Auf dem Weg zum Sportforum Hohenschönhausen lag schon von Weitem dieses Knistern in der Luft: Fußball auf der großen Bühne in diesem altehrwürdigen Stadion – hier, wo der BFC seinen echten Ursprung hat. Ich mag dieses Stadion nicht nur, weil es einen Steinwurf vom Wellblechpalast entfernt ist, wo ich meine Liebe zum Eishockey fand, sondern auch, weil es einfach familiärer ist. Ich habe mich hier schon immer wohler gefühlt als auf dem Exer in Prenzlauer Berg.
BFC Dynamo vs. VfL Bochum 1:3
Da lacht das Fußballherz umso mehr, wenn dann mit dem VfL Bochum ein Gegner kommt, der eine echte Fanbase mitbringt. Nicht so wie bei den Spielen gegen z. B. Stuttgart, bei denen gefühlt nur zugezogene Schwaben aufgetaucht sind, die nur da waren, weil es vor der Haustür lag. Und ich glaube, so geht es vielen hier.
Schon in den Wochen zuvor hatte der Verein an allen Ecken und Enden dieses Spiel vorbereitet. Fast täglich erreichten auch mich Nachrichten und Anrufe mit der einen Frage: „Wo bekomme ich Tickets her?“.
BFC Dynamo vs. VfL Bochum 1:3
Durch gute Kontakte – vornehmlich der älteren Generationen beider Fanlager – lag auf den Rängen keinerlei Anspannung oder Rivalität in der Luft. Das sah man auch in der 30. Minute bei einer gemeinsamen Aktion zum Ausbau der beiden Stadien:
Auf Bochumer Seite war zu lesen: „Der Ausbau des Sportforums ist so unverhandelbar …“ – und auf Berliner Seite wurde fortgeführt mit: „… wie das Ruhrstadion an der Castroper.“
BFC Dynamo vs. VfL Bochum 1:3
Zum Beginn des Spiels zeigte der VfL ein Chaos-Intro mit zentralem „Ultras“-Schriftzug auf Doppelhaltern. Auf BFC-Seite kam der Schriftzug „Ost-Berlins letzte Festung“ zum Einsatz – begleitet von einem Pionier, der zur Waffe greift. Dazu zwei Wachtürme sowie weinrote und schwarze Fahnen.
Das gesamte Spiel über wurde auf beiden Seiten ein ordentlicher Support abgeliefert. Optisch hatten vor allem die Gäste einen sehr ansprechenden Fahneneinsatz.
BFC Dynamo vs. VfL Bochum 1:3
Berlin zeigte ein starkes und kämpferisches Spiel – mit einem sehr starken Nicolas Ortegel im Tor. Das erste Tor der Partie fiel exakt bei Minute 45:19 durch Jan Shcherbakovski. Damit erzielte der BFC-Spieler das schnellste Tor in einer zweiten Halbzeit der DFB-Pokal-Historie.
Jetzt roch es nach Sensation in Hohenschönhausen. Der BFC verteidigte aggressiv, was das Spiel von Bochum immer wieder zerstörte. Doch leider rächte sich diese Aggressivität in der 80. Spielminute, als Larry Oeller als letzter Mann Rot sah – nach einem Ziehen am Bochumer Trikot.
Mit zehn Mann auf dem Platz begann Dynamo die Puste auszugehen, sodass in der 85. Minute Noah Loosli den Ball zum 1:1 nach einer Ecke einschob.
BFC Dynamo vs. VfL Bochum 1:3
In der fünften Minute der Verlängerung zeigte Ortegel wieder einmal seine Klasse im Dynamo-Tor, als er den unplatzierten Elfmeter von Bero stark hielt.
Nun ging es Schlag auf Schlag auf dem Platz: Nach einer Tätlichkeit in der 103. Minute sah der Berliner Dadashov Rot. Nun schwanden merklich die Kräfte bei den Ost-Berlinern. Nur vier Minuten später erzielte Bamba mit einem Gewaltschuss aus kürzester Distanz das 1:2 für den VfL.
Der Zeugwart des BFC, Stefan „Malle“ Malchow, drehte noch eine Runde im Stadion und heizte den weinroten Anhängern ein letztes Mal ein – aber leider vergebens. In der letzten Spielminute machte Bero den Sack endgültig zu: 1:3-Endstand.
Das ganz große Fest blieb somit aus – was aber den Anhängern des DDR-Rekordmeisters nicht komplett die Stimmung versaute. Man feierte noch einmal die Mannschaft – zusammen mit den Freunden aus Szczecin und Trier.
Text: Benjamin Barsig
Fotos: Benjamin Barsig und Marcel