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Schätzen die offene Art der Cosplay-Szene: Maia Giebeler (links) und Verena Pukownick kommen schnell ins Gespräch und unterhalten sich über gemeinsame Interessen. © Lisa Schmedemann
Ein Abend zwischen Cosplay und Kampfsport: Auf dem Main Matsuri im Offenbacher Büsingpark gibt es Kultur, Tradition und Kulinarik aus Japan zu entdecken.
Offenbach – Japanische Kultur mitten in Offenbach – das Main Matsuri im Büsingpark zeigt eine breite Palette von vielem, was das Land in Fernost zu bieten hat. Die Besucher schlendern durch Stände mit traditionellem Handwerk und bunten Anime-Accessoires, bewundern asiatische Kampfkünste und probieren authentische Spezialitäten. Auf zwei Bühnen gibt es Vorführungen, im Büsingpalais warten Workshops zum Mitmachen. „Ich schätze am Main Matsuri, dass es nicht nur die Cosplay-Szene, sondern auch die Kultur Japans abbildet“, sagt Standbetreiber Ahmed Al-Baghdadi.
Onigiri aus Leidenschaft
Mit seinem kleinen Foodtruck ist Al-Baghdadi zum fünften Mal beim Main Matsuri dabei. Er verkauft Onigiri – die selbst gemachten, gefüllten Reishäppchen, von einem Algenblatt ummantelt, „sind das gesündere Pausenbrot“. In Japan seien sie in jeder Brotbox zu finden, hierzulande waren sie noch unbekannt, als Al-Baghdadi vor neun Jahren seine Firma OhNigiri in Saarbrücken gegründet hat. Die Zutaten, die er für seine Onigiri verwendet, stammen aus Japan. Über den Handel mit Teeware hat er seine Leidenschaft zu dem Land entdeckt, in dem er ein halbes Jahr gelebt hat. „Dort gibt es Onigiri an jeder Ecke“, schwärmt er.
Gerade erst zurück von ihrer Japanreise ist Besucherin Maia Giebeler. Die 26-Jährige geht auf Verena Pukownik zu, die als Anime-Charakter verkleidet ist. Die Frauen kommen ins Gespräch, wirken, als würde sie sich schon lange kennen, und tauschen ihre Reiseerfahrungen aus. „Das macht die Cosplay-Szene aus: Die Menschen sind sehr offen“, sagt Pukownik, die seit 23 Jahren in die Kostüme von Anime- und Mangafiguren schlüpft.
Ist das japanischer Pfannkuchen? Gebratene Okonomiyaki verströmen ihren Duft im Büsingpark. © Lisa Schmedemann
„Animes sind nicht nur für Kinder gemacht. Als das Format in den Westen kam, wurde es aber sehr kindlich aufgezogen“, weiß die Wahl-Offenbacherin. Inzwischen sind viele Animes auch mit deutscher Synchronisation bei Streaming-Anbietern wie Netflix und Crunchyroll zu sehen. Die Figur Gyokuyou aus „Die Tagebücher der Apothekerin“, die Pukownik verkörpert, sei vielen Fans bekannt, der Anime liege im Trend. „So kommt man noch schneller innerhalb der Community ins Gespräch.“
Aus dem gleichen Grund hat Giebeler kleine, bunte Accessoires aus Japan mitgenommen. Sie sagt: „Ich hatte eine Karte mit der Figur dabei und mag es, mit kleinen Geschenken anderen eine Freude zu machen.“ Neben der lebendigen Cosplay-Szene schätzen die beiden Frauen am Main Matsuri die japanischen Aufführungen, die „besonders authentisch sind“.
Auf der Hauptbühne im Büsingpark schwingt etwa der Ninja Riku Noma seine Schwerter. Der Akrobat aus Japan trainiert die präzisen, geschmeidigen Bewegungen seit 15 Jahren. Und offenbar hat auch er großes Interesse an kulturellem Austausch. Auf die Frage der Moderatorin, worauf er sich an den drei Festivaltagen am meisten freue, sagt er: „Bier.“
Schwertkunst zum Ausprobieren
Im Gegenzug laufen immer wieder Gastronomen mit Tabletts voller Sake-Bechern durch die Menge, um den Reiswein anzupreisen. Kulinarisch gibt es an 25 Ständen von süßem bis salzigem Streetfood einiges zu entdecken. Die Besucher lassen sich gegrillte und frittierte Fleischspieße, Takoyaki (Oktopusbällchen), Softeis und Mochi (Reiskuchen) und mehr schmecken – die man sich schon nach dem ersten Probieren auch auf deutschen Fressmeilen wünscht.
Porzellan, Kimonos, Merchandise: Petra Semineth (links) und ihre Töchter Miriam, Ariane und Nadine werden fündig. © Lisa Schmedemann
Wer sich die ein oder andere Kalorie zu viel gegönnt hat, kann sich direkt im Kampfsport üben. Verschiedene Vereine locken mit Kendo und Baseball. Liliana Smolcic aus Fürth bei Nürnberg gibt Einblicke ins Bujinkan Budo Taijutsu, das auf verschiedene Ninjutsu- und Samuraistile aufbaut. „In dieser Form wird es erst seit 1950 gelehrt“, weiß die 29-Jährige. Wie für die Ninjutsu-Richtung üblich, gehe es vor allem ums Ablenken und Irritieren des Gegners.
Den Worten lässt sie Taten folgen und schwingt einen Fächer, der harmlos aussieht, sich aber mit einem lauten Knall öffnet. Vor ihr liegen Schwerter, Stöcke und mehr. Die Kampfsportlerin sei zufällig zum Main Matsuri gekommen, berichtet sie. Ursprünglich habe sie der Gruppe im benachbarten Zelt, die den historischen Blick auf die Samurai-Zeit Japans richtet, beraten wollen, nun steht sie mit eigenem Stand daneben. „Die Gruppe hat Spaß am Schauspiel und will die Bewegungen richtig ausführen“, erläutert Smolcic ihre Hilfestellung.
Petra Semineth hat längst mit Freude akzeptiert, als Anhängsel ihrer drei Töchter mit auf das Festival zu kommen. Es ist Tradition geworden, dass die Familie aus Würzburg gemeinsam für einen Tag vorbeischaut. „Wir nutzen die Zeit und die Kinder decken sich mit Merchandise ein“, sagt die 62-Jährige. „Das Angebot ist toll.“