Die Rolle der Trauzeugin wird mitunter auch als „härtester Nebenjob der Welt“ bezeichnet. Schließlich ist sie nicht nur hauptverantwortlich für die Organisation und den Erfolg des Junggesellinnen-Abschieds, sie berät die Braut auch beim Kauf des Kleides für den wichtigsten Tag ihres Lebens und sorgt bei der Hochzeit selbst dafür, dass blankliegende Nerven geschont und eigentlich bereits gesprengte Zeitpläne doch noch irgendwie eingehalten werden. Aber all das kann Trauzeugin Sam (gespielt von „Senior Year“-Star Rebel Wilson) in der Action-Komödie „Bride Hard“ kaum leisten, schließlich hat sie nebenbei auch noch den härtesten Fulltime-Job der Welt: als Undercover-CIA-Agentin.

Der Job ist so geheim, dass davon nicht einmal ihre beste Freundin Betsy (Wilsons „Pitch Perfect“-Co-Star Anna Camp) etwas erfahren darf – und so (fehl-)interpretiert die angehende Braut Sams mangelnden Trauzeugin-Einsatz als fehlendes Interesse. Angeheizt wird Betsys Enttäuschung zudem durch Virginia (Anna Chlumsky), ihre Schwägerin in spe, die nur zu gern selbst Betsys Hochzeit planen würde. Als Sam dann auch noch den Junggesellinnen-Abschied in Paris vorzeitig verlässt, um im Alleingang eine Biowaffe an sich zu bringen, wird sie endgültig als Trauzeugin gefeuert. Unschön, aber Sam ist eben eine Einzelkämpferin. Dummerweise sehen ihre CIA-Kolleg*innen das genauso und beurlauben die weibliche Antwort auf Rambo vorerst.

Wenn’s ganz hart kommt, dann greift Trauzeugin Sam (Rebel Wilson) auch schon mal zur Panzerfaust!

Constantin Film

Wenn’s ganz hart kommt, dann greift Trauzeugin Sam (Rebel Wilson) auch schon mal zur Panzerfaust!

Plötzlich hat Sam also doch genügend Zeit, um an der imposanten Hochzeit ihrer besten Freundin teilzunehmen. Diese wird jedoch jäh von einer Gruppe Söldner unterbrochen, welche die reichen Gäste als Geiseln nimmt. So bekommt Sam die Chance, ihrer besten Freundin zu zeigen, welche Art von Trauzeugin tatsächlich in ihr steckt…

Von hier an gibt „Con Air“-Regisseur Simon West seinen Zuschauer*innen, was der an die „Stirb langsam“-Saga (im Original ja „Die Hard“) angelehnte Titel verspricht: eine Ansammlung augenzwinkernder Actionszenen in High Heels vor Hochzeitskulissen! Zur Bekämpfung der Söldner werden neben großkalibrigen Waffen auch stilecht die Hochzeitstorte, Alkoholmanöver, Flirts und Feuerwerke zu Songs wie „It’s Raining Men“ eingesetzt. Das ist manchmal amüsant, oft aber auch einfach albern – und vor allem nutzt sich der eine zentrale Gag über die Laufzeit von 105 Minuten irgendwann ziemlich ab.

Man hätte sich besser ein Vorbild an „True Lies“ genommen

Wer Bock hat, sich über eine Stunde lang anzuschauen, wie Rebel Wilson es mit 27 Muskelmännern aufnimmt, kommt in „Bride Hard“ auf seine Kosten, wer Humor à la „Bride Wars“ oder „Brautalarm“ erwartet, wird hingegen enttäuscht. Obwohl alle Darstellerinnen entspannt und souverän spielen, fehlt die Chemie zwischen den Freundinnen. Die Pointen zünden ebenfalls nur selten und auch der Hochzeitswahn wird nicht gerade gekonnt auf die Schippe genommen, was auch daran liegt, dass sich zwischen Agentinnen-Dasein und Trauzeuginnen-Job gar kein allzu großer Kontrast auftut.

Da hätte es deutlich mehr Potenzial für Komik gegeben, wenn Sam etwa von einer besonders gefährlichen Mission direkt zurück zum überdrehten, emotionalen Junggesellinnen-Abschied kommt. Wie stressig kann eine Weltrettung schon sein, verglichen mit einer Hochzeit? Stattdessen wird ihr Job aber einfach ins Lächerliche gezogen und da Sam regelrecht unverwundbar zu sein scheint, fehlt den Actionszenen auch jegliche Spannung. Hier hätte sich der Film ein Beispiel an „True Lies“ mit Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis nehmen dürfen, denn dort wird der Konflikt zwischen Beruf und Privatleben eines Geheimagenten sehr viel besser (und vor allem lustiger) herausgearbeitet.

Zwischen den Trauzeuginnen in „Bride Hard“ hätte man sich insgesamt schon eine stärkere Chemie gewünscht.

Constantin Film

Zwischen den Trauzeuginnen in „Bride Hard“ hätte man sich insgesamt schon eine stärkere Chemie gewünscht.

In „Bride Hard“ wirkt es hingegen eher so, als wäre Sam selbst daran schuld, dass sie ihr Privatleben und ihren Beruf nicht unter einen Hut bekommt, was bei einem Drehbuch von einer Frau, in diesem Falle Shaina Steinberg („Chase“), besonders verwunderlich wirkt. James Bond wird irgendwie nie gefragt, wie er das mit seiner Work-Life-Balance hinbekommt. Generell passt so einiges nicht zusammen: Auf der einen Seite wird das riesige Anwesen der angeheirateten Familie – einigermaßen progressiv – kritisiert, auf der anderen Seite werden die Söldner aber – ganz oldschool – nur als skrupellose Bösewichte dargestellt, die man einfach abknallen darf.

Witze werden auf Kosten von dicken Menschen gemacht und die Sexualität geht nur in eine Richtung: Die Frauen wollen ihre Männer „verwöhnen“. Doch es gibt auch moderne Twists, so steht Frauenfreundschaft in diesem Film über romantischer Liebe und die Message des Films ist zeitlos gut: Zusammen sind wir stärker als alleine – ob im Beruf oder privat. Also liebe Trauzeuginnen: Fragt ruhig nach Hilfe – selbst wenn die Hochzeit eurer Braut sicherlich nicht ganz so krass gesprengt werden wird wie diese.

Fazit: Wer Lust auf Kämpfe in High Heels hat, bekommt einiges geboten, die übrigen Erzählstränge wurden in anderen Filmen – von „Stirb langsam“ bis „True Lies“ – aber schon deutlich besser verhandelt.