Militärhilfen für die Ukraine
Erstmals seit Kriegsbeginn: Europa liefert mehr Waffen als die USA
18.08.2025 – 17:06 UhrLesedauer: 2 Min.
Flaggen der Ukraine und der EU bei einer Kundgebung in München (Archivbild): Europa hat die USA als wichtigster Waffenlieferant abgelöst. (Quelle: IMAGO/Sachelle Babbar/imago)
Bislang sind die USA stets der wichtigste Verbündete der Ukraine gewesen. Das hat sich laut einer Studie nun geändert. Vor allem eine Entwicklung ist bemerkenswert.
Europa hat die Vereinigten Staaten bei der Beschaffung militärischer Hilfe für die Ukraine überholt. Wie aus dem aktuellen Ukraine Support Tracker des Instituts für Weltwirtschaft (IFW) Kiel hervorgeht, wurden seit dem russischen Überfall im Februar 2022 bis Juni 2025 mindestens 35,1 Milliarden Euro an Waffen und Ausrüstung über europäische Industrieaufträge bereitgestellt. Das sind 4,4 Milliarden Euro mehr als von den USA im selben Zeitraum.
Allein im Mai und Juni 2025 stellten europäische Länder insgesamt 10,5 Milliarden Euro an militärischer Unterstützung bereit. Bemerkenswert: Mehr als 4,6 Milliarden Euro davon flossen nicht in die Lieferung aus Lagerbeständen, sondern in neue Beschaffungsverträge mit der Rüstungsindustrie. Den Löwenanteil trug dabei Deutschland mit einem Hilfspaket in Höhe von 5 Milliarden Euro, gefolgt von Norwegen (1,5 Milliarden Euro) und Belgien (1,2 Milliarden Euro). Auch die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Dänemark sagten jeweils zwischen 500 und 600 Millionen Euro zu.
Laut der Studie gewinnen industrielle Kapazitäten in der militärischen Unterstützung zunehmend an Bedeutung. „Militärhilfe für die Ukraine ist zunehmend abhängig von den Möglichkeiten der Rüstungsindustrie“, erklärt Taro Nishikawa, Projektleiter des Ukraine Support Trackers. Europa habe inzwischen mehr Hilfe über neue Rüstungsverträge beschafft als die Vereinigten Staaten. Dies zeige eine klare Verschiebung weg von Lagerbeständen hin zur industriellen Produktion.
Auch finanziell bleibt Europa eine tragende Säule der Unterstützung für die Ukraine. Die Studie verweist auf den sogenannten ERA-Mechanismus (Extraordinary Revenue Acceleration), über den die G7-Staaten zusammen mit der EU 45 Milliarden Euro an Krediten bereitstellen. Finanziert werden diese durch Zinsgewinne aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten. Im Zeitraum Mai bis Juni 2025 flossen darüber 2 Milliarden Euro von der EU, 1,5 Milliarden Euro aus Kanada und rund 2,8 Milliarden Euro aus Japan.
Ob dieses Unterstützungsniveau langfristig aufrechterhalten werden kann, sei laut IFW unklar – insbesondere angesichts schwindender Mittel aus früheren Zusagen.