In Chemnitz beginnt die zweite Hälfte des Kulturhauptstadt-Jahres mit einer großen Ausstellung zu Edvard Munch. Ihr Thema: die Angst.

Chemnitz ist eine widersprüchliche Stadt. Am Bahnhof begrüßt die Reisenden neuerdings eine lange gelbe Leuchtschrift: „Fürchtet euch nicht“. Am Schmuckplatz der Stadt mit Oper und Kunstsammlung aber wirbt die aktuelle Kulturhauptstadt Europas auf einem großen Transparent für die „Angst“. Bekannt für ihren rechten Lynchmob und die Heimat des NSU wählt in dieser so titulierten „Täter-Stadt“ immer noch jeder dritte Mensch eine Partei, die faschistische Sprüche liebt, während ausgiebige Bummel zwischen Schlossteich und Gründerzeitvierteln eine Mittelstadtidylle mit Fahrradschnellwegen, Fressfest am Rathaus mit fettig undeutschem Angebot sowie primär friedliche Koexistenz in fleckenlosem Wohlstand zeigen.