Berlin – Roland Kaiser (73) hat die Lizenz zum Schunkeln. Bei seinem letzten Konzert der diesjährigen Open-Air-Saison machte er am Samstagabend Halt in der Berliner Waldbühne. Ein Fest – nicht nur für eingefleischte Schlagerfans.

Gegen 19.40 Uhr betritt die lebende Legende die Bühne. Es ist ein Heimspiel, und genauso wird Roland Kaiser von den 22.000 Fans begrüßt. Tosender Applaus, Johlen, Pfiffe – alle freuen sich. Auch Kaiser, der glücklich und dankbar wirkt, als er in die Runde blickt.

Dann geht’s los: „Ich werde da sein“, der Song, in diesem Jahr veröffentlicht, setzt den Ton für die kommenden zwei Stunden. Beste Mitklatsch-Mucke, gefühliger Text.

So tanzbar wie schon vor Jahrzehnten

Kaiser hat gleichnamiges Wetter mitgebracht: In der klaren, lauen Sommernacht schwingt sich das Publikum langsam ein. Es gibt wohl wenige Veranstaltungen, bei denen die Besucher so gemischt sind. Und wo man sich so einig ist, dass das hier ein fantastischer Abend wird.

Zu Roland Kaiser kamen sie alle, die Waldbühne war ausverkauft

Zu Roland Kaiser kamen sie alle, die Waldbühne war ausverkauft

Foto: IMAGO/Berlinfoto

Freundinnen-Gruppen mit Blumenkranz im Haar klatschen neben Spießern in Hemd und Segelschuhen. Hippe Typen mit Jutebeutel stehen zwischen Senioren, Mama, Papa, Kind. Männer, die regelmäßig im Gym pumpen, wippen im Takt neben ihrer Frau. Dazwischen pinke Paillettenhüte und immer wieder blinkende Haarreifen. Als Kaiser nach etwa einer Viertelstunde „Dich zu lieben“ anstimmt, steht die ganze Waldbühne.

Geht aber auch gar nicht anders, denn selbst wenn man kein einschlägiger Schlagerfan ist, so wie meine Begleitung (24), die eher bei Techno so richtig in Schwung kommt – die Musik von Roland Kaiser ist heute genauso tanzbar wie vor 51 Jahren, als er in Berlin mit dem Musikmachen begann.

Mehr zum ThemaHat er das wirklich gesungen?

Nur eine Sache fällt auf: „Der hat ganz schön verschmitzte Texte.“ Gemeint sind Zeilen wie:

„Du, deine Freundin und ich. Machen was zusammen. Und alles steht in Flammen. Du, deine Freundin und ich. Könn’n uns doch mal küssen. Das muss ja keiner wissen.“

Und: „Manchmal möcht ich so gern mit dir. Doch ich weiß, wir würden viel zu viel riskieren. Du verlierst den Mann, ich verlier’ den Freund.“

Roland Kaiser und seine fulminant aufspielende Band

Roland Kaiser und seine fulminant aufspielende Band

Foto: IMAGO/Berlinfoto

Oder diese Perle: „Südlich von mir. Südlich ganz nah bei dir. Bis uns die Sehnsucht verbrennt. Und der Morgen uns trennt.“

Sätze, die bei Zuhörern der durchgegenderten Generation Z für erstaunte Blicke sorgen: „Hat er das wirklich gesungen?“ Verbotene Liebe, eine Dreiecksgeschichte, lange Nächte und durchwühlte Laken – da ist richtig was los, könnte man meinen.

Zu Roland Kaiser kann man nicht Nein sagen

Es ist wohl wie beim Gangster-Rap. Während die Bushidos und 50 Cents dieser Welt ihre Fans mit der Fantasie von Reichtum, fetten Autos und Boss-Attitüde in den Bann ziehen, ist es bei Roland Kaiser die Idee vom süßen Leben.

Jubiläum in Leipzig : Backstage bei Roland KaiserRoland Kaiser Tournee: das BILD-Interview vor dem Konzert in Leipzig

Quelle: BILD21.07.2024

Und mit dieser geht es weiter in diese herrlich leichte Sommernacht, immer knapp vorbei an dem Mü zu viel Anrüchigkeit. Wie sagt es Kaiser, bevor er einen seiner größten Hits und damit das Ende anstimmt: „Ein Lied, zu dem man nicht Nein sagen kann.“