Ich bin ein wandelndes Ärgernis,
eine Provokation auf zwei Rädern. Kaum bin ich in Hamburg mit dem Fahrrad
unterwegs, werde ich belehrt, bedrängt, angehupt oder ignoriert. Jetzt im
Sommer passiert mir das besonders oft. Als wäre mein Rad kein Verkehrsmittel,
sondern ein Störfaktor.
So wie neulich auf dem Weg zur
Arbeit: „Muss das sein?“, rief mir eine Frau im Alten Elbtunnel zu, als ich
über die mittig verlaufende Fahrradstraße radelte und klingelte, weil sie auf
ebendieser spazierte. Als wäre es dreist von mir, meinen Weg zu nutzen und Kollisionen vermeiden zu wollen. Wenige Minuten später fuhr ich an den
Landungsbrücken vorbei – der Radweg verläuft dort kurz vor einer Kreuzung eingekeilt zwischen Autospuren auf der Straße. Ein Autofahrer überlegte sich offenbar spontan, doch nach rechts abzubiegen und schnitt mir den Weg ab. Kein Blinker, kein Schulterblick. Nach diesem Schreckmoment fuhr ich besonders langsam weiter, auf einem dieser handtuchbreiten Radwege
aus den Nullerjahren, eingequetscht zwischen Straße und Gehweg. Denn die Pflastersteine sind holprig, und es sind Sommerferien, an der
Hafenkante flanieren viele Touristen. Wieder klingelte ich mir den
Weg frei, wieder kassierte ich empörte Blicke.