Aufregung um kuriose Regeln
Ab 20 Uhr: Stadt verbietet Chips-Verkauf im Univiertel
18.08.2025 – 07:53 UhrLesedauer: 2 Min.
Kein Bier nach 22 Uhr: Für viele Studenten mit kleinem Geldbeutel ist die neue Regelung im Univiertel ein echter Stimmungskiller. (Quelle: Felix Hörhager / dpa)
Im Münchner Univiertel greifen neue Regelungen: Chips verschwinden ab 20 Uhr aus den Regalen, Bier gibt es nur bis 22 Uhr. Grund sind Anwohner-Beschwerden.
Wer in den letzten Tagen abends durch das Univiertel rund um die Ludwig-Maximilians-Universität gezogen ist, dürfte vielleicht einige Veränderungen bemerkt haben. Die zuletzt immer beliebteren Spätis in der Maxvorstadt müssen abends die Schotten dicht machen. Ab 20 Uhr dürfen keine Chips mehr verkauft werden und die Betreiber müssen ihre Regale mit Rollos oder Gittern abdecken, um den Verkauf zu unterbinden. Zwei Stunden später darf auch kein Flaschenbier mehr herausgegeben werden.
Betreiber wie Al Bezihi Nechirvan oder Shivan Beseh trifft das hart, da der meiste Umsatz genau in diesen Stunden gemacht werde. Wie die beiden der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichten, kämen Nachtschwärmer oft erst später am Abend, wenn andere Läden längst geschlossen hätten. „Der meiste Umsatz ist bei mir ab 22 Uhr“, so Beseh, der nach eigenen Angaben inzwischen Existenzängste hat.
Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) stellt klar: Die Auflagen sind nicht neu. Man habe lediglich auf die geltende Rechtslage hingewiesen. In Bayern gilt nach wie vor das Ladenschlussgesetz, das Geschäfte verpflichtet, um 20 Uhr zu schließen. Ausnahmen gelten nur für Betreiber, die gleichzeitig eine Gaststätte führen. Sie dürfen nach 20 Uhr noch ein eingeschränktes Sortiment verkaufen – etwa Tabak, Süßwaren oder Getränke. Chips fallen nicht darunter.
Anders als in Berlin oder Leipzig gibt es in Bayern also keine richtigen „Spätis“. Die zuletzt novellierte Version des Gesetzes sieht dieses Geschäftsmodell weiterhin nicht vor. Wer nachts Bier oder Snacks kaufen will, muss deshalb mit den Einschränkungen leben.
Bei Studierenden und jungen Anwohnern stößt die Regelung auf Unverständnis. Für sie gehören Chips und Bier aus dem Kiosk zum Nachtleben im Univiertel. „Wenn man eben nicht diesen Flair haben will, dann zieht man halt auch nicht hierher“, sagt ein Anwohner der dpa. Andere kritisieren „Klientelpolitik für Alteingesessene“ und sehen die Stadt in der Pflicht, auch die Bedürfnisse der jungen Generation zu berücksichtigen.
Der Grund für die strikte Durchsetzung: Anwohner hatten sich über Müll, Lärm und Störungen beschwert. Gerade die Kombination aus Bier und Knabberzeug zog viele Feiernde an, die nach dem Einkauf vor den Läden blieben. Manche Betreiber versuchten gegenzusteuern – sie reinigten die Straßen und baten Kunden, weiterzugehen. Doch das reichte den Behörden offenbar nicht aus.
Seit den verstärkten Kontrollen habe sich die Lage verbessert, heißt es vom KVR: weniger Lärm, weniger Müll, weniger Störungen. Dass dies auch mit Semester- und Schulferien zusammenhängen könnte, lässt die Behörde offen.