Limperich (fes). „Ich bin ziemlich baff“, Beuels Bezirksbürgermeister Guido Pfeiffer kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er zur Präsentation des Wandgemäldes an der Königswinterer Straße nach Limperich gekommen war: „Hier wurde etwas Wunderbares geschaffen, um einen Ort lebenswerter, spannender und diskussionswürdiger zu machen.“

In gerade einmal zwei Wochen haben 16 Jugendliche zwischen14 und 21 Jahren die 77 Meter lange und vier Meter hohe triste Betonwand, die im Besitz der Bundesstadt ist, zwischen Finkenbergstraße und Weinbergweg in einen echten Hingucker verwandelt und daraus ein Mural, ein Wandgemälde, geschaffen. Gemeinsam mit dem Bonner Verein „Arts Four Love“ und angeregt vom Bürgerverein Limperich durch seine Vorsitzende Sonja Baumgarten sowie unterstützt vom städtischen Kultur- und Tiefbauamt und der Bezirksvertretung Beuel entstand dieses außergewöhnliche, großflächige Streetart-Werk. Es ist das größte seiner Art im rechtsrheinischen Bonn bislang.

Für die meisten Jugendlichen war die Sprayaktion Neuland. Der Verein „Arts Four Love“ bietet seine Graffitkunstkurse ehrenamtlich an, braucht dafür aber professionelle Künstlerinnen und Künstler sowie Sponsoren, erklärte der Vorsitzende Eugen Schramm. Wichtig war daher auch der Förderverein der Sparkasse KölnBonn, der die Initiative mit 15.000 Euro finanziert hat: „Jugendliche mit diesem Projekt an die Kultur heranzuführen ist uns ein wichtiges Anliegen“, betonte Elisabeth Smillie, Geschäftsführerin vom Förderverein. Nachdem ihr das Konzept vorgelegt worden war, sei sofort klargewesen, dass diese Initiative unterstützt wird.

Gemalt wird auf `legalen´ Wänden und Mauern: „Die Jugendlichen lernen bei uns die Techniken kennen, damit sie ihre kreativen Ideen auch umsetzen können. Am liebsten sind uns Crashkurse, wo sie sofort dünne Linien zeichnen, ausmalen und ihre Motive schattieren können“, erläuterte Schramm. Vormittags wurden Ideen gesammelt und erste Skizzen auf Papier gezeichnet, danach ging es mit den Spraydosen an die Wand.

Zu sehen sind vor allem Motive mit Bezug zu Limperich, etwa die LiKüRa-Prinzessin, die drei örtlichen Kirchen oder die Schriftzüge der Bands „Querbeat“, „Knallblech“ und „Druckluft“. Die Resonanz der Anwohner sei durchweg positiv gewesen, meinte Pfeiffer, der sich um die organisatorischen Abläufe gekümmert hatte.

Es gab jedoch auch Kritik an der Aktion, die beispielsweise vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch um seinen langjährigen Vorsitzenden Carl Jakob Bachem kam. Er und der Verein hätten sich gewünscht, dass insbesondere die Anwohner im Vorfeld in die Frage, wie die Wand gestaltet werden solle, eingebunden worden wären. Viele hatten sich nämlich für eine erneute Begrünung Wand ausgesprochen. Dem Zustand vor der Sanierung.

Diese Begrünung, so die Kritiker, hätte in Zeiten des Klimawandels neben einer kühlenden Wirkung auch für einen Schallschutz der Anwohner gesorgt, wie auf einem Schild, angebracht an einem abgestellten Fahrrad, neben dem Mural am Tag der Präsentation zu lesen war. Bachem befürchtet zudem, dass dieses Projekt wilde Sprüher „geradezu anziehen“ werde und sprach von einem „störenden Eingriff in die Dorfarchitektur.