Duisburg. Klima- und Umweltorganisationen stellen vor den Kommunalwahlen Forderungen an Duisburgs Politiker. Sie wollen einen Fällstopp und vier besondere Radwege.
Sieben örtliche Klima- und Umweltorganisationen haben zu den Kommunalwahlen erstmals gemeinsame Forderungen für „sozial gerechten Klimaschutz“ in Duisburg aufgestellt. ADFC, BUND, Fridays for Future, Klimaentscheid Duisburg, NABU, Parents 4 Future und der Verkehrsclub Deutschland erklären: „Hitzeperioden, Starkregen und Luftverschmutzung betreffen uns alle, besonders Kinder, ältere Menschen und sozial benachteiligte Gruppen. Wir setzen uns dafür ein, dass Duisburg mutig und gerecht in den Klimaschutz investiert.“
Die Gruppen fordern von den Duisburger Parteien und kommenden Wahlsiegern zuallererst einen „radikalen Wandel hin zu einem klimafreundlichen und sozial gerechten Verkehrskonzept“, weil der Verkehr einer der größten CO₂-Verursacher ist. Alle Busse und Bahnen sollten tagsüber mindestens im 10-Minuten-Takt fahren, abends und am Wochenende 20-minütlich. Straßenbahngleise sollen vom Autoverkehr getrennt werden, damit die Tram und ihre Passagiere nicht mehr so oft im Stau stehen.
Klima-Forderungen für Duisburg: Vier durchgängige Radwege durch die ganze Stadt
Nach einem jährlich vom Rat zu beschließenden und ebenso jährlich umzusetzenden Mobilitätskonzept, so eine weitere Forderung, solle der Anteil des Autoverkehrs in der Stadt von 61 auf 25 Prozent gesenkt werden. Um das zu erreichen, brauche es unter anderem „zwei durchgehende Radverbindungen von Nord nach Süd und von Ost nach West bis 2030“, mehr Bus- und Bahnverbindungen im Stadtnorden und -westen sowie ein 365-Euro-Jahresticket (ein Euro pro Tag), fordern die Organisationen.
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Der zweite Kernbereich ihrer Forderungen: „Stadtgrün schützen und ausbauen“. Um das Stadtklima in einer der heißesten Städte Deutschlands zu verbessern, sei ein allgemeiner „Fäll-Stopp für gesunde Bäume“ und ein Baumschutzkonzept erforderlich. Außerdem sollten jährlich mindestens 1000 neue Straßenbäume gepflanzt werden.
„Jährlich zwei Hektar neuer Wald“
Die Organisationen verweisen auf eine Statistik des Landesbetriebs IT NRW, wonach Duisburg unter den kreisfreien Städten und Kreisen in NRW den geringsten Anteil von Waldfläche hat. Vom hiesigen Stadtgebiet sind demnach nur 6,8 Prozent bewaldet. Darum müsse die Stadt „ihrer Pflicht zur Aufforstung endlich nachkommen“. In den nächsten fünf Jahren, so eine Forderung, „müssen jährlich zwei Hektar neuer Wald entstehen, als CO₂-Senken und als kühle Rückzugsorte für Mensch und Natur“.
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Der dritte Schwerpunkt des Forderungskatalogs: Duisburger Kommunalpolitik und Stadtverwaltung sollen Klimaschutzmaßnahmen „umsetzen und nicht nur Pläne beauftragen“. Das Ziel der Klimaneutralität solle „verbindlich in alle städtischen Planungen, Haushalte und Investitionen integriert werden“. Der Rat müsse „endlich“ das Klimawandel-Anpassungskonzept für Duisburg (KLIAS) beschließen und „konkrete Prioritäten für Schutzmaßnahmen gegen Hitze, Starkregen und Dürre sowie für die Gesundheit von Mensch und Natur festlegen“.
OB-Wahl in Duisburg 2025
Sie treten bei der Oberbürgermeister-Wahl am 14. September in Duisburg an:
SPD: Amtsinhaber Sören Link, CDU: Sylvia Linn, Grüne: Dr. Sebastian Ritter, AfD: Carsten Groß, Linke: Barbara Laakmann, FDP: Oliver Alefs, Junges Duisburg: Oliver Beltermann, DAL-WGD: Ayhan Yildirim, Die PARTEI: Dagmar Schink, BSW: Erkan Kocalar, Volt: Britta Söntgerath
Übersicht: alle Wahlvorschläge für OB-Wahl, Ratswahl und die Bezirksvertretungen in Duisburg.
Die Umwelt-, Klima- und Verkehrsorganisationen fordern von der Stadt außerdem, die ökologische und soziale Transformation des Stahlstandorts und grünen Wasserstoff zu fördern: „Duisburg darf nicht zum Opfer des Strukturwandels werden, sondern soll Vorbild für eine faire Industrie-Transformation sein“.
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Die Unterzeichner verlangen außerdem „umgehend ein wirksames Hitzeschutzkonzept für die gesamte Stadt, insbesondere für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Altenheime und Schulen.“ Dazu gehörten etwa ausreichend Trinkwasserbrunnen.
>> Sechs neue Trinkbrunnen und 45 weitere binnen drei Jahren
- Die Stadt hat jüngst angekündigt, in den kommenden Wochen in den Stadtteilen sechs neue Trinkwasserbrunnen anzuschließen, etwa auf dem Kometenplatz in Walsum.
- „Voraussichtlich in den nächsten drei Jahren“ sollen laut Verwaltung weitere 45 Trinkwasserbrunnen im gesamten Stadtgebiet bedarfsgerecht verteilt werden.
>> Stadtspitze zu Baumpolitik und Fällungen
- Die Baumpolitik der Stadt verteidigt Oberbürgermeister Sören Link (SPD) zum Beispiel mit dem Hinweis auf Tausende Obstbäume, die die Wirtschaftsbetriebe seit 2023 jährlich an Duisburger verschenken. Zur Kritik an Fällungen von Straßenbäumen sagte Link 2023 in einem Interview mit unserer Zeitung: „Wir opfern keinen Baum leichtfertig, aber ich lasse auch politisch gewollte, sinnvolle Stadtentwicklung nicht an einem einzelnen Baum scheitern.“
- Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne erklärte im selben Gespräch dazu: „Wir müssen rund 500 Straßenbäume pro Jahr fällen – etwa 80 Prozent sind krank oder gefährden die Verkehrssicherheit. Das sind 500 von knapp 51.000 Straßenbäumen! Die 500 ersetzen wir und pflanzen auch mehr. Das ist ein völlig normaler Austausch, den wir an vielen Stellen meines Erachtens aktivieren müssten, um den Bestand in einem vitalen Alter zu halten. Je älter die Bäume sind, desto anfälliger werden sie.“