1. Startseite
  2. Region
  3. Hanau

DruckenTeilen

In Kontakt treten: Zum Fest sind alle Menschen eingeladen, die sich für die Arbeite in der Psychiatrie interessieren.  In Kontakt treten: Zum Fest sind alle Menschen eingeladen, die sich für die Arbeite in der Psychiatrie interessieren. © Michael Prochnow

Am 22.08.2025 öffnet die Klinik für Psychiatrie ihre Türen. Besucher erleben den Klinikalltag hautnah. Ein buntes Programm sorgt für Unterhaltung.

Hanau – Insassen, die randalierend durch die Flure ziehen, schreiend an vergitterten Türen rütteln oder in Zwangsjacken mit verstörtem Blick an Fensterscheiben kleben: Wer eine Psychiatrie-Station mit solchen Bildern verbindet, schaut zu viele Horror-Filme. Oder hat nie eine solche Einrichtung von innen gesehen. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie gibt zum 33. Platanenfest in Hanau am Freitag (22.08.2025) Einblick in ihren Alltag.

1988 haben sie in Hanau eine Station eröffnet, 1996 das Gebäude der Hohen Landesschule zur Klinik umgebaut. Auf vier Stationen werden heute jährlich 4000 Patienten behandelt, informiert Chefarzt Dr. Thomas Schillen. „Wir könnten eine fünfte und sechste Station brauchen“, sagt er, nach Corona müssen verstärkt Depressionen und Ängste therapiert werden.

„Ein Drittel der Bevölkerung hat irgendwann eine Form von Depression“, bemüht er die Statistik. Ob‘s am vermehrten Single-Leben und an Einsamkeit liegt? „Soziale Kontakte fehlen heute oft, Demenz ist dann ein höheres Risiko.“ An Psychosen und Schizophrenie leide knapp ein Prozent. Das Aufkommen der Demenz steige durch die demographische Entwicklung, erklärt der Mediziner.

Und sie zeige eine Vielzahl von Erscheinungsformen – manche müssen in der Klinik betreut werden, so wenn die Krankheit zu spontanen und aggressiven Ausbrüchen führt, die der Partner oder die Partnerin daheim nicht bewältigen kann. „Bewegung wie joggen ist fast so gut wie Medikamente“, rät der Fachmann zu sportlicher Aktivität. „Wir müssen alles nutzen, was hilft“, argumentiert der Chef.

In der Brüder-Grimm-Stadt testen sie seit 2013 das „Hanauer Modell“, bundesweit das erste Projekt dieser Art: Jede Station verfügt über 17 Betten plus 13 ambulant Plätze. Die Patientinnen und Patienten können abends in ihre vertraute Umgebung zurückkehren. „Wir können sie länger begleiten, müssen die Behandlung nicht abbrechen“, wirbt Schillen für das Konzept.

Dazu zählen auch fast 200 hochmotivierte Mitarbeitende. „Rund die Hälfte des Personals stammt aus anderen Kulturräumen“, weiß der Chefarzt zu würdigen. Sie sprechen die Sprachen vieler Erkrankter, was von großem Vorteil für den Erfolg einer Therapie sei. Wichtig sei auch das gemeinsame Feiern.

Es hat Tradition: Stets am ersten Freitag nach den Sommerferien öffnet das Platanenfest viele Türen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. „Der Kontakt zur Bevölkerung ist hilfreich“, sagt der Experte. Am 22.08.2025 ist jeder vorbeikommen. „Die Stimmung ist gut, die Nachbarschaft immer dabei“, erzählt Schillen.

Auch ehemalige Patienten und frühere Mitarbeitende schauen vorbei, aktuell Behandelte sind in die Vorbereitung einbezogen, „für viele ist das Fest ein wichtiger Termin im Jahreskalender“. Vor 35 Jahren haben sie mit dem Treffen unter den Platanen begonnen, der gemeindepsychatrische Verbund im Main-Kinzig-Kreis informiert, Wohnheime und Selbsthilfegruppen sind mit Ständen vertreten, informieren und beraten.

Ab 17.30 Uhr lädt die sechsköpfige Band Maniaction ein, „Let’s Party“ bietet ein breites Repertoire angesagter Pop-, Funk-, Soul- und Disco-Titel sowie ausgewählte Klassikern der letzten 30 Jahre.

Das „Trio Dolce“ präsentiert ab 15.30 Uhr mit Akkordeon, Klarinette und Kontrabass Musik voller Sehnsucht. Im Therapiegarten werden tolle Aktionen für Kinder geboten und auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. (Michael Prochnow)