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Einführung von Microsoft Windows 10 im jahr 2015Microsoft Executive Vice President Terry Myerson präsentierte im Januar 2015 das damals noch taufrische Windows 10. Ab Oktober gibt es keinen Support mehr für das Betriebssystem. © Microsoft / Handout

Microsoft stellt auf Windows 11 um: Viele funktionstüchtige Computer landen deshalb auf dem Müll. Vereine und Gemeinden kostet das Geld.

„Es ist ein Skandal, dass Microsoft eine gigantische Rechnerflotte zu Schrott erklärt. Das wäre nicht notwendig.“ Michael Tank, der EDV-Beauftragte des SV Planegg-Krailling, schimpft über den Softwarekonzern. Ein Sportverein gibt sein Geld nicht gerne für Computer aus. Doch eine Umstellung von Microsoft erfordert das. Der Softwarekonzern plant den Support für das Betriebssystem Windows 10 im Oktober einzustellen. Ab dann gibt es nur noch Windows 11. Das Problem: Damit sind nicht alle Rechner kompatibel – obwohl sie noch tadellos funktionieren.

„Das bedeutet für viele Firmen und Sportvereine, dass die Hardware außer Dienst genommen werden muss“, erklärt Tank. „Man erzeugt mit dieser Aktion ein Umweltproblem und einen gigantischen Finanzaufwand“, sagt er. Große Firmen leasen Computer, für die sei das kein Problem, für die kleinen schon – und für Vereine teils ebenfalls. Michael Tank rechnet damit, dass der SV Planegg-Krailling 5000 bis 10 000 Euro für neue Technik statt Sport ausgeben muss. Er habe teilweise Rechner, die zehn bis 18 Jahre alt seien. „Wir haben das Zeug pfleglich behandelt. Aber im Oktober kann man es wegschmeißen.“

Auf sechs Rechnern könne Microsoft 11 nicht betrieben werden. „Das ist ein gigantisches Konjunkturprogramm für die PC-Hersteller“, meint Tank. Auch Microsoft profitiere: Die Software Office 2019 mit beliebten Programmen wie Word, Excel, PowerPoint und Outlook „erreicht dieses Jahr ihr Limit“, erklärt der EDV-Beauftragte außerdem. Daher kämen künftig zusätzlich alle fünf Jahre 230 Euro pro Office-Arbeitsplatz auf den SVP zu, rechnet Tank vor.

Da hat der Geschäftsführer des TSV Gräfelfing, Sascha Lauterbach, aber einen Tipp für alle Vereine: „Wenn man bei Microsoft seine Gemeinnützigkeit anmeldet, dann bekommt man Office 365 umsonst.“ Der TSV habe kostenlos 304 Lizenzen bekommen. Er zog seinen Mailserver auf Office 365 um. Nun habe jeder Trainer des TSV dort eine Mailadresse – und bekomme Office 365 kostenfrei dazu. Insgesamt ist der TSV in einer guten Lage. Neue Rechner muss er nicht anschaffen. „Wir haben Glück, weil wir gerade unser Büro neu ausgestattet haben“, erklärt Lauterbach.

Auch der TSV Neuried hat bereits moderne Rechner, so Jonas Prangenberg, Assistent der Geschäftsführung. Die Gemeinde Neuried muss ebenfalls nicht überstürzt einkaufen. „Seit 2024 haben wir im Hinblick auf Windows 11 peu à peu Rechner und Laptops ausgetauscht“, erzählt Sprecherin Inke Franzen. Die Gemeinde schaffte 60 neue Geräte für 16 168 Euro an.

Verena Kleiner von der Gemeinde Krailling berichtet ebenfalls: „Für das Rathaus wurden neue Rechner gekauft, für die Schulen wurden Laptops für die Smartboards/Tafel angeschafft.“

Das Planegger Rathaus braucht laut Kiki Xander, Sprecherin der Gemeinde, jetzt 25 neue Rechner, die Schulen rund 20. Dazu bekam die DJK Würmtal im Mai von der Gemeinde einen Zuschuss für die Modernisierung ihrer IT in Höhe von 6000 Euro.

Die Gemeinde Gräfelfing ersetzt nun alle Rechner der Verwaltung, die nicht kompatibel oder älter als fünf Jahre sind. Die Kosten dafür in Höhe von rund 50 000 Euro genehmigte der Gemeinderat im Mai. In den Klassenzimmern und Computerräumen der Schulen vor Ort soll das Selbe passieren.

Tank hätte eine andere Lösung – nicht nur für den SV Planegg-Krailling: das Betriebssystem Linux. „Wir prüfen, ob wir auf Linux umsteigen können.“ Denn damit hätten Rechner kein Verfallsdatum. Doch er stellt fest: „Linux ist für die Leute eine große psychologische Hürde.“ Die Menschen seien mit Microsoft vertraut. Die älteren Rechner des SVP könnten alle sofort auf Linux weiterlaufen – wäre da nicht das Akzeptanzproblem.

Im Oktober kann man das Zeug wegschmeißen.