Die Gäste sind erschrocken, „es hat einen lauten Schlag getan“. So beschreibt ein Sicherheitsmann, der am Samstag beim Club White Noise Dienst hatte, einen rätselhaften und nicht ganz ungefährlichen Vorgang. Ein paar Augenblicke hing ein Auto an der oberen Kante der Treppe, die zu dem Club und der Bar an der Unterführung ins Bohnenviertel und zum einen Abgang der Stadtbahn-Haltestelle Rathaus führt. Die Schnauze des Wagens stand über die Kante hinaus, die hintere Hälfte war noch auf dem Gehweg an der Eberhardstraße.

„Es hat nochmal das Gas aufgeheult, das war echt unheimlich“, sagt der Augenzeuge. Denn wenn der Wagen ganz auf die Treppe geraten wäre, wäre er wohl bis runter zum Club gerollt. Aber dann war schnell klar, dass er festhing. Die Rettungsaktion sei sehr schnell gegangen. „Die haben laut gerufen und sich Leute geholt, Passanten, und mit denen den Wagen wieder hochgeschoben.“ Vermutlich hatte das Auto – es könnte ein BMW sein – Heckantrieb und konnte deswegen aus eigener Kraft wieder wegfahren. „Die Polizei war ganz in der Nähe. Aber als sie da war, war das Auto schon längst wieder weg“, schildert der Security-Mann.

Ähnliche Unfälle sind schon öfter passiert

Warum der Unfall geschah, ist allen ein großes Rätsel. Und da der Fahrer über alle Berge ist, kann man es wohl auch nicht mehr herausfinden. Eine Theorie wäre jedoch, dass er ein Schild falsch gedeutet haben könnte. An dem Abgang ist ein Wegweiser zum Parkhaus Schwabenzentrum. Gemeint ist aber offensichtlich der Fußweg dorthin – da es sich offensichtlich um einen Treppenabgang handelt, der auch durch einen Gehweg von der Straße getrennt ist. In die Straße einfahren darf man ohnehin nicht einfach so, denn es handelt sich um eine den Radfahrenden vorbehaltene Fahrradstraße.

Die Betreiberin des White Noise, Ninette Sander, ist froh, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Sie war zu der Zeit nicht im White Noise. Als man ihr davon berichtete, habe sie dennoch einen großen Schreck bekommen – denn ein Absturz des Autos hätte für die Gäste der Bar gefährlich werden können. „Zum Glück ist das Auto nicht weiter gefahren“, sagt sie.

Die Rettungsaktion wirkt gefährlich

Bange kann einem auch werden, wenn man sieht, wie die Helfer die Abfahrt ermöglichten: Zwei Männer stehen unterhalb der Autoschnauze auf der Treppe und schieben, während der Fahrer Gas gibt. Hätte sich das Auto in die falsche Richtung bewegt, wäre kaum Platz gewesen, sich in Sicherheit zu bringen. Als der Wagen dann schließlich mit einem Ruck nach hinten wegrollt, stolpern beide nach vorne, können sich aber wieder fangen.

Die Polizei kennt Videos von dem Zwischenfall, die in der Nacht verbreitet wurden. Auf einigen ist wohl auch das Kennzeichen zu lesen. „Wir schauen jetzt an der Stelle nach, ob ein Schaden entstanden ist“, sagt die Polizeisprecherin Daniela Treude. Wenn dem so wäre, dann würde die Polizei wegen Unfallflucht ermitteln. Wegen der Ordnungswidrigkeit, in der Fahrradstraße falsch abgebogen zu sein, würde die Polizei aber nicht aktiv werden.

Ein ähnlicher Fall aus dem Jahr 2016 an der Schellingstraße/Ecke Friedrichstraße beim Parkhaus Börsenplatz Foto: SDMG/Archiv

Ähnliche Unfälle haben sich in Stuttgart und der Region schon früher zugetragen. Im November 2016 fuhr ein Mercedesfahrer an der Schellingstraße/Ecke Friedrichstraße. Auch dort war es offenbar ein Schild, das den Fußweg zur Tiefgarage am Börsenplatz zeigt, welches den Fahrer auf die falsche Fährte führte. Die Stadt sah damals keinen Anlass, die Beschilderung zu ändern, da dort noch nie etwas passiert war und der Platz mit Pollern gesichert ist. Im Juli 2017 geriet ein Mann am damals noch nutzbaren Südausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs mit seinem Auto auf eine Treppe. Im März 2018 fuhr ein Transporter in Oberesslingen eine ganze Treppe in eine Unterführung hinab – er war damals laut der Polizei keiner irreführenden Beschilderung gefolgt, sondern vermutlich zu schnell gefahren und von der Fahrbahn abgekommen.