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Eine Studie der Deutschen Bundesbank gibt einen Überblick über die Vermögensverteilung in Deutschland. Diese ist ungleicher als in anderen Ländern.

Frankfurt – In Deutschland sind die Vermögen ungleich verteilt. Das gilt auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF) der Deutschen Bundesbank mit Unterstützung des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (infas). Dafür wurden zwischen Mai 2023 und Mitte Februar 2024 insgesamt 3985 zufällig ausgewählte Haushalte befragt.

Es handelte sich um die fünfte Befragungswelle, die vorige hatte 2021 stattgefunden. Dabei zeigte sich, dass die vermögendsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte am gesamten Nettovermögen besitzen. Dies war bereits bei allen vorigen Erhebungen der Fall. Diesmal lag der Wert mit 54 Prozent leicht unter jenen von 2017 (55 Prozent) und 2021 (56 Prozent).

Vermögensverteilung in Deutschland: Ungleichheit zeigt sich in mehreren Maßstäben

Als weiteres Maß für die Ungleichheit wird das Verhältnis aus Mittelwert und Median angesehen, da letzterer immer jenen Wert angibt, der von 50 Prozent der Werte über- und von der anderen Hälfte unterboten wird. Das Verhältnis stieg von 3,0 auf 3,1. Höher ausgefallen ist auch das Verhältnis aus der Grenze, ab der ein Haushalt zu den zehn vermögendsten zu zählen ist, und dem Median. Dieser Wert stieg von 6,8 auf 7,6, betrug 2017 aber schonmal 7,8.

Der sogenannte Gini-Koeffizient, bei dem null Prozent vollkommene Gleichverteilung und 100 Prozent maximale Ungleichheit bedeuten, ging zwar von 72,8 auf 72,4 Prozent zurück. Ein Blick über die Grenzen offenbart aber: In Spanien lag er 2022 bei 69 Prozent, in Italien bei 66 Prozent.

Die Ungleichheit spiegelt sich auch im Abstand zwischen dem vermögensärmeren Viertel der Nettovermögensverteilung und dem vermögenderen Viertel wider. Hier ging die Schere von 338.000 auf rund 390.000 Euro weiter auf. Der inflationsbereinigte Wert lag dagegen in beiden Jahren bei 287.000 Euro.

Immobilienbesitzer haben deutlich mehr Vermögen als Mieter

Der Studie zufolge verfügten deutsche Haushalte im Jahr 2023 im Mittel über ein Nettovermögen von rund 324.800 Euro. Im Vergleich dazu waren es bei der Erhebung zuvor 316.500 Euro. Inflationsbereinigt ergibt sich jedoch ein Rückgang des durchschnittlichen Nettovermögens deutscher Haushalte von 268.700 auf 239.200 Euro. Der Median, der die Haushalte in eine vermögensärmere und eine vermögensreichere Hälfte teilt, verringerte sich um etwa 3400 auf 103.200 Euro, hier ging es inflationsbedingt deutlich von 90.500 auf 76.000 Euro zurück.

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Zudem zeigte sich, dass Haushalte mit Immobilienbesitz deutlich höhere Nettovermögen aufweisen als Mieterhaushalte. Der Median für Immobilienbesitzer mit bereits abbezahlten Hypotheken lag beim Nettovermögen bei 450.200 Euro, bei Haushalten mit Immobilieneigentum und noch nicht vollständig getilgten Hypothekenkrediten waren es 379.900 Euro und Mieterhaushalte kommen lediglich auf einen Medianwert von 18.300 Euro.

In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, dass sich Eigentümer und Mieterhaushalte in der Regel auch hinsichtlich der Haushaltsgröße, dem Einkommen, dem Alter oder dem Familienstand unterscheiden. Diese Aspekte haben ebenfalls Auswirkungen auf das Nettovermögen.

Vermögen in Deutschland: Unterschiede zwischen Ost und West sowie Familien und Alleinerziehenden

Deutliche Unterschiede offenbarten sich auch hinsichtlich des Nettovermögens zwischen den Bundesländern im Osten und im Westen. Zwar stiegen die durchschnittlichen Vermögen im Osten zwischen 2021 und 2023 nominal im Vergleich zu anderen Regionen besonders stark an, sie lagen aber mit 170.100 Euro noch deutlich unter den 364.900 Euro im Westen. Der Median lag für den Osten bei 35.900 Euro und für den Westen bei 143.200 Euro. Eine wichtige Rolle dürfte laut den Autoren spielen, dass die Eigentümerquote bei Wohneigentum im Westen mit 45 Prozent deutlich über den 29 Prozent im Osten liegt.

Hausmodell steht auf Geldscheinen, Hand hält StempelEigenes Dach über dem Haus: Laut der Studie der Deutschen Bundesbank verfügen Immobilienbesitzer über deutlich mehr Vermögen als Mieterhaushalte. © IMAGO / Wolfilser

Für Einpersonenhaushalte ergibt sich bundesweit ein durchschnittliches Nettovermögen von 221.800 Euro. Bei Paarhaushalten sieht es so aus: Ohne Kinder kommen 409.700 Euro zusammen, mit Kindern sind es 453.500 Euro. Deutlich geringer fällt das Vermögen von Alleinerziehenden mit einem oder mehreren Kindern aus, das bei 96.900 Euro liegt.

Sowohl beim Nettovermögen als auch beim Einkommen der privaten Haushalte zeigt sich ein typisches Lebenszyklusmuster: Beim Vermögen steigt der Median bis zur Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen an und sinkt danach wieder leicht ab, beim Nettoeinkommen wird der Peak bereits im Alter zwischen 35 und 44 Jahren erreicht, beim Bruttoeinkommen hält sich der Median auch bei der Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen auf dem höchsten Wert, bevor es wieder bergab geht. (mg)