Berlin – Bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) bleibt kein Stein auf dem anderen: Sein Amtssitz Schloss Bellevue und auch das benachbarte Präsidialamt im Großen Tiergarten müssen saniert werden. Als Ausweichquartier für ihn und seine 250 Beamten dient ein 205-Millionen-Euro-Neubau – für 16 Millionen Euro Miete/Jahr.

Das präsidiale Haus springt jedem, der Richtung Regierungsviertel aus dem Hauptbahnhof kommt, wie ein bunter Flummi ins Auge. Dafür sorgt die knallige Keramikfassade in einer Umgebung von lauter grauen Betonbauten. Besonders ist der Neubau auch innen: Ab dem ersten Obergeschoss wurden 382 Holzmodule gestapelt. Sie wurden in Köpenick aus österreichischer Fichte und Birken gefertigt und sind mindestens 18 Quadratmeter groß.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird 2026 aus dem Schloss Bellevue ausziehen – es wird jahrelang saniert

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird 2026 aus dem Schloss Bellevue ausziehen – es wird jahrelang saniert

Foto: picture alliance / Caro

Ganz oben im neuen Amtssitz sind zwei repräsentative Säle. Fotos darf Holz-Experte Lorenz Nagel (34) aus Sicherheitsgründen nicht zeigen. Denn es ziehen auch Bundespolizei und Bundeskriminalamt ein.

Warum der Neubau?

Warum der teure Neubau, der nur fünf Jahre vom Bundespräsidenten genutzt wird? Angeblich war in Berlin kein bereits vorhandenes Gebäude zu finden, das Steinmeier & Co vorübergehend hätte aufnehmen können. Der Projektentwickler hält dieses Argument für „extrem glaubwürdig“.

Der Neubau soll zuerst fünf Jahre vom Bundespräsidenten, später von anderen Bundesbehörden genutzt werden

Der Neubau soll zuerst fünf Jahre vom Bundespräsidenten, später von anderen Bundesbehörden genutzt werden

Foto: Sven Meissner

Das Gebäude an der Elisabeth-Abegg-Straße in Mitte wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf einem der letzten freien Grundstücke im Regierungsviertel errichtet. Nach den fünf Jahren sollen andere Bundesbehörden es nutzen. Nur 200 Meter entfernt die Einfahrt zu einem anderen Prestige-Projekt – der umstrittenen Kanzleramt-Erweiterung.

Steinmeier zieht im nächsten Jahr um

Im kommenden Jahr wird der Bundespräsident mit seinen Leuten einziehen (Umzugskosten: 300.000 Euro). Was die energetische Sanierung von Bellevue, die Instandsetzung der technischen Anlagen, Barrierefreiheit und höhere Sicherungsanforderungen am Ende kosten werden, ist noch offen – man rechnet noch, heißt es.

Mehr zum Thema

Erstaunlich auch die Totalsanierung des Bundespräsidialamtes: Das schwarze, eiförmige Gebäude war 1998 das erste, das beim Bonn-Berlin-Umzug fertig wurde. Die damaligen Architekten haben Urheberrecht, dürfen Probleme wie Brandschutzmängel, nicht erlaubte Materialien in Entrauchungs-Kanälen, fehlende Sicherheits-Stromanlagen jetzt beheben.

Sanierungskosten? Auch die sind sie noch offen.