marktbericht
Der DAX geht mit leichten Kursverlusten in die neue Woche. Im Blick haben Anleger dabei nicht nur die Ukraine-Gespräche in Washington, sondern auch die Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole.
Angesichts der anhaltend großen geopolitischen wie geldpolitischen Unsicherheiten ist der DAX verhalten in die neue Börsenwoche gestartet. Im frühen Handel geht es für den deutschen Leitindex um 0,3 Prozent nach unten auf 24.295 Punkte.
Nachdem das Treffen zwischen Russlands Staatschef Putin und dem US-Präsidenten ergebnislos geblieben ist, blicken die Anleger nun gespannt auf das heutige Treffen zwischen Trump, Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern im Weißen Haus.
Die Börse erhoffe sich davon einen deutlichen Schritt in Richtung Frieden in der Ukraine, erklärt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Das Treffen könnte dem DAX die nötigen Impulse für einen neuen Höhenflug geben, kommentiert Analyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades. „Die Hoffnungen ruhen auf dem Potenzial neuer wirtschaftlicher Möglichkeiten, die sich nach einem möglichen Friedensschluss ergeben könnten.“
Angesichts seiner frühen Kursverluste entfernt sich der DAX ein Stück weiter von seinem Rekordhoch von Mitte Juli bei 24.639 Punkten. Bereits vor dem Wochenende war der deutsche Leitindex erneut an seiner Charthürde um 24.500 Punkte gescheitert. Erst wenn dieser Widerstand aus dem Weg geräumt ist, ist der Weg Richtung Rekordhoch frei.
Den Chartexperten von HSBC zufolge könnte der DAX vor einem neuen Bewegungsimpuls stehen. „Seit Anfang Juli und dem damaligen Allzeithoch bei 24.639 Punkten tritt das Aktienbarometer in diesem Dunstkreis immer wieder auf der Stelle.“ Auch übergeordnet pendle der DAX damit in den letzten Monaten nur noch seitwärts, so die HSBC-Experten. „Die aktuelle Schwankungsarmut ist oftmals der ideale Nährboden für den nächsten Trendimpuls.“
Mit Beginn der neuen Börsenwoche rückt derweil auch die Geldpolitik wieder verstärkt in den Fokus der Anleger. Das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole vom 21. bis 23. August wirft bereits seine Schatten voraus. Dort wird auch der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, über die Wirtschaftsaussichten und die Geldpolitik sprechen.
„Powell wird jedoch nicht explizit eine Zinssenkung im September ankündigen, sondern die Arbeitsmarkt- und Inflationsberichte für August abwarten“, betont Andrew Hollenhorst, Chefökonom bei Citi Research. Die Märkte preisen aktuell eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt bei der Fed-Sitzung am 17. September ein. Sie rechnen mit einer weiteren Lockerung bis Dezember.
Die wichtigsten asiatischen Börsen sind freundlich in die Woche gestartet. Beim Nikkei 225 reichte es sogar für ein weiteres Rekordhoch. Der japanische Leitindex verabschiedete sich mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 43.714 Punkte aus dem Handel. Für den CSI-300-Index mit den wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen ging es um weitere 1,0 Prozent auf 4.244 Punkte hoch.
Die US-Futures liegen am Morgen leicht im Minus. Am Freitag hatte sich der US-Standardwerteindex Dow Jones kaum verändert bei 44.946 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,3 Prozent auf 6.449 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 0,4 Prozent auf 21.622 Stellen nach.
Die Ölpreise tendieren kaum verändert. Am Rohstoffmarkt stagniert die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee bei 65,78 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende von Drohungen Abstand genommen, die russischen Ölexporte stärker einzuschränken.
Unterdessen erholt sich der Goldpreis von einem Zwei-Wochen-Tief. Das Edelmetall verteuert sich am Morgen um 0,7 Prozent auf 3.349 Dollar je Feinunze, nachdem es zuvor den niedrigsten Stand seit dem 1. August erreicht hatte. Marktexperten zufolge sahen Käufer offenbar bei Kursen um die 3.300 Dollar eine günstige Kaufgelegenheit.
Im DAX sind zu Wochenbeginn die im August bislang schwachen Aktien von Rheinmetall wieder gefragt. Ohne eine Waffenruhe in der Ukraine und ohne konkrete Friedensbekundungen seitens des Kremls fühlen sich Anleger von Rüstungswerten offenbar wieder angelockt. Hensoldt und Renk verbuchen ebenfalls Aufschläge.
Die Papiere der Commerzbank stehen dagegen im frühen Handel unter Druck. Die Deutsche Bank hat nach dem starken Lauf der Commerzbank-Aktien ihre Kaufempfehlung gestrichen und votiert nun mit „Hold“. Das Kursziel erhöhte sie indes leicht von 33 auf 35 Euro.
Die Berlusconi-Familienholding MFE-MediaForEurope hat im ersten Anlauf die Mehrheit am bayerischen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 verfehlt. Zum Ablauf der Annahmefrist für das gut 1,8 Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot habe sich MFE knapp 43,6 Prozent der Anteile an der Senderkette aus Unterföhring bei München gesichert, teilte das Unternehmen mit.
TAG Immobilien will nach einem Zukauf in Polen künftig einen höheren Anteil des operativen Gewinns als Dividende direkt an die Aktionäre weitergeben. Erstmalig für das Geschäftsjahr 2026 will der im MDAX notierte Immobilienkonzern mindestens 50 Prozent des operativen Gewinns (FFO I) ausschütten. Für das laufende Geschäftsjahr gelte weiter die bisherige Ausschüttungsquote von 40 Prozent.
Eine weitere US-Zulassung für den Gewichtssenker Wegovy treibt die Erholung bei Aktien von Novo Nordisk voran. Wie die Dänen in der Nacht auf Samstag mitteilten, hat die US-Arzneimittelbehörde FDA Wegovy zur Behandlung einer moderaten bis fortgeschrittenen nicht-zirrhotische metabolisch-assoziierte Steatohepatitis (MASH) zugelassen. Das ist eine nicht-alkoholische Fettleberentzündung.
Australiens größte Fluggesellschaft Qantas ist wegen illegaler Massenkündigungen während der Corona-Pandemie zu einer Millionenstrafe verurteilt worden. Für die Entlassung von rund 1.800 Beschäftigten, deren Jobs an externe Dienstleister ausgelagert wurden, muss die Airline 90 Millionen Australische Dollar (umgerechnet etwa 50 Millionen Euro) Strafe zahlen. Experten sprachen von einer Rekordstrafe.
Wegen Rassismusvorwürfen hat der Schweizer Uhrenhersteller Swatch eine Werbekampagne zurückgezogen und sich öffentlich entschuldigt. In der Werbung war ein asiatischer Mann zu sehen, der mit den Fingern seine Augen zu Schlitzen zog. Die Bilder für die Kollektion „Swatch Essentials“ hatten in China für Empörung im Internet gesorgt. Viele Nutzer sahen darin eine Nachahmung rassistischer Gesten.