Berlin. In Spanien wüten seit Wochen mehrere Waldbrände. Die Hitze erschwert die Löscharbeiten – vier Einsatzkräfte sind ums Leben gekommen.

Es ist ein Inferno, wie es Spanien seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Dutzende Waldbrände halten die Iberische Halbinsel in Atem. Ganze Landstriche stehen in Flammen, die Feuerwehren in den Autonomen Regionen stemmen sich mit allem gegen die Brände, was sie haben. Längst ist das Militär im Einsatz. Doch, es reicht nicht: Die Regierung in Madrid hat hunderte zusätzliche Soldaten mobilisiert, die die erschöpften Einsatzkräfte unterstützen sollen.

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Der Kampf der Einsatzkräfte gegen die teils mehrere Meter hohen Feuerwände ist gefährlich. Vier Menschen kamen bislang ums Leben, zuletzt ein Feuerwehrmann. Sein Löschfahrzeug war einen Abhang hinabgestürzt. Zuvor waren bereits drei Männer – darunter zwei freiwillige Helfer – ihren Verbrennungen erlegen. Durch heftige und schnell die Richtung ändernde Winde, die zum Teil von den riesigen Waldbränden selbst erzeugt werden, können die Helfer vom Feuer umzingelt werden. Ein spanischer Einsatzleiter sprach von einem Feuer-Tsunami.

Waldbrände in Spanien: Europa schickt Hilfe

Aus dem europäischen Ausland eilen Spezialkräfte derweil zur Hilfe. Etwa aus Deutschland, das 67 Einsatzkräfte mit 23 Fahrzeugen aus Bonn in die Region Extremadura entsandt hat. Dort wütet einer der großen Waldbrände bei dem Ort Jarilla, bei dem bereits 15.000 Hektar verbrannten. Auch Frankreich, Italien und Finnland schickten Helfer und Löschflugzeuge, die Niederlande, Tschechien und die Slowakei Löschhubschrauber. Wirklich helfen würde aber vor allem Regen. Der aber ist laut Wetterdienst zumindest in den kommenden Tagen nicht zu erwarten.

Anti-Waldbrand-Einsatz der Feuerwehr

Fahrzeuge der Feuerwehr Bonn machen sich auf den Weg nach Spanien.
© Feuerwehr Bonn/dpa | Feuerwehr Bonn

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez und Innenminister Fernando Grande-Marlaska wurden dort am Dienstag erwartet, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu verschaffen. Zuständig für die Vorbeugung und Bekämpfung von Waldbränden sind die Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die in etwa die Funktion deutscher Bundesländer haben. Am Montag war Sánchez bereits im Katastrophengebiet von Galicien. 

Waldbrände in Spanien

Ein Feuerwehrmann der Gemeindefeuerwehr von Cualedro in der Provinz Ourense, Galicien, kniet auf der Straße, nachdem sein Auto in Flammen aufgegangen ist.
© Elena Fernandez/ZUMA Press Wire/ | Elena Fernandez

Waldbrände Spanien: „Seit 20 Jahren nicht erlebt“

Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles sprach im Radiosender Cadena SER von einer Brandsitutation, „wie wir sie seit 20 Jahren nicht mehr erlebt haben“. Die Feuer seien infolge des Klimawandels und einer gewaltigen Hitzewelle anders als in früheren Jahren. Sie verwies auf eine der längsten Hitzewellen der vergangenen 50 Jahre, bei der die Temperaturen am Wochenende auf bis zu 45 Grad Celsius stiegen.

Nach knapp acht Monaten haben mehr als 220 größere Brände nach den jüngsten vorläufigen Schätzungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS 3.440 Quadratkilometer Natur zerstört – eine Fläche, die etwa deutlich größer als das Saarland (rund 2.570 Quadratkilometer) ist. 

Auch interessant: Hitzewelle oder normaler Sommer? Das ist der entscheidende Wert

Mit 3.060 Quadratkilometern war 2022 das bisherige Rekordjahr der 2006 begonnen Aufzeichnungen von EFFIS. Die spanische Regierung führt aber schon seit den 1960er Jahren Buch. Demnach hat es zwischen 1978 und 1994 mehrere Jahre gegeben, in denen Brände mehr als 4.000 und zum Teil bis zu knapp 5.000 Quadratkilometer Natur zerstört haben.

Von den Feuern wurden auch die Südhänge des Gebirges Picos de Europa erfasst, wie die spanischen Behörden mitteilten. Eine Folge: Sie sperrten einen Teil des bei Pilgern beliebten Jakobswegs.

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Flammen zwingen Tausende Menschen zur Flucht

In den besonders betroffenen autonomen Regionen Kastilien und León, in Galicien sowie der Extremadura wurden schon mindestens 12.000 Menschen aus ihren Häusern evakuiert. Die schlimmsten Brände wüten seit Tagen im relativ dünn besiedelten Nordwesten des Landes. In der Region von Zamora war der größte je in Spanien registrierte Waldbrand weiter außer Kontrolle. Dort wurden bereits etwa 38.000 Hektar vernichtet.

Waldbrände in Spanien

Eine Frau wird während eines Waldbrandes in Veiga das Meas im Nordwesten Spaniens getröstet.
© Lalo R. Villar/AP/dpa | Lalo R. Villar

In der Ortsgemeinde Posada de Caldeón blieben einige der Bewohner vor Ort, um Brandschneisen anzulegen und ihre Häuser vor dem Feuer zu schützen. Die Bewohnerin Leiticia Alonso appellierte um Hilfe: „Das ist keine Frage der Politik mehr, wir bitten um Hilfe. Hier gibt es keine politischen Farben; die einzige Farbe ist das Feuer, und es bedroht uns“, sagte sie gegenüber „El País“. Es fehle an Masken und der notwendigen Ausrüstung.

Waldbrände in Spanien

Anwohner versuchen einen Waldbrand in Larouco, im Nordwesten des Landes, zu löschen.
© Lalo R. Villar/AP/dpa | Lalo R. Villar

Pedro Sánchez kündigt „nationalen Pakt“ gegen den „Klimanotstand“ an

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez einen „nationalen Pakt“ gegen den „Klimanotstand“ angekündigt. „Die spanische Regierung wird ab sofort daran arbeiten, dass wir im September über die Grundlagen dieses nationalen Pakts verfügen, um die Auswirkungen des Klimanotstands abzuschwächen und uns daran anzupassen“, sagte Sánchez am Sonntag bei einem Besuch in Ourense in Galicien, wo einer der heftigsten Waldbrände des Landes wütet.

Waldbrände in Spanien

Eine Frau reagiert vor einem Waldbrand in Santa Baia De Montes im Nordwesten des Landes.
© Lalo R. Villar/AP/dpa | Lalo R. Villar

Sánchez kündigte an, seine Regierung wolle alles in ihrer Macht stehende „und noch mehr“ tun, damit die Opfer der Brände „zu einem normalen Leben“ zurückfinden könnten. Mit dem „Wiederaufbau aller betroffenen Gebiete“ werde begonnen, wenn die Brände gelöscht seien, betonte Sánchez. Er glaube aber, dass eine Strategie entwickelt werden müsse, die „eine bessere Reaktion“ auf die Klimaherausforderungen ermögliche. Dabei sollten „Parteistreitigkeiten und ideologische Fragen“ beiseite gestellt werden, betonte der Ministerpräsident.