Wegen des Ausfalls der zwei S-Bahn-Halte Sommerrain und Nürnberger Straße rollt von Fellbach aus ein Ersatzbus – das bringt Einschränkungen und kostet die Pendler Zeit.

Die Frau am Fellbacher Bahnhof winkt ab und sagt: „Es will ja sowieso keiner wissen, aber jetzt verliere ich wieder Arbeitszeit.“ Sie ist sichtlich gestresst und genervt. Mit der S3 kam sie aus Winnenden, die S-Bahn hatte Verspätung, und dadurch hat sie ihren Anschluss an die Fahrt mit der Stadtbahnlinie U1 verpasst. Dann musste sie wieder zurück zum Bahnhof in Fellbach. „Ich muss weiterkommen“, sagt sie und studiert den Fahrplan des Ersatzbusses S3E über Sommerrain, Nürnberger Straße bis zum Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt.

Denn aufgrund von Bauarbeiten in der Nürnberger Straße und im Sommerrain ist zwischen Fellbach und Cannstatt ein Ersatzverkehr für die S-Bahn bis 6. September eingerichtet. Alle halbe Stunde rollt der Bus vom Fellbacher Bahnhof. Bei der Pendlerin, so ist zu spüren, ist das Fass eigentlich schon voll wegen der Unwägbarkeiten. „Jahrelang ist die S3 schon unpünktlich“, sagt sie. „Man nimmt einfach schon so viel in Kauf. Viele Anschlüsse klappen oft nicht.“ Da kann eigentlich nichts mehr obendrauf kommen. Tut es aber doch.

Eine kleine Rundreise, um zur Fellbacher Apotheke zu kommen

Auch durch die Stammsteckensperrung läuft einiges anders – die S3 pendelt zwischen Fellbach und Backnang. Und die S-Bahnen rollen nur im Halbstundentakt. Marianne Varga sitzt im Schienenersatzbus zum Sommerrain. Die Dame wohnt in dem beliebten Stuttgarter Stadtteil und hat schon eine kleine Reise hinter sich, um etwas aus der Apotheke zu besorgen. „Im Sommerrain gibt es keine Apotheke mehr“, sagt sie, „deshalb bin ich zur Lutherkirche in Fellbach gefahren und habe das Nötige in Fellbach besorgt.“

Derzeit laufen Bauarbeiten am S-Bahn-Halt in Stuttgart-Sommerrain. Foto: Eva Schäfer

Marianne Varga führt vor, was es heißt, wenn das stationäre Angebot von Handel und Geschäften immer mehr verschwindet, auch weil es zu wenig wahrgenommen wird. Dann werden die Wege weit, wenn man persönliche Beratung möchte. Sie ist mit dem Bus erst vom Sommerrain nach Bad Cannstatt gefahren und dann mit der Stadtbahn U1 zur Lutherkirche. Von der Lutherkirche in der Stadtmitte ist sie dann bis zum Fellbacher Bahnhof zu Fuß gelaufen, um in den Ersatzbus zum Sommerrain zu steigen. Sie habe ein Deutschlandticket, sagt Marianne Varga. Und sie sei sogar per Post benachrichtigt worden über die Stammstreckensperrung und die Änderungen. Früher sei sie viel mit dem Rad gefahren, nun nutze sie vor allem den ÖPNV.

Der Bus hält am Gymnasium im Sommerrain

Der Bus biegt in die Schmidener Straße ein, passiert die Früchtle-Scheune der Familie Bauerle – und hält schließlich wenige Meter vor dem Albert-Magnus-Gymnasium im Sommerrain. Die Schüler der großen Einrichtung haben zum Glück derzeit Ferien und müssen nicht pendeln. Für Marianne Varga ist es noch ein kleiner Marsch bis zu ihrer Straße. Aber das sei kein Thema, sagt sie. Sie habe zum Glück keinen Zeitdruck.

Der Weg zum Schienenersatzverkehr mit den Bussen am Fellbacher Bahnhof ist ausgeschildert. Foto: Eva Schäfer S-Bahn Stuttgart: Immer wieder werden Anschlüsse verpasst

„Gott sei Dank muss ich nicht zum Job, sonst würde ich mich noch mehr aufregen“, sagt Gudrun. Ihren Nachnamen will die Frau aus Winnenden nicht in der Zeitung lesen. „Ich habe den Bus jetzt wegen ein paar Minuten verpasst“, sagt sie. Sie war mit der S3 von Winnenden an den Fellbacher Bahnhof gekommen. „Normal bin ich mit der S3 in etwa 20 Minuten von Winnenden in Bad Cannstatt“, sagt sie, „nun braucht es mal wieder viel länger.“

Anders erfährt es eine Pendlerin aus Schondorf. „Es läuft gut“, sagt sie. Sie muss zur Arbeit in den Sommerrain und das klappe mit dem Ersatzbus ganz gut. Früher, bei anderen Ersatzverkehren mit Kleinbussen, sei das Ganze viel mühsamer gewesen.

Ratlos an der S-Bahn Stuttgart

Ausländische Fahrgäste, die kein Deutsch sprechen, müssen sich durchkämpfen. Ein Mann sucht den Weg nach Bad Cannstatt. Er kann die S-Bahn nehmen, das versteht er nach einigem Austausch mit anderen Reisenden.

Ingeborg Mohr sitzt im Ersatzbus auf dem Weg nach Fellbach über den Sommerrain. „Wir sind vor einem Jahr hierher gezogen“, sagt die Frau aus Fellbach-Schmiden. „Wir haben uns ein Deutschlandticket gekauft“, sagt sie, „wir genießen den ÖPNV, wenn er richtig funktionieren würde.“ Bei ihrer Entscheidung, von Ulm nach Schmiden zu ziehen, habe die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine entscheidende Rolle gespielt. Doch leider hapere es immer wieder. Der Fahrplan sei zwar gut, klappe aber leider nicht so wie geplant. Viele Anschlüsse würden dadurch verpasst. Apropos Anschlüsse: Als der Ersatzbus am Bahnsteig in Fellbach ankommt, da rollt gerade der 60er-Bus nach Schmiden los. „Den Bus haben wir also gerade noch von hinten gesehen“, sagt Ingeborg Mohr und nimmt auf der Wartebank am Bahnhof Platz.

Infos zur Stammstreckensperrung und zum Schienenersatzverkehr gibt es unter www.vvs.de und in der VVS-App sowie unter: www.s-bahn-stuttgart.de.