Berlin. Lindt stellt seine Hasen auf die Probe: Wegen US-Strafzöllen erwägt der Konzern, die Produktion von Deutschland in die USA zu verlagern.

Die ikonischen goldenen Osterhasen von Lindt & Sprüngli könnten bald nicht mehr ausschließlich aus Europa stammen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg denkt der Schweizer Schokoladenhersteller darüber nach, Teile seiner Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Ziel sei es, die Importzölle zu umgehen, die unter der Präsidentschaft von Donald Trump eingeführt wurden.

Lindt prüft Millionen-Investition in den USA

Dem Bericht zufolge erwägt Lindt Investitionen von bis zu zehn Millionen US-Dollar (rund 8,5 Millionen Euro), um seine Produktionskapazitäten im US-Bundesstaat New Hampshire auszubauen. In dem Werk entstehen bislang vor allem Schokoladentafeln und Pralinen. Künftig könnten dort auch Osterhasen, Weihnachtsmänner und weitere saisonale Figuren vom Band laufen – und direkt den amerikanischen Markt versorgen.

Noch stammen diese Produkte aus europäischer Fertigung. Doch seit die US-Regierung unter Donald Trump Strafzölle von 15 Prozent auf Schokoladenimporte aus der EU eingeführt hat, verändern sich die Kalkulationen.

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Strafzölle auf Schweizer Schokolade setzen Lindt unter Druck

Zu den Bloomberg-Berichten will Lindt offiziell keine Stellung nehmen. Ein Unternehmenssprecher sagte lediglich, man prüfe fortlaufend, „welche Produkte an welchen Standorten für welche Märkte hergestellt werden“. Ziel sei es, die Produktions- und Lieferketten effizienter zu gestalten – insbesondere mit Blick auf die bestehenden und möglichen neuen Zölle.

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Der Hintergrund ist brisant: Die Vereinigten Staaten haben die Einfuhrzölle auf Schweizer Waren zuletzt deutlich verschärft. Für einzelne Produkte gelten inzwischen Sätze von bis zu 39 Prozent. Für Lindt bedeutet das ein erhebliches Kostenrisiko. Doch betroffen sind nicht nur die Goldhasen: Nach Informationen von Bloomberg setzt die Entwicklung auch andere europäische und Schweizer Hersteller zunehmend unter Druck, ihre Produktion näher an den US-Markt zu verlagern.

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Größter Schokoladenmarkt weltweit

Die Vereinigten Staaten sind der größte Schokoladenmarkt weltweit – und für Lindt einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Laut dem aktuellen Geschäftsbericht des Unternehmens stieg der Umsatz dort 2023 um 4,9 Prozent. Das macht die Region für den Konzern unverzichtbar – und erklärt, warum das Unternehmen bereit ist, vor Ort in neue Produktionskapazitäten zu investieren.

Interessant ist, dass Lindt nicht nur die USA im Blick hat. Laut Bloomberg prüft der Konzern zugleich, den kanadischen Markt stärker aus Europa zu beliefern. Hintergrund seien Vergeltungszölle, die Kanada auf US-Produkte erhoben habe. Für Lindt könnte es daher wirtschaftlich sinnvoller sein, Kanada aus europäischen Werken zu bedienen – während die amerikanischen Konsumenten ihre goldenen Osterhasen und Schokoladenfiguren künftig direkt „Made in USA“ erhalten.

Handelskonflikte verändern die Schokoladenwelt

Der Fall zeigt exemplarisch, wie globale Unternehmen ihre Produktions- und Lieferketten anpassen müssen, um im Handelsstreit nicht ins Hintertreffen zu geraten. Für Lindt geht es dabei nicht nur um Symbolfiguren wie den goldenen Osterhasen, sondern um ein milliardenschweres Geschäft im größten Schokoladenmarkt der Welt.