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blo TrinkwasserIn der Innenstadt sprudelt das kühle Nass aus einem der Wasserspender. In großen Teilen der Stadt gesellt sich ein stechender Chlorgeruch dazu. © Reinartz, Christian

In den Offenbacher Stadtteilen Kaiserlei, Nordend, Westend, Hafeninsel und in Teilen der Innenstadt stinkt das Leitungswasser nun dauerhaft nach Chlor. Grund ist zugekauftes Hessenwasser. Der Wasserversorger ZWO bestätigt: Die Chlorung ist eine dauerhafte Maßnahme. Nun sucht man nach Lösungen.

Wer den Wasserhahn im nördlichen Offenbach aufdreht und sich ein Glas einlaufen lässt, sollte am besten Nasennebenhöhlenchroniker oder Schwimmbad-Fan sein. Alle anderen können seit Tagen einen stechenden, unangenehmen Chlorgeruch wahrnehmen. Der Grund: Der Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) bezieht in Offenbach-Kaiserlei seit dem 13. August Trinkwasser von der Hessenwasser GmbH. Dieses wird laut ZWO-Sprecher Michael Jung gechlort, weil der Transportweg nach Offenbach so lang ist. Die Folge: In den Stadtteilen Kaiserlei, Nordend, Westend, Hafeninsel und in Teilen der Innenstadt wird das Leitungswasser dauerhaft nach Chlor stinken. Jung bestätigte auf Nachfrage, dass es sich nicht um eine vorübergehende Maßnahme, sondern um eine dauerhafte Desinfektion handele.

Erst geleugnet, dann eingestanden

In den Tagen davor hatte der ZWO noch eine Chlorung und einen möglichen Chlorgeruch im Offenbacher Trinkwasser kategorisch ausgeschlossen. Besorgte Anrufer hatten bereits am Wochenende bei der Störungs-Hotline des Wasserversorgers angerufen und mussten sich dort anhören, dass es „auch sensible Menschen gebe“, die da etwas röchen, das gar nicht da wäre. Der Geruch jedoch blieb, was eine Mischung aus Unsicherheit und Verärgerung nach sich zog. Eine Anwohnerin der Hafeninsel klagte: „Es stinkt seit ein paar Tagen wie im Schwimmbad und schmeckt auch metallisch und etwas bitter.“ Eine andere Frau, die etwas weiter weg am Hafendeck wohnt, bestätigte den Geruch. „Das Wasser stinkt eindeutig nach Chlor.“ Dennoch versuchte man bis Montagnachmittag seitens des ZWO, so schildern es mehrere Leser, den Menschen zu vermitteln, dass es sich um Einbildung handeln müsse.

Dann, am Montagnachmittag, die plötzliche 180-Gradwende: ZWO-Sprecher Michael Jung räumt schriftlich ein, dass seit fünf Tagen gechlort wird – ohne die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen. Selbst Offenbachs Ex-Bürgermeister Peter Schneider, Teil eines sich abwechselnden Vorsitzenden-Duos des ZWO, war von der Dauerchlorung zunächst überrascht. „Ich hatte davon keinerlei Kenntnis“, wolle das aber nun klären. Ebenso kalt erwischt hat die Nachricht Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD), der gerade im Bereich Hafeninsel und Kaiserlei nach Kräften versucht, Unternehmen eine Ansiedlung schmackhaft zu machen. Angesicht einer andauernden Chlornote im Trinkwasser könnte das nun schwieriger werden.

Bevölkerung nicht informiert

Kurz vor Redaktionsschluss meldet sich dann ZWO-Vizevorsitzender Peter Schneider und räumt ein, dass die Kommunikation seitens des Wasserversorgers mehr als zu wünschen übrig gelassen hat. „Es ist auch versäumt worden, die Bevölkerung im Vorfeld über die Veränderung zu informieren.“ Dafür könne sich der Verband nur entschuldigen.
In der Sache selbst versucht Schneider, zumindest etwas Licht ins Dunkle zu bringen. „Bei dem Wasser, das wir an der Übergabestelle im Kaiserlei bekommen, handelt es sich um das ganz normale Frankfurter Wasser, das in Sachsenhausen und den angrenzenden Stadtteilen durch die Rohre fließt.“ Dieses Wasser werde dauerhaft mit 0,1 Milligramm Chlor pro Liter versetzt, einem Wert, der unter dem Grenzwert von 0,3 liege.

„Hessenwasser hat vertragsgemäß Wasser an den ZWO übergeben, das den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht“, sagt Schneider. Allerdings sei niemandem klar gewesen, dass man mit Chlor versetztes Wasser einkauft. „Dafür muss man sich ganz klar entschuldigen. Das hatten wir nicht im Blick.“

Schneider verspricht: „Der Vorstand des ZWO und die Verbandsversammlung werden die Sache weiter verfolgen und auch mit Hessenwasser ins Gespräch gehen, wie man den Zustand verbessern kann.“ Wenn Offenbacher unangenehme Gerüche vom „hohen Gut Wasser“ wahrnehmen, dann sei das dem ZWO nicht egal. Jetzt gelte es, an einer Lösung zu arbeiten. Die Möglichkeiten reichten von einer anderen Verschneidung des Wassers, über eine Veränderung der Leitungswege, bis hin zu weiteren Reinigungsmöglichkeiten. Schneider: „Alle technischen Möglichkeiten werden jetzt geprüft, um die Situation zu verbessern.“

Oberbürgermeister Felix Schwenke bezeichnet die Causa Chlorwasser unterdessen vielsagend als „ungewöhnlichen Vorgang“. „Deshalb ist es auch angemessen und notwendig, dass sich der Vorstand des ZWO darum kümmern wird.“