Nach Beschluss des Innenstadtkonzepts „Mitte neu denken“ im September 2022 und einem weiteren umfassenden Ratsbeschluss zur Innenstadtentwicklung aus dem Januar hat die Verwaltung heute (Dienstag, 19. August) eine erste Bilanz gezogen und einen Überblick über den Fortschritt der insgesamt 138 Planungen, Projekte und Maßnahmen gegeben, die auch in der morgigen Sitzung des Bauausschusses vorgestellt werden wird.

Ziel ist über alle Maßnahmen hinweg eine attraktive, vielfältige, offene, klimafreundliche und lebendige City.  So sollen gleichermaßen die Aufenthaltsqualitäten und Attraktivität der Innenstadt verbessert, der Handel und die Wirtschaft gefördert, aber auch das Wohnen, die Kultur und der Umweltschutz gestärkt werden. „Wir arbeiten an einer lebenswerten, vielfältigen und zukunftsfähigen Innenstadt für die Menschen“, betont Oberbürgermeister Belit Onay. „Unser Ziel ist es, dabei den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass er zum Verweilen einlädt, Begegnungen ermöglicht und gleichzeitig den Herausforderungen des Klimawandels begegnet.“

Die vorgestellten Planungen, Maßnahmen und Projekte weisen eine große Bandbreite auf: Von der Masterplanung, die die Zukunft des gesamten nördlichen Bahnhofsviertels in den Blick nimmt und deren Umsetzung auf einen Zeitraum von 10 – 15 Jahre angelegt ist, über den bereits gestarteten klimawandelangepassten Umbau der Prinzenstraße oder die Ausweisung von speziellen Parkzonen für E-Scooter bis zur Einrichtung eines Innenstadtmanagements  handelt es sich um Lang-, mittel- und kurzfristige Maßnahmen. Einige, wie die Zwischennutzung einer Leerstandsimmobilie mit dem Projekt „aufhof“ sind zwischenzeitlich auch bereits abgeschlossen und werden dahingehend überprüft, ob sie sich auch dauerhaft etablieren ließe.  Darüber hinaus sorgen auch private Projekte für eine positive Entwicklung der Innenstadt, von der Entwicklung des ehemaligen Postscheckamts zum „Urban Q“ bis zur Leinewelle gibt es zahlreiche wichtige Impulse für die Innenstadtentwicklung, die mit und auch ohne Unterstützung der Stadtverwaltung und Kommunalpolitik realisiert werden.

Den Bereich nördlich des hannoverschen Hauptbahnhofs hat die Landeshauptstadt Hannover ins Visier genommen und dafür die Masterplanung erarbeitet. Das Ziel ist, das hoch verdichtete innerstädtische Quartier neu aufzustellen, ihm eine „eigene Adresse“ zu geben und es als Verbindung zur Oststadt attraktiver zu gestalten. Dahinter steht eines der Leitprojekte des Innenstadtkonzepts der Stadt. Für die Entwicklung wurde eine intensive Bürger*innen-Beteiligung durchgeführt. Fördermittel gibt es aus dem Programm „Resiliente Innenstädte“.

Einige weitere Projekte sind bereits sehr konkret in der Umsetzung: 

Schillerstraße – Neue Adresse für Aufenthalt und Handel

Visualisierung eines Teils der Innenstadt von Hannover.

© Willner

Vision derumgestalteten Schillerstraße.

In der Schillerstraße rollen ab September die Bagger für den Leitungsbau. Im Januar 2026 folgt dann der Ausbau der Straße. Wenn alles nach Plan läuft, ist der Ausbau im Frühjahr 2027 abgeschlossen. Die Schillerstraße soll sich in den kommenden Jahren von einer eher funktionalen Verkehrs- und Einkaufsachse in eine lebendige Aufenthaltszone verwandeln. Vorgesehen sind breite Gehwege, neue Begrünung und Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Gastronomieflächen im Außenbereich und kleinteiliger Einzelhandel sollen die Straße neu beleben und sie zu einer attraktiven Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof am Ernst –August-Platz und der Georgstraße machen. Auch die Gestaltung des Straßenraums mit Bäumen und urbanem Mobiliar ist ein zentrales Element, um das Mikroklima zu verbessern und die Aufenthaltsqualität zu steigern.

Prinzenstraße – Innovation und Kunst treffen aufeinander

Die Prinzenstraße gehört zu den Achsen, die durch eine Förderung von EU-Resilienzmitteln neu gestaltet werden und das in einem deutschlandweit einzigartigen Projekt: Unterirdische Zisternen sammeln Regenwasser, das später zur Bewässerung von Bäumen und Grünflächen genutzt wird. So wird die Straße nicht nur klimafreundlich und resilienter gestaltet, sondern zugleich als historischer Stadtraum aufgewertet. Sitzgelegenheiten, neue Bepflanzungen und kulturelle Impulse machen die Prinzenstraße künftig zu einem Modellprojekt für die Innenstädte von morgen. Die Schienen und der Betonunterbau sind bereits entfernt, die Stadtentwässerung hat neue Leitungen verlegt und die Vorbereitungen für den Einbau der Zisternen laufen. Ab kommendem Sommer beginnt der Straßenbau und in rund drei Jahren kann an dieser Stelle ganz entspannt Kultur erlebt werden, denn Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum sind vorgesehen, um die Geschichte des Ortes sichtbar zu machen. Der künstlerische Wettbewerb dafür ist im Juli gestartet, mit den Ergebnissen wird im Sommer 2026 gerechnet.

Georgstraße – Vom Verkehrsraum zum Fahrradboulevard

Visualisierung eines Teils der Innenstadt von Hannover.

© Willner

Vision der umgestalteten Georgstraße.

Über die Umgestaltung der Georgstraße am Opernplatz muss in diesem Herbst noch die Politik entscheiden. Ein Umbau könnte dann in einem Jahr starten. Geplant ist, die Georgstraße, heute eine der zentralen Verkehrsadern der Innenstadt, künftig als Teil der Platzanlage neu zu gestalten. Der Autoverkehr tritt in den Hintergrund, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen gewinnen deutlich an Raum und Sicherheit. Vorgesehen sind eine durchgehende Radverbindung in beide Richtungen und Aufenthaltsflächen mit Sitzgelegenheiten. Die Neugestaltung soll nicht nur die Mobilitätswende sichtbar machen, sondern auch Hannovers Einkaufsmeile attraktiver und nachhaltiger gestalten.

Dies sind nur einige Beispiele für den nachhaltigen Wandel, der in Hannovers Innenstadt Einzug halten wird. Grundsätzlich soll sich die Innenstadt Schritt für Schritt verändern: weniger Autoverkehr, mehr Grünflächen, barrierefreie Zugänge und neue Wasserflächen. Die Altstadt dient als Vorbild für urbane Vielfalt: Wohnen, Arbeiten, Handel und Kultur ergänzen sich hier auf engem Raum. Dieses Modell soll auf andere Innenstadtbereiche übertragen werden, um Leerstand zu vermeiden und dauerhaft Leben in die City zu bringen. Stadtbaurat Thomas Vielhaber erklärt: „In der Altstadt und rund um die Marktkirche haben wir andere Anforderungen als in den Einkaufsstraßen. Wir wollen Vielfalt und Qualität in der Innenstadt fördern – und das heißt auch, jeden Bereich passgenau zu entwickeln.“

Die Projekte sind das Ergebnis jahrelanger Diskussionen im Rat und intensiver Bürgerbeteiligung. Oberbürgermeister Onay und Stadtbaurat Vielhaber stellen dar, dass trotz kontroverser Diskussionen in der Stadtpolitik und unterschiedlichen Mehrheiten im Rat für dessen Beschlüsse zur Innenstadtentwicklung, die Stadtverwaltung intensiv an der Umsetzung der Programme arbeitet und mit der Umsetzung von knapp zwei Dritteln der beschlossenen Maßnahmen in beiden Konzepten begonnen hat und teils deutlich fortgeschritten ist. Dies zeige das hohe Engagement der städtischen Beschäftigten für die Entwicklung der Landeshauptstadt.

In den kommenden Monaten stehen weitere entscheidende Schritte an: Der Beschluss zum Masterplan Mobilität 2035 wird erwartet, Bauarbeiten in weiteren Straßenzügen starten, und neue Grünflächen werden eingerichtet. Die Stadt sieht diese Entwicklungen als Chance, Hannovers Innenstadt zu einem Ort zu machen, an dem Menschen gerne Zeit verbringen – bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit. „Wir wollen eine Innenstadt, die nicht nur Einkaufsstandort, sondern auch Lebensraum ist“, so Onay. „Das ist ein langer Weg – aber wir gehen ihn konsequent.“

Einige der städtischen Planungs- und Bauprojekte im Überblick: 

1. Prinzenstraße
Die Prinzenstraße wird zu einem bundesweit einmaligen Modellprojekt: Unterirdische Zisternen und ein digitales Bewässerungssystem machen die Straße klimaresilient. Der Rückbau der alten Stadtbahntrasse ist abgeschlossen, seit Sommer 2025 läuft der Bau der blau-grünen (Zisternen im Untergrund, die zur Bewässerung der neuen Bäume genutzt werden) Infrastruktur. Der Straßenbau beginnt 2026, die Fertigstellung ist für 2027/28 vorgesehen.

2. Schillerstraße
Direkt am Hauptbahnhof entsteht eine neue Kultur- und Aufenthaltsachse. Nach einer verzögerten Vergabe startet der Leitungsbau am 22. September, Anfang 2026 folgen die Straßenarbeiten. Bis Frühjahr 2027 soll die Schillerstraße neu erlebbar sein.

3. Steintor
Das Steintor wird zum neuen Stadtplatz mit Brunnenanlage, neuen Aufenthaltsmöglichkeiten und einer Lichtstele. Die Ausschreibung läuft im Herbst 2025, Baubeginn ist der 12. Januar 2026. Ab Sommer 2026 entsteht die Platzfläche auf der Nordseite. Fertigstellung in 2027.

4. Georgstraße
Die Fahrbahn in Höhe des Opernplatzes soll auf die Ebene der Platzfläche angehoben und zum Fahrradboulevard werden. Damit wird der Opernplatz frei vom Radverkehr und für Fußgänger*innen und bei Veranstaltungen noch besser nutzbar. Die notwendigen Beschlüsse sollen Ende 2025/Anfang 2026 fallen. Bei positivem Votum könnte der Bau ab Spätsommer 2026 starten.

5. Joachimstraße / Thielenplatz
Ein neues grünes Eingangstor zur Innenstadt: Nach Anliegerbeteiligung im Herbst 2025 und Beschluss Anfang 2026 kann der Baubeginn im Frühjahr/Sommer 2026 erfolgen.

6. Fahrradparkhaus und Ernst-August-Platz
Unter dem Ernst-August-Platz entsteht ein neues Fahrradparkhaus mit rund 1.000 Stellplätzen. Die Planungsvergabe erfolgt im Herbst 2025, Bau und Umsetzung sind ab 2028 möglich. Parallel dazu wird eine planerische Überarbeitung des EAP erfolgen mit dem Ziel, den Platz attraktiver und übersichtlicher zu gestalten. Die Anlieger*innen werden in die Verfahren eingebunden.

7. Andreaestraße
Die Fläche am ehemaligen Karstadt soll neu gestaltet werden. Wegen statischer Probleme verzögert sich die Umsetzung, derzeit laufen Gespräche mit dem Eigentümer. Die Beschlussfassung ist Ende 2025/Anfang 2026 vorgesehen, Baubeginn ab 2026.

8. Culemannstraße
Eine grüne Flaniermeile direkt an der Leine: Der Förderbescheid über 4,3 Millionen Euro liegt vor. Die Ausschreibung für die Planung startet 2026.

9. Karmarschstraße
Die zentrale Achse zwischen Schmiedestraße und Windmühlenstraße wird aufenthalts- und klimafreundlich umgestaltet. Derzeit wird das straßenrechtliche Verfahren vorbereitet und es werden erste Ideen entwickelt, wie Klimainseln die Straße aufwerten könnten. Der Baustart ist ab 2026 realistisch.

10. Osterstraße
Hier wurde 2025 bereits umgebaut: Die Radstreifen sind breiter, der Kfz-Verkehr eingeschränkt. Die Velorouten 8 und 9 führen jetzt direkt in die City.

11. Tunnel Fernroder Straße & Tunnel Lister Meile
Mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität: Die Beleuchtung im Tunnel Fernroder Straße ist verbessert, für beide Tunnel ist Effektbeleuchtung geplant. Umsetzung ab 2025/26. Das Kunstprojekt im Tunnel Liste Meile zeigte weitere Möglichkeiten zur Verminderung der Barrierewirkung der Tunnel in der Stadt auf.

12. Nördliches Bahnhofsumfeld
Die in einem beteiligungsorientieren Prozess der Masterplanung liegt den politischen Gremien zur Beschlussfassung vor. Für die weitere Ausgestaltung des Areals werden Machbarkeitsuntersuchungen und ein Wettbewerb folgen. Bei allem erfolgt eine enge Abstimmung mit der DB, die sowohl Gleis 15 und 16 neu als auch eine zweite Personenquerung im Bahnhof bauen will.

13. City-Ring / Otto-Brenner-Straße
Gesicherte Querungen wie an der Hausmannstraße sind in Prüfung. Eine detaillierte Verkehrserhebung läuft, Ergebnisse liegen im Herbst 2025 vor.