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Intel macht hohe Verluste. Jetzt will sich die japanische Softbank am kriselnden Chiphersteller beteiligen. Und auch die US-Regierung hat einen Einstieg vor. Was steckt dahinter?
Intel war mal eine Ikone in der Halbleiterbranche, ein Konzern, der in technischer und technologischer Hinsicht Maßstäbe setzte. Mikroprozessor-Chips von Intel sind immer noch in PCs auf der ganzen Welt verbaut. „Doch vom alten Glanz des Unternehmens ist nicht mehr viel übriggeblieben“, sagt Robert Halver von der Baader Bank. „Wenn man die supergroßen Konzerne im Hightech-Sektor beobachtet, auch an der Börse, wie sind die gelaufen? Und da ist Intel eben nicht so mitgelaufen.“
Zum Vergleich: Vor rund eineinhalb Jahren kosteten Intel-Aktien rund 45 Euro. Inzwischen sind es nur noch etwas mehr als 20 Euro – und das in Zeiten, wo Konkurrenten wie der amerikanische Mikrochiphersteller Nvidia zum wertvollsten Unternehmen an der Börse aufgestiegen ist.
Gute Produkte, Schwächen im Zukunftsgeschäft
„Intel hat zwar immer noch gute Produkte“, so Halver. Aber nach dem großen Boom im PC-Geschäft habe es der Konzern versäumt, in Themenfelder zu investieren und vor allem in diesen Bereichen erfolgreich zu werden, wo heutzutage die großen Geschäfte gemacht werden. Dazu gehören Künstliche Intelligenz, Elektromobilität und Rechenzentren.
Leistungsstarke Chips sind gefragt. „Aber die Spitzenchips, die kommen von anderen. Und das wird an der Börse nicht honoriert.“ Seit Monaten schreibt Intel tiefrote Zahlen. Tausende Stellen fallen dem Rotstift zum Opfer. Investitionen werden auf Eis gelegt. Der Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg ist endgültig vom Tisch.
Geostrategische Überlegungen
Dass die US-Regierung nun vorhat, bei Intel einzusteigen, kommt nicht von ungefähr. Handelsminister Howard Lutnick bestätigte entsprechende Pläne beim TV-Sender CNBC – offenbar ist ein Anteil von zehn Prozent angestrebt. Zum einen geht es der Trump-Administration darum, wieder mehr Produktion in die USA zu ziehen. Im Land sollen neue Arbeitsplätze entstehen. Und das gilt auch für Unternehmen aus der Hightech-Branche.
Zum anderen schaut die US-Regierung auf geostrategische Vorteile. „Die asiatische Konkurrenz ist in den letzten Jahren sehr stark geworden“, beobachtet Ascan Iredi von der Vermögensverwaltung Plutos. Der US-Regierung ist es zudem ein Dorn im Auge, dass amerikanische Halbleiterkonzerne in Asien produzieren lassen. Nvidia ist so ein Beispiel. Der weltweit führende Anbieter von KI-Computing hat bislang die Fertigung seiner Chips beim weltweit größten Vertragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) in Auftrag gegeben. Unter finanziellen Gesichtspunkten war das günstiger, als in den USA zu produzieren.
Zum Rapport im Weißen Haus
„Unter Umständen könnte auch der schon seit langem schwelende China-Taiwan-Konflikt für die USA zum Problem werden“, glaubt Iredi. Da geht es um Lieferketten. „Wir haben das ja 2020 im Rahmen der Coronakrise schon einmal erlebt. Chips waren ein wichtiger Faktor bei der Produktion.“ Das ging vom Auto bis hin zum Smartphone und zur Verteidigungsindustrie. „Ich glaube, der US-Regierung geht es insbesondere um die Produktion, um den Standort USA, um Chips vor Ort zur Verfügung zu haben für den Fall der Fälle.“
Überhaupt China: US-Präsident Trump traf vor ein paar Tagen im Intel-Chef Lip-Bu Tan im Weißen Haus, nachdem er ihm zuvor öffentlich seine engen Beziehungen zu chinesischen Unternehmen vorgeworfen hatte. „Der CEO von Intel befindet sich in einem starken Interessenkonflikt und muss sofort zurücktreten“, forderte Trump zuvor. Nach dem Gespräch lobte er die „erstaunliche Geschichte“ von Tans Karriere. Der Manager steht seit März 2025 an der Spitze von Intel.
„Da soll nichts anbrennen“
Nun will die US-Regierung dort „mitmischen“. Das Beispiel Intel könnte Schule machen, vermutet Ökonom Halver, vor allem, wenn es um kritische Infrastruktur geht. „Man schützt die eigene Industrie. Und natürlich kann man dann als Großaktionär die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen. Eine gewisse Zusammenarbeit – mal sehr freundlich ausgedrückt – zwischen Unternehmen und der US-Regierung kann man ganz klar erkennen.“ Über Jahre hin galten für die US-Industrie andere Kriterien. Die USA verkörperten wie kaum ein anderes Land das Modell der freien Marktwirtschaft.
Was dieser Richtungswechsel konkret für Intel bedeutet? Großaktionäre wie die japanische Softbank oder die US-Regierung an der Seite zu haben, mag aus finanzieller Sicht ein Vorteil sein. Mit welchen Produkten und Strategien sich Intel in Zukunft behaupten will, muss das Management entscheiden. Geld allein reicht nicht aus.