Hohe Lebensmittelpreise
Auch Besserverdiener steigen auf Eigenmarken um
18.08.2025 – 14:23 UhrLesedauer: 2 Min.
Butter: Eine Kundin greift zur Rewe-Eigenmarke statt zum Markenprodukt nebenan. (Quelle: IMAGO/onemorepicture / Thorsten Wagner/imago)
Kunden greifen aufgrund hoher Lebensmittelpreise verstärkt zu Eigenmarken. Selbst Haushalte mit höherem Einkommen sind betroffen.
Wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise greifen viele Supermarkt- und Discounterkunden immer öfter zu günstigen Alternativen statt zu teurer Markenware. Das beweist nun auch eine repräsentative Untersuchung des Marktforschungsinstituts Smartcon, die das Branchenblatt „Lebensmittelzeitung“ aufgegriffen hat.
Diese zeigt, dass Kunden besonders im Fall von Molkereiprodukten, Fleisch und Wurst verstärkt Eigenmarken kaufen. Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, bei Milch und Butter häufiger als früher zu Handelsmarken zu greifen. Auch Käse, Joghurt, Fleisch und Toilettenpapier zählen zu den Spitzenreitern.
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Ein möglicher Grund: Auf den Verpackungen dieser Produkte sind immer häufiger Bio-Siegel, Regionalhinweise oder Tierwohl-Labels zu sehen. Diese visuellen Signale schaffen Vertrauen, ähnlich wie ein Markenlogo. Philipp Möllers, Geschäftsführer von Smartcon, sagte dazu, dass die Verpackung zunehmend die Vertrauensfunktion der Marke übernimmt.
Wenig Bewegung in Richtung Eigenmarken gibt es hingegen bei alkoholhaltigen Getränken. Hier bleiben viele Kunden ihren gewohnten Marken treu, möglicherweise auch, weil es weniger Alternativen im Eigenmarkensegment gibt. Laut den Studienautoren könnte der Handel in Zukunft aber mit Innovationen wie alkoholfreien Varianten neue Zielgruppen erschließen.
Besonders genau beobachten Markenanbieter derzeit die Entwicklungen bei Kaffee und Schokolade. Durch gestiegene Rohstoffpreise drohen hier spürbare Preiserhöhungen und damit die Gefahr, dass Verbraucher auch in diesen Bereichen vermehrt zu Handelsmarken wechseln. Derzeit liegt die Eigenmarken-Affinität bei Schokolade bei 52 Prozent, bei Kaffee sogar nur bei 46 Prozent.
Interessant: Nicht nur Menschen mit geringem Budget greifen vermehrt zu Eigenmarken. Auch in Haushalten mit höherem Einkommen ersetzt ein Großteil zunehmend Markenprodukte. In der Smartcon-Erhebung gaben 95 Prozent der Befragten mit höherem Einkommen an, zuletzt öfter Handelsmarken gekauft zu haben.
Eine überraschende Erkenntnis zeigt sich auch im mittleren Einkommensbereich: Hier ist die Markentreue am stärksten ausgeprägt – möglicherweise, weil diese Gruppe die Preissteigerungen bisher nicht so stark spürt wie andere. Das könnte aber passieren, sollten die Preise noch weiter steigen. Professor Oliver Kaul, Mitautor der Studie, betont, dass „sich auch diese Gruppe ein ums andere Mal in Richtung Handelsmarken orientieren“ könnte.