Wenn es eines gibt, mit dem sich große Verkehrsprojekte auf keinen Fall vergleichen lassen wollen – dann wohl Stuttgart 21. Der Ludwigsburger Jugendgemeinderat Abdi Ahmed wählt aber genau diesen Vergleich, wenn er über die Stadtbahn Lucie spricht. Er hofft auf eine schnelle Entscheidung zugunsten des Projekts und stellt eine Forderung an die Stadträte Ludwigsburgs – auch an die seiner Partei, der SPD.
„Es dauert viel zu lange und wird mit der Zeit immer teurer“, sagt Ahmed. „So ähnlich ist es bei Stuttgart 21 doch auch.“ Zwar wird sich voraussichtlich noch in diesem Jahr entscheiden, ob die Stadtbahn gebaut wird, die Zweifel daran werden jedoch immer größer. Und auch die Diskussionen werden in Zukunft nicht ausbleiben und das Projekt verschleppen, so die Befürchtung.
„Die Entwicklung, die sich gerade abzeichnet, ist enttäuschend“, sagt der Jugendgemeinderat. Damit spricht er die neueste Kritik einiger Stadträte und Oberbürgermeisters Matthias Knechts am Stadtbahnprojekt an. Knecht hatte in den vergangenen Wochen betont, dass er nicht mehr bedingungslos hinter der Stadtbahn steht. „Die große Chance von Lucie wird nicht erkannt“, kommentiert Ahmed.
Ohne die Zustimmung Ludwigsburgs geht nichts
Das Projekt steht und fällt mit der Zustimmung der Stadt Ludwigsburg, die im Zweckverband die größte Kommune ist. Heikel sind aus Sicht der Stadtspitze vor allem zwei Punkte: Oberbürgermeister Matthias Knecht beharrt darauf, dass eine künftige Stadtbahn in den Bahnhof einfährt. Zweckverbands-Chef Michael Ilk dagegen hält das nicht für sinnvoll. Er hat im April eine alternative Trasse vorgestellt, die durch die Weststadt führt und am Westausgang des Bahnhofs einen Stopp bekommen soll.
Die Trassenführung ist ein zentraler Streitpunkt. Foto: Manfred Zapletal
Zudem verweist Knecht auf geänderte wirtschaftliche Verhältnisse und damit verbundene große Herausforderungen hinsichtlich Kliniken, Kitas oder Forumssanierung. Letztere würde er einem Stadtbahnbau vorziehen, wenn er vor die Wahl gestellt würde. „Ich habe Verständnis dafür, dass die Stadt viele Probleme bewältigen muss“, sagt Ahmed dazu. „Aber es ist falsch, ein Kulturprojekt gegen ein Infrastrukturprojekt auszuspielen.“
Die Stadt habe sich zur Mobilitätswende verpflichtet, und dafür brauche es Investitionen, so der Jugendgemeinderat. Zumal der Bund doch ein milliardenschweres Sondervermögen für Infrastrukturprojekte freigegeben habe. „Genau für ein Projekt wie Lucie sind diese Gelder gedacht“, sagt Ahmed. „Wir brauchen die Stadtbahn, um Ludwigsburg fit für die Zukunft zu machen.“
Klares Bekenntnis zum Projekt Stadtbahn
Dieser Meinung sei im Übrigen nicht nur er, sondern ein Großteil des Ludwigsburger Jugendgemeinderats. Zur Streckenführung gebe es im Gremium zwar unterschiedliche Meinungen, aber dass die Stadtbahn auf jeden Fall kommen müsse, stehe für die Jugendlichen außer Frage, sagt Ahmed. „Diese Details können wir hinterher klären, zunächst brauchen wir den Beschluss als klares Bekenntnis zum Projekt.“
Kritik übt SPD-Mitglied Ahmed nicht nur an der Stadt, sondern auch an den Unterstützern des Projekts: „Ich hoffe, dass sie sich wieder mehr einbringen. Sie sind zu leise, das gilt auch für meine Partei“, sagt er. „Sie lassen sich von den lauten Gegenstimmen kleinhalten. Dabei ist es wichtig, dagegenzuhalten und aufzuklären.“