Von oben fotografiert: Ein Kind öffnet sein Federmäppchen mit Stiften drin.

Stand: 18.08.2025 15:23 Uhr

Die Grundschule Wettbergen in der Region Hannover wagt einen Versuch: Hier bleiben Erstklässer statt vier, sechs Jahre zusammen. Das Ziel ist, den Druck vor dem Schulwechsel rauszunehmen.

„Wenn Kinder nicht schon in der dritten Klasse den Druck haben, eine bestimmte Schulform erreichen zu müssen, können sie einfach in Ruhe lernen“, sagt Grundschulleiter Robert Kühn. Gemeinsam mit der benachbarten Leonore-Goldschmidt-Gesamtschule hat er die Idee entwickelt, die Klasse sechs Jahre lang als Gemeinschaft bestehen zu lassen. Auslöser war die Überzeugung beider Schulleiter, dass Druck nicht automatisch zu besseren Leistungen führe und Kinder Zeit bräuchten, um sich in Ruhe zu entwickeln.

Grund- & Gesamtschule eng aufeinander abgestimmt

Die 22 Schülerinnen und Schüler, die jetzt eingeschult wurden, wechseln nach der vierten Klasse geschlossen an die Gesamtschule – begleitet von ihren Lehrkräften. Um den Übergang fließend zu gestalten, unterrichten bereits ab der ersten Klasse auch Lehrerinnen und Lehrer der IGS in Wettbergen. Umgekehrt gehen Grundschullehrkräfte später mit an die Gesamtschule. Für die Eltern war die Teilnahme freiwillig, das Interesse an der Projektklasse war jedoch größer, als die Anzahl an verfügbaren Plätze.

Künftig auch für ganz Niedersachsen denkbar?

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) begrüßt das Projekt ausdrücklich. Ihr Ministerium war von Beginn an beteiligt, das Modell wird wissenschaftlich begleitet. Hamburg gehe zwar davon aus, dass es in Niedersachsen grundsätzlich bei der vierjährigen Grundschule bleibe. Zugleich beobachte sie aber, dass es in der Gesellschaft eine laute Stimme gibt, die „dieses längere gemeinsame Lernen gut findet.“ Die einzigen Bundesländer, in denen die Grundschulzeit regulär sechs Jahre dauert, sind Berlin und Brandenburg.

Wissenschaftlich begleitet – Wird das Projekt ein Erfolg?

Für die kommenden Jahre wollen die Schulen genau beobachten, wie sich das Modell auf Motivation, Leistung und das soziale Miteinander auswirkt. Eine wissenschaftliche Auswertung soll zeigen, ob das Projekt „6 Jahre Grundschule“ ein Erfolg ist und ob sich das Konzept auf andere Standorte übertragen lässt. Für die neue Klasse 1b bedeutete der erste Schultag aber vor allem eines: Der Start in einen neuen Lebenabschnitt voller Aufregung, neuer Freundschaften und der Aussicht, viele Jahre gemeinsam zu lernen.

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) spricht bei einer Pressekonferenz.

Dennoch gebe es weiterhin einen deutlichen Fachkräftemangel, sagte Niedersachsens Kultusministerin vor dem Schulstart.

Ein Schüler schreibt von der Tafel ab.

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