Berlin. Morgenpost aus der Chefredaktion: Warum die Rückkehr in den Alltag schwerfällt: Chefin des Landesrechnungshofes fordert Kurskorrektur. Berlins Verwaltung überaltert. Bulli-Verleiher lädt zur Flucht aus Berlin ein.

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den vergangenen Wochen hatten viele von uns die Möglichkeit, dem Alltag für eine Weile zu entfliehen. Sei es, indem wir uns auf den Balkon zurückgezogen und die Nachrichten links liegen gelassen haben, oder weil wir die Stadt tatsächlich für ein paar Tage hinter uns gelassen haben. Doch wenn man mental für kurze Zeit wirklich „jwd“ war, kann die Rückkehr in den Alltag ernüchternd sein. Der Griesgram ist geblieben, die Probleme sind es auch.

Bei mir dauert es dann immer einige Tage, bis ich mich wieder mit dem Alltag abgefunden habe. So wie jetzt. Und darum will ich Sie mit auf die Flucht nehmen. Und Ihnen von dem Artikel meines Kollegen Oskar Paul erzählen, die mir gleich wieder Lust gemacht hat wegzufahren. Unser Marzahn-Hellersdorf-Reporter hat für die Sommerserie „Der Moment meines Lebens“ Lucas Kohlruss getroffen. Der 37-Jährige hat fast sein ganzes Leben in Marzahn-Hellersdorf verbracht. Erst in einer Plattenbauwohnung am Einkaufszentrum Spreecenter, dann in Biesdorf, später machte er Abitur in Hellersdorf. Dort betreibt er einen Verleih für alte VW-Bullis in der Nähe des S-Bahnhofs Springpfuhl. Sie heißen Mister Bobby, Miss Marianne und Miss Bea. Dort während ich am liebsten sofort in einen der charmanten Bullis einsteigen würde, will Kohlruss einfach nicht weg aus Berlin. Warum lesen Sie hier.

Karin Klingen Rechnungshofpräsidentin

Karin Klingen, Rechnungshofpräsidentin von Berlin.
© FUNKE Foto Services | Reto Klar

So, und zurück in die graue Realität. „Berlin lebt über seine Verhältnisse“, sagt die Chefin des Landesrechnungshofes, Karin Klingen, unserem Kollegen Hans Cord Hartmann im Interview. Sie bewertet die Ausgabenpolitik des Berliner Senats äußerst kritisch. Und mahnt Kurskorrekturen sowie eine Debatte über Prioritäten des Landes an. Doch wo bleibt eigentlich dieses ganze Geld? Das fragt man sich, wenn man, wieder der wehmütige Blick zurück, in anderen Städten unterwegs war, und sich ansieht, wie diese prosperieren, sich modernisieren. Und dann zurückkehrt in das Berlin der bröckelnden Brücken und Schulen.

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„Berlin geht mit dem Geld deutlich zu leichtfertig um“, und das trotz steigender Einnahmen, bemerkt Klingen im Gespräch. Trotzdem will es 2026 und 2027 je vier Milliarden neue Schulden aufnehmen. Der bestehende Sanierungsstau jedenfalls ist für sie kein Argument für die Haushaltspolitik des Senats. Dieser könne gar nicht so schnell abgebaut werden, obendrein würden die Schulden nicht zwangsläufig für Investitionen verwendet.

Da ist sie wieder, die Berliner Realität.

Was sonst noch wichtig ist

Noch eine Nachricht der Kategorie Berliner Wirklichkeit: Berlins Verwaltung steht vor einem Personalkollaps. Bis 2034 gehen 40.000 Beschäftigte in Rente, manches Amt verliert altersbedingt die Hälfte der Belegschaft, berichtet Chefreporter Joachim Fahrun. Die Pensionskosten steigen in den kommenden Jahren dabei auf über drei Milliarden Euro, während gleichzeitig zu wenig Nachwuchs nachrückt, um die Lücken zu füllen.

Hackerangriff auf Justizsenatorin Badenberg: Hacker haben sich als Vertreter des Zentralrats der Juden ausgegeben und über eine fingierte Einladungsmail erfolgreich den Rechner von Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) infiltriert. Dabei erbeuteten sie sensible Daten wie ihren digitalen Kalender mit Terminen und Gesprächspartnern sowie ihre private Wohnadresse. Am Dienstag bestätigte die Behörde die Recherchen unseres Kollegen Julian Würzer.

Die mangelhafte Verkehrsanbindung von Spandau ist seit Jahren ein Thema. Eine Initiative fordert den Senat zum Handeln auf, er soll 20 Kilometer Straßenbahnnetz durchsetzen.

Die mangelhafte Verkehrsanbindung von Spandau ist seit Jahren ein Thema. Eine Initiative fordert den Senat zum Handeln auf, er soll 20 Kilometer Straßenbahnnetz durchsetzen.
© picture alliance / dpa | Paul Zinken

Während der Spandauer CDU-Stadtrat Thorsten Schatz alle Tram-Pläne für den Bezirk kategorisch ablehnt, fordert das Bündnis Pro Straßenbahn den Senat zum Handeln auf – notfalls gegen den Bezirkswillen. Die Aktivisten werfen der Spandauer Politik vor, 247.000 Bewohner seit Jahrzehnten mit „leeren Versprechen und völlig unrealistischen Ideen“ abzuspeisen, berichtet unsere Spandau-Kollegin Florentine Luise Lippmann. Ein 20-Kilometer-Straßenbahnnetz wäre dagegen für 300 bis 400 Millionen Euro machbar.

Kolonnadenbar Tag

Die Kolonnadenbar gibt es seit Mai auf der Museumsinsel. Rund 200 Menschen können in Liegestühlen Platz nehmen.
© BM | Iris May

Zum Abschluss eine gute Nachricht für den Sommerabend: Im UNESCO-Weltkulturerbe Museumsinsel ist Urlaubsfeeling zu spüren. Touristen und Einheimische schmiegen sich in bunte Klappliegen vor der Alten Nationalgalerie. „Freiheit, Offenheit, Vielfalt“ steht groß auf der mobilen Bar. Der Platz unter den Kolonnaden auf der Museumsinsel ist so beliebt, dass sie verlängert wird. Was es dort gibt, wie es weitergeht, berichtet Mitte-Reporterin Iris May.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Mittwoch,

herzlichst Ihre Heike Dietrich

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Lokale Bildunterschrift

Globale Bildinformationen
Fotograf: Paul Zinken
Bildagentur: picture alliance / dpa
Original Erstellungsdatum: 17.08.16

Während der Spandauer CDU-Stadtrat Thorsten Schatz alle Tram-Pläne für den Bezirk kategorisch ablehnt, fordert das Bündnis Pro Straßenbahn den Senat zum Handeln auf – notfalls gegen den Bezirkswillen. Die Aktivisten werfen der Spandauer Politik vor, 247.000 Bewohner seit Jahrzehnten mit „leeren Versprechen und völlig unrealistischen Ideen“ abzuspeisen, berichtet unsere Spandau-Kollegin Florentine Luise Lippmann. Ein 20-Kilometer-Straßenbahnnetz wäre dagegen für 300 bis 400 Millionen Euro machbar.

Lokale Bildunterschrift
Die Kolonnadenbar gibt es seit Mai auf der Museumsinsel. Rund 200 Menschen können in Liegestühlen Platz nehmen.

Globale Bildinformationen
Fotograf: Iris May
Bildagentur: BM
Original Erstellungsdatum: keine Angaben

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