Über die Kleidung männlicher Politiker wird selten so viel diskutiert wie im Fall des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Kurz vor seinem symbolträchtigen Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington spekulierte das US-Medium „Axios“ über Selenskyjs Outfit. Wird er einen Anzug tragen oder wird er keinen tragen? Das ist hier die Frage.
Laut „Axios“ fragte das Weiße Haus ukrainische Beamte, ob Selenskyj am Montag im Anzug nach Washington reisen würde, um Trump zu treffen. Eine ungewöhnliche Frage, aber vor dem Hintergrund eines ungewöhnlichen Zusammentreffens ergibt sie Sinn: Selenskyjs vergangener Besuch im Weißen Haus im Februar, bekannt als der „Oval-Office-Skandal“, endete im Eklat und Selenskyj musste sich von Donald Trump und seinem Vize JD Vance Respektlosigkeit vorwerfen lassen. Weil er sich nicht ausreichend für die amerikanische Hilfe bedankt hätte, zum Beispiel.
Ein weiterer Streitpunkt, wenn auch nicht der maßgebliche, war Selenskyjs Kleidung. Seit Beginn der russischen Invasion trägt der ukrainische Präsident bei öffentlichen Auftritten legere Kleidung, die an eine Militäruniform erinnert. Auch bei jenem Besuch in Washington trug er dieses Outfit, auf seiner Brust prangte der ukrainische Dreizack, das Wappensymbol seines Landes.
Während der eskalierenden Pressekonferenz mit Selenskyj, Trump und JD Vance fragte der US-Journalist Brian Glenn den ukrainischen Präsidenten: „Why don’t you wear a suit?“ („Warum tragen Sie keinen Anzug?“). Selenskyj antwortete, dass er einen Anzug tragen werde, sobald der russische Angriffskrieg beendet sei. Die Szene sehen Sie hier im Video:
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Trotz des Vorfalls im Februar im Weißen Haus was es unwahrscheinlich, dass Selenskyj im klassischen Anzug auftreten würde. Und so kam es dann auch: Der ukrainische Präsident kam ganz in Schwarz, er trug ein schwarzes Hemd und darüber eine Art schwarze Generalsjacke. Wie die Nachrichtenseite „Politico“ unter Berufung auf eine von „Selenskyjs Designerinnen“ berichtet, wollte der ukrainische Präsident in einem „militärischen Anzug“ ins Weiße Haus kommen. Die Botschaft sollte erneut sein: „Ich bin der Präsident eines Landes im Krieg.“
Skandaltreffen im Weißen Haus im Weißen Haus: Selenskyjs Kleidung war damals Thema.
© imago/MediaPunch/Jim LoScalzo
Selenskyj am 18. August im Weißen Haus.
© AFP/MANDEL NGAN
Selenskyj Strategie ging offensichtlich auf. Trump lobte ihn bei dem Treffen im Weißen Haus für seinen Anzug. „Sie sehen fabelhaft aus“, sagte Brian Glenn, der auch diesmal vor Ort war. „Das habe ich ihm auch gesagt“, erklärte Trump. „Er sieht gut aus.“ Glenn entschuldigte sich bei Selenskyj auch dafür, ihn im Februar kritisiert zu haben.
Das Treffen, bei dem Selenskyj von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzler Friedrich Merz und weiteren Europäern begleitet wird, folgt auf eine Begegnung von Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Es gilt als wegweisend für den weiteren Verlauf des Krieges.
Wird Wolodymyr Selenskyj einen Anzug zu seinem Treffen mit Donald Trump tragen?
© SvenSimon-ThePresidentialOfficeUkraine/Presidential Office of Ukraine
Denn: Das Treffen zwischen Putin und Trump blieb ergebnislos, woraufhin Trump die Verantwortung Selenskyj zuschob. Er sagte, es liege an Selenskyj, einen „Deal“ mit Putin zu schließen.
Am Sonntag postete Trump auf seinem Netzwerk „Truth Social“: „Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland nahezu sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen.“ Damit implizierte Trump, dass Selenskyj durch Gebietsabtretungen an Russland eine Einigung herbeiführen könne. Diese Bedingung Russlands gilt jedoch für die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten als rote Linie. Etwas, das sie Trump klarmachen müssen – jedoch so behutsam, dass es ihn nicht verärgert.
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Steht Selenskyjs Outfit also symbolisch für seine Prinzipientreue? Oder gar für seine Fähigkeit zur Diplomatie? Wohl beides. Schon beim NATO-Gipfel im Juni in den Niederlanden, bei dem auch Trump zugegen war, trug Selenskyj ein schwarzes Hemd mit einer schwarzen Jacke, die an einen Anzug erinnerte.