Stand: 20.08.2025 05:00 Uhr
Es gibt Musiker, die planen ihre Karriere von langer Hand. Und dann gibt es Volkan Baydar. Der Hamburger mit türkischen Wurzeln stolperte fast ein bisschen in den Ruhm hinein – und landete prompt in den Charts.
25 Jahre ist es jetzt her, dass Volkan Baydar und Vince Barth mit dem Lied „She’s Got That Light“ einen Überraschungshit landeten. „Das war ja damals auch so unglaublich, weil wir gar nicht geplant hatten, reich und berühmt zu werden“, erinnert sich Baydar. „Und es haben auch verdammt wenig Leute daran geglaubt, weil Balladen zu der Zeit keiner gemacht hat.“ Trotzdem wagten Orange Blue es – und hatten recht.
Dabei stand Baydar zunächst eher auf der falschen Bühne: im Alsterhaus, als Orgelverkäufer. „Ich war viel zu ehrlich. Ich habe allen gesagt: Naja, das ist schon okay, aber wenn Sie eine richtige Orgel wollen, gehen Sie da vorne hin.“ Kein Verkaufsgenie – dafür bald Musiker. Denn Kumpel Vince kam vorbei, präsentierte ein selbstgebasteltes Plakat („The Question“ spielen im Logo!) – und plötzlich war die Bühne da.
Taxifahren für den Welterfolg
Vor dem Durchbruch gab’s aber erst den Taxischein. „Mit dem Auto meines Vaters, der selbstständiger Taxifahrer war, bin ich gefahren und hab so mein Geld verdient.“ Pragmatismus pur – bis plötzlich She’s Got That Light im Radio lief. Der große Schub kam ausgerechnet von einer Daily Talkshow. „Durch die Talkshow Arabella Kiesbauer, wo jedesmal, wenn ein Gast auftrat, unser Lied gespielt wurde, kam natürlich auch eine ganze Menge Geld zusammen. Wir wussten gar nicht, wie viel Geld man mit einer Daily Talkshow verdienen kann, wenn ich mal so ehrlich sein darf.“
Dass die Band den Song zunächst gar nicht freigeben wollte, wirkt heute fast absurd. „Wir haben gesagt: Nee, She’s Got That Light ist nicht für Arabella geschrieben. Und da haben sie uns alle einen Vogel gezeigt: Ey, spinnt ihr?“ Zum Glück hörten sie auf die anderen.
Hamm und harte Sprüche
Seine Wurzeln liegen in Hamburg-Hamm. „Ich fand’s ganz toll, in Hamm aufzuwachsen“, sagt Baydar. Einfach war es trotzdem nicht. „Es gab noch die gute alte Ausländerfeindlichkeit. Ey, du Türke! Geh mal nach Hause.“ Beeindruckt hat ihn das nicht – zumindest nicht nachhaltig. „Wie man sieht, bin ich immer noch ganz okay.“
Mit seinem „Orange Blue“-Partner Vince Bahrdt (r.) ist Volkan Baydar bis heute eng befreundet.
Statt sich kleinzumachen, machte er Abitur – und Musik. Dank seiner Eltern, die alles gaben. „Mein Vater war Taxifahrer. Aber sie haben mir Klavierunterricht bezahlt. Und als ich einen Synthesizer für 4000 D-Mark wollte, haben sie ihn mir gekauft. Ich hab gesagt: Den brauche ich unbedingt. Im Nachhinein: nicht wirklich. Aber das hab ich ihnen nie erzählt.“
Außenseiter mit Durchhaltevermögen
Im Gespräch mit „Feel Hamburg“ Host Daniel Kaiser erzählt Volkan Baydar auch, warum sein Bruder Taifun und er so naturgewaltige Vornamen tragen, wie es sich anfühlt, seinem Sohn beim Fußballspielen anzufeuern und an welchen Projekten er zurzeit arbeitet.
Baydar beschreibt sich rückblickend selbstironisch als „ein bisschen Außenseiter“. Nicht wegen seiner Herkunft – eher, weil er schon immer „ein komischer Kerl“ war. Einer, der an Balladen glaubt, wenn sonst keiner welche macht. Einer, der lieber ehrlich ist, auch wenn’s den Job kostet. Und einer, der trotzdem – oder gerade deswegen – Popgeschichte geschrieben hat.
Heute sitzt Volkan Baydar wieder in Hamburg, erzählt locker im Podcast über Taxi-Schichten, Talkshow-Tantiemen und sein Leben dazwischen. Und man merkt: Der Mann ist immer noch derselbe – nur dass die Geschichten jetzt mindestens so legendär sind wie der Song, der alles veränderte.
Den kostenfreien Podcast „Feel Hamburg“ finden Sie hier, in der NDR Hamburg App, in der ARD Audiothek und bei anderen Podcast-Anbietern.
Daniel Kaiser spricht mit Menschen aus der Stadt, die etwas zu erzählen haben.
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