke 04! Rassismus in jedweder Form hat in keinem Stadion der Welt und überhaupt nirgendwo etwas zu suchen.“

LVZ