Kommunalwahl in Köln
Diese Parteien wissen genau, wo die Senioren wohnen
19.08.2025 – 17:30 UhrLesedauer: 2 Min.
Wahlplakate in Köln (Symbolfoto): Vor der Kommunalwahl im September investieren einige Parteien auch in Datensätze. (Quelle: Manngold/Imago)
Vor der Wahl am 14. September zapften zwei Parteien das Kölner Melderegister an. 750 Euro kostete jede Anfrage. Ein Experte erklärt, wieso die Parteien das machen.
Vor der Kommunalwahl am 14. September haben CDU und FDP gezielt Daten bestimmter Wählergruppen aus dem Kölner Melderegister angefragt – und dafür auch bezahlt. Das teilte die Stadt t-online auf Anfrage mit. Im Fokus der Anfragen standen dabei Erstwähler und Senioren.
Insgesamt drei Datenanfragen verzeichnet die Stadt Köln für das laufende Jahr: Die CDU hat sowohl für die anstehende Kommunalwahl am 14. September als auch für die Bundestagswahl im vergangenen Februar eine Gruppenauskunft beantragt – beides mal interessierte sich die Partei des heutigen OB-Kandidaten Markus Greitemann für die Gruppe der Erstwähler.
Die FDP ließ sich Daten ausschließlich für die Kommunalwahl übermitteln. Sie wollte wissen, wo genau die Senioren in Köln wohnen.
Das Melderegister enthält von allen in Deutschland gemeldeten Personen neben der aktuellen und früheren Adressen auch den vollständigen Namen, mögliche Titel, den Familienstand, das Geburtsdatum und die Ausweisnummer. Diese Informationen ermöglichen es Parteien, bestimmte Wählergruppen gezielt anzusprechen.
Dass die CDU die Erstwähler genauer ansprechen will, ist laut Professor Dierk Borstel von der Fachhochschule Dortmund nachvollziehbar. Zwar hat die Partei eine verhältnismäßig ältere Stammwählerschaft, Erstwähler werden von den Parteien laut Borstel jedoch generell als „noch beeinflussbarer“ eingeschätzt als ältere Wählergruppen, die eher zu „Wahlroutinen neigen“ würden. Zudem handele es sich beim Ansprechen der Erstwähler um „eine Investition in die Zukunft“.
Die Altersgruppe der Senioren wiederum spielt in der Regel für CDU und FDP eine „statistisch große Rolle“, so Borstel. Gerade bei Kommunalwahlen mit typischerweise niedrigerer Wahlbeteiligung sei es entscheidend, die eigene Kernwählerschaft zu mobilisieren, so der Politikwissenschaftler gegenüber t-online.
In Nordrhein-Westfalen können Parteien und Wählergruppen bis zu sechs Monate vor einer Wahl entsprechende Daten bei den Kommunen anfordern. Die Stadt Köln erhebt dafür eine Gebühr von 750 Euro pro Gruppenauskunft. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden bislang keine Anträge auf Gruppenauskunft abgelehnt.
Die Nutzung der Daten ist an strenge Auflagen geknüpft: Die Parteien müssen schriftlich versichern, die erhaltenen Informationen nicht mit anderen Dateien zu verknüpfen und sie ausschließlich für Wahlwerbung zu verwenden. Spätestens einen Monat nach der Wahl müssen die Daten gelöscht oder vernichtet werden. Eine Weitergabe an Dritte ist grundsätzlich untersagt.