Der Flughafen Nürnberg versorgt sich künftig an Sonnentagen vollständig selbst mit Strom. Möglich mache dies nach Angaben des Albrecht-Dürer-Airports die neue 1,7 Kilometer lange und 60 Meter breite Photovoltaik-Anlage entlang des nördlichen Flughafenzauns.

Airport Nürnberg kann überschüssige Energie nicht speichern

Die maximale Leistung des gerade in Betrieb genommenen „Solarkraftwerks“ soll 13,4 Megawatt betragen und jährlich13,4 Gigawattstunden Strom produzieren. Die gewonnene Energie wird direkt in das Stromnetz des Flughafens eingespeist. Den größten Teil davon werde der Flughafen selbst verbrauchen, heißt es vom Airport Nürnberg.

„Momentan produziert die Anlage ungefähr das Vierfache dessen, was der Flughafen zeitgleich verbraucht“, erklärt Klaus Dotzauer von der Flughafen Nürnberg Energie GmbH. Mithilfe von Speichermodulen soll künftig versucht werden, diese Menge für den Airport nutzbar zu machen, „sodass wir unsere Eigenversorgungsquote auf 70 Prozent erhöhen können“.

Aktuell ist die Speichertechnologie laut Dotzauer noch nicht ausgereift genug. Überschüssige Energie kann der Flughafen demnach noch nicht selbst speichern. In der Nacht und im Winter muss der Albrecht-Dürer-Airport also erst einmal weiterhin Strom aus dem Netz beziehen.

Bewölkter Himmel? Flughafen nutzt Ökostrom

Innerhalb von zwölf Monaten hat der Flughafen die Anlage gebaut. Diese ist so groß, dass sie eine kleine Stadt oder mehr als 3.800 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen könnte. Durch die neue Anlage sinke am Flughafen auch der Einsatz fossiler Energieträger für die Heizung, was zu einer jährlichen CO₂-Einsparung von rund 5.100 Tonnen führe. Bei bewölktem Himmel nutze der Flughafen den Ökostrom seines Stromanbieters, sagte ein Sprecher dem BR.

22.854 Solarpanels sind demnach verbaut worden, sowie 380 Tonnen Stahl für die Unterkonstruktionen – so viel wiegt laut Flughafen eine startende Boeing 747.

PV-Anlage darf Piloten nicht blenden

Beim Bau musste der Flughafen ein besonderes Detail bedenken. Denn je kräftiger die Sonne scheint, desto mehr spiegeln die Oberflächen. Die Piloten dürfen aber auf keinen Fall geblendet werden. „Deswegen haben wir keine Süd-Ausrichtung, sondern eine Ost-West-Ausrichtung“, so der Geschäftsführer des Nürnberger Flughafens, Michael Hupe. Die Ausrichtung habe auch in der Produktion Vorteile, „weil wir morgens und abends mehr Strom produzieren als bei reiner Süd-Ausrichtung“.

Die Kosten für die PV-Anlage beliefen sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag, sagte der Flughafensprecher auf BR-Nachfrage. Zwei bereits bestehende PV-Anlagen auf dem Gelände und die neue Anlage zusammen würden demnach dafür sorgen, dass sich der Airport temporär autark mit Strom versorgen könne.

Stromkraftwerk könnte erweitert werden

Flughafengeschäftsführer Hupe bezeichnet die PV-Anlage als ein zentrales Element auf dem Weg zur CO₂-Neutralität. Auf dem Flughafen in Nürnberg gibt es übrigens noch mehr ungenutzte Flächen: Wenn es zum Beispiel irgendwann mal elektrisch betriebene Flugtaxis geben sollte, könnte der Flughafen Nürnberg sein eigenes Stromkraftwerk problemlos erweitern.