Am Späti in Karlshorst
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„Früher gab es so kleine Eckkneipen, die sind alle weg“
Bild: rbb
Die meisten Berliner wohnen außerhalb des Rings. Zwei rbb|24-Reporter sprechen dort Leute am Späti an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Lichtenbergerin, die sich über undichte Mülleimer ärgert, aber ihren Kiez an sich liebt.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die „Am Späti“ entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Wer: Ur-Lichtenbergerin in Rente
Alter: 72 Jahre
Uhrzeit: 13:24 Uhr
Gekauft: Jahreslos
Woher: zu Hause
Wohin: Einkaufen
Späti: eher ein Lottoladen, auf der einen Seite die ewige Baustelle Treskowallee, auf der anderen eine ruhige Familienwohngegend. Viel Paketkundschaft.
Dreckig ist es hier in Karlshorst. Die ganzen orangefarbenen Behälter, da fällt ja manchmal unten alles raus. Da müsste die BSR mal ordentliche Behälter hinstellen. Das ist so an allen Haltestellen. Die sehen furchtbar aus. Ich lebe seit 1982 hier in Karlshorst. Vorher habe ich am Ostkreuz gelebt.
Sie lacht, berlinert ausgeprägt beim Sprechen.
Karlshorst hat sich schon verändert. Es sind viele junge Leute dazugekommen. Mit Kindern und so. Mir gefällts hier. Aber manchmal, da fehlt irgendwie noch was.
Sie hält kurz inne beim Sprechen, denkt kurz nach, ganz so, als wäre es erstmal eher ein Gefühl, dass da noch etwas fehlt, weniger eine konkrete Vorstellung davon, was es sein könnte. Dann findet sie aber etwas.
Früher gab es so kleine Eckkneipen und so, die sind alle weg. Jetzt gibt es noch einen Italiener, einen Chinesen und so. Aber ich meine so eine gemütliche Kiez-Ecke, wissen Sie. Aber dit is vielleicht allgemein so in den Stadtbezirken.
Hier in Karlshorst bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs oder zu Fuß, je nachdem wie das Wetter ist. Und es ist ja auch gut angebunden. Bis auf die Tramlinie 21. Ich wohne dahinten und bin auf die angewiesen. Die kommt nur alle 20 Minuten und oft zu spät. In den Zeitungen stand, wie toll es ist, dass die Stadt wächst. Aber die Infrastruktur tut es ja nicht.
Einige Häuser stehen hier nach der russischen Besatzung noch immer leer, weil die Besitzverhältnisse nicht geklärt sind. Damit könnte man eigentlich Wohnraum schaffen , aber viel steht eben noch leer und verfällt. Dit jefällt mir nicht so.
Ich habe früher in einem Maschinenbauhandel gearbeitet, der da war, wo die Schule jetzt steht an der Parkstadt. Da habe ich über 25 Jahre gearbeitet. Dann wurde da alles abgerissen und dort ist das ganze große Wohnviertel entstanden.
Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24
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