Elegante Brücken und imposante Museen, Bürokomplexe mit begehbarer Dachgartenlandschaft, klangvolle Namen der Architekturbranche – all das taucht auf der 100-Besten-Liste für den DAM Preis 2026 für Architektur in Deutschland selbstredend auf.

Noch häufiger sind allerdings beeindruckende Umbauten und Nachverdichtungs-Projekte sowie Gebäude aus möglichst umweltschonenden Materialien von der Jury für den seit 2007 verliehenen Preis ausgewählt worden.

Viele Stuttgarter Büros unter den Nominierten

Und originelle Ideen finden sich ebenfalls: Mutige Bauherren wohnen jetzt im umgebauten Kuhstall und vermieten ihr Haus, und in Berlin wurde eine Kirche in Wohnraum umgewandelt. Studierende entwerfen in Bad Aibling eine Bushaltestelle und ermöglichen den Menschen im Alltag en passant sozusagen täglich mit hochwertiger Baukultur in Berührung zu kommen.

Franziskanerinnen sind als Bauherrinnen auf Architekten zugekommen und haben sich von Braunger Wörtz Architekten im Allgäu eine gestalterisch überzeugende wiewohl schlichte Aussegnungshalle aus Lehm entwerfen lassen.

Stuttgarter Architektenschaft ist zahlreich vertreten, unter anderem herrmann+bosch architekten für das deutschlandweit größte Holzparkhaus, das in Wendlingen zu bestaunen ist, und auch das junge Stuttgarter Büro Atelier Kaiser Shen, das mit der Sanierung und dem Weiterbau einer Turnhalle reüssiert.

Unter den nun 21 ausgewählten Projekten der Shortlist finden sich nurmehr zwei Büros aus der Landeshauptstadt, die mit Bildungseinrichtungen auf den Einzug ins Finale hoffen dürfen: LRO Architekten haben es mit einer Schule samt Sporthalle in einem derzeit entstehenden Stadtquartier geschafft, das auf einer Militär-Konversionsfläche entsteht – dem Franklin Mannheim.

Schule mit Sporthalle von LRO Architekten aus Stuttgart

Der Schul-Altbau wurde erhalten und um zwei rechtwinkling platzierte kompakte Baukörper in Holzhybridbauweise erweitert. Der Pausenraum im Hof verfügt über einen begrünten Hügel und eine Skaterbahn. Das Dach der halb eingegrabenen Sporthalle dient als „Forscherlandschaft“. Im Obergeschoss befinden sich 16 Klassenräume in einzelnen Holzhäuschen; jedes mit eigenem Zeltdach und zusätzlicher Belichtung durch ein Oberlicht.

Mit einem Betriebskindergarten in Stuttgart-Weilimdorf – einem vorbildlichen Nachverdichtungsprojekt – sind schleicher.ragaller architekten auf der Shortlist. Auf einem ehemaligen Firmenparkplatz steht nun das in Holzbauweise und mit Ziegelwänden entstandene Kinderhaus mit hellen Räumen dank großflächiger Verglasungen und Oberlichtern. Im Gebrauch ist es nachhaltig geplant mit geothermischer Fußbodenheizung, dezentraler Lüftung sowie extensiv begrüntem Dach mit Photovoltaikanlage.

In Heilbronn zu bestaunen: Innovationsfabrik 2.0 von Waechter+Waechter Architekten. Foto: Brigida González

Die Baukultur im öffentlichen Raum verbessern auch andere Shortlist-Projekte im Land, darunter ein neues äußerst ansprechendes Gebäude der Schleusenanlage Schwabenheim, entworfen von Ecker Architekten aus Heidelberg – in prominenter Lage an einem stark frequentierten Fuß- und Radweg zwischen Heidelberg und Ladenburg.

Ebenfalls mit Flussbezug: Eine Innovationsfabrik 2.0 am Neckaruferpark in Heilbronn von Waechter + Waechter Architekten aus Darmstadt. Die Jury lobt den nachhaltigen, ressourcenschonenden Holzbau, der weithin sichtbar sei.

Innovatives Wohnquartier in Mannheim

Auch Wohnen der Zukunft spielt beim DAM-Preis eine Rolle: In Mannheim haben sauerbruch hutton – Gesellschaft von Architekten aus Berlin Gebäude für das Wohnquartier entworfen, das Franklin Village, das sich wandelnden Wohnbedürfnissen annimmt.

Vier Neubauten mit diversen Wohntypologien, von Clusterwohnungen über klassisches Familienwohnen bis hin zum kleinen Apartment, gruppieren sich um einen gemeinsamen Innenhof. Der Wunsch: gemeinschaftlich genutzten Flächen sollen zu „einer Kultur solidarischen Zusammenlebens im Quartier“ beitragen.

Dazu gehört das Quartiersforum als „erweitertes Wohnzimmer“ mit Küche, Lounge, Coworking Space, Werkstätten und einer Dachterrasse. Auch in Stuttgart entstehen derzeit und in absehbarer Zukunft Wohnquartiere – Mannheim könnte da als Inspiration dienen.

Und wenn es um das energetische und teure Auffrischen von Hochhäusern geht, könnte eine Reise nach Bayern lohnen: Auf der Shortlist findet sich ein eindrucksvoller Weiterbau eines 14-stöckigen Wohnturms: Die Stadtbau GmbH plante wegen der Brandschutzauflagen ein weiteres Fluchttreppenhaus sowie drei neue Wohnungen pro Etage, was den Baukörper um weitere 40 Wohneinheiten ergänzt.

Wohnturm nachhaltig saniert

Die Aluminium-Wellblechfassade besteht zudem zu 92 Prozent aus wiederverwendetem Material und wurde als einfach rückbaubares System konzipiert. Eine Lebenszyklus-Kostenanalyse begleitete die Planung. Die West- sowie die Südfassade erhielten rund 770 Quadratmeter Photovoltaikelemente, deren Farbe an das benachbarte Wellblech angepasst wurde.

Die bestehenden Öffnungen wurden deutlich vergrößert, um den Tageslichteinfall zu optimieren. Durch die kompakte Erweiterung bleibt der Großteil des 5240 Quadratmeter großen Grundstücks unversiegelt. Elf neue Bäume, 150 Fahrradstellplätze und 695 Quadratmeter Spielflächen schaffen ökologischen und sozialen Mehrwert.

Das Energiekonzept mit Wärmepumpe und Photovoltaik-Strom ermöglicht eine regenerative Versorgung mit Wärme und stellt den Bewohnerschaft günstigen Mieterstrom bereit. Nachmachen? Empfohlen!

Bilder von Short- und Longlist-Projekten von Stuttgarter Architekturbüros finden sich auch in der Bildergalerie.

Info

DAM-Preis
Die Auszeichnung erfolgt in einem gestaffelten Juryverfahren. Aus rund 100 Nominierungen hat die Jury jetzt 21 Projekte für die Shortlist zum DAM-Preis 2026 ausgewählt. Das Spektrum der Bauten umfasst Bildung und Soziales, Wohnen und Arbeiten, Kultur. Es folgt eine Finalisten-Auswahl und 2026 wird das Sieger-Projekt gekürt. Eine Auswahl von zwei Bauten deutscher Architekten im Ausland kommt außer Konkurrenz hinzu.

Auslands-Lob
Zu den Bauten in Deutschland kommt eine Auswahl von zwei Projekten deutscher Architekten im Ausland außer Konkurrenz hinzu. Für 2026 sind es Architekturexport Behet Bondzio Lin Architekten mit W-Mission Headquarters, Seongdong-gu in Seoul (Südkorea) sowie Peter Haimerl Architektur mit dem Domcenter in Linz (Österreich).