AUDIO: Kultursenator Brosda verteidigt Pläne für Kühne-Oper (30 Min)
Stand: 20.08.2025 11:11 Uhr
Hamburgs Kultur muss sich auf härtere Zeiten einstellen. Kultursenator Carsten Brosda sagt im Interview, dass ihm die Aussicht auf die kommenden Jahre Sorge bereite. Außerdem spricht der SPD-Politiker über die Ballettkrise und die Pläne zur Kühne-Oper.
„Der Gürtel wird enger werden, und wir müssen sehr genau hinschauen, wie wir da durchkommen“, so Brosda. Mit Kürzungen im Kulturetat rechne er derzeit zwar nicht, „wir kommen aber in eine Haushaltslage, in der das Lösen von Problemen mit Geld aus öffentlichen Mitteln nicht mehr so einfach wird wie in der Vergangenheit“. Das werde an der Kultur nicht spurlos vorbeigehen. Brosda rechnet schon bald mit Diskussionen darüber, was der Gesellschaft die Kultur wirklich wert ist – eben auch in Zeiten knapperer Kassen.
Kühne-Oper: „Attraktive Lösung für Hamburg“
Auch vor dem Hintergrund dieser finanziellen Probleme warb der Kultursenator für die sogenannte „Kühne-Oper“ in der Hamburger Hafencity. Angesichts der massiven Kritik an der Vereinbarung zwischen dem Senat und dem Milliardär Klaus-Michael Kühne plädierte Brosda für einen pragmatischen Umgang mit den Opern-Plänen. Das Geld der Kühne-Stiftung ist seiner Meinung nach in Hamburg besser aufgehoben als auf Kühnes Schweizer Bankkonto. Und die Alternative, nämlich die Sanierung des Opernhauses an der Dammtorstraße, wäre teuer und aufwendig.
„Die Frage ist am Ende nicht: Bauen wir diese Oper oder nicht?, sondern: Bauen wir die Oper, oder sanieren wir das alte Opernhaus. Wir müssten das Haus zehn Jahre schließen und viel Geld zahlen. Und da habe ich eine klare Antwort, was ich für die Kulturstadt Hamburg für die attraktivere Lösung halte“, sagte der Kultursenator. Die Hamburgische Bürgerschaft wird voraussichtlich im Herbst über die Opernpläne entscheiden.
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Nach Entlassung Volpis: „Es hat einfach nicht gepasst!“
In der Ballettkrise will sich Brosda bei der Suche nach einem Nachfolger für Demis Volpi, der nach nur einem Jahr gehen musste, Zeit lassen. Zuvor wolle er die Betroffenen anhören und den Eklat aufarbeiten. „Was sind die Erwartungen der Compagnie? Die Klärung dieser Frage ist die erste Aufgabe. Danach suchen wir eine Nachfolge, aber das wird nicht mehr in diesem Jahr sein“, sagte Brosda.
Er bedauere, dass Volpi und das Hamburg Ballett nicht haben zueinander finden können. Brosda unterstrich, dass man Volpi keine arbeitsrechtlich problematischen Situationen habe nachweisen können. Das Scheitern der Nachfolge John Neumeiers sei im Auswahlverfahren nicht vorherzusehen gewesen, sagte Brosda: „Es hat einfach nicht zusammengepasst.“
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Mehr Gelassenheit beim Thema Gendern
Deutlich reagierte Brosda auf den Vorstoß des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer gegen das Gendern in der Amtssprache. Weimer hatte halbstaatlichen oder öffentlichen Institutionen empfohlen, „die Regelsprache zu verwenden anstatt ideologischer Kunstsprachen“. Brosda sagte dazu, er sei immer wieder fasziniert, wie der Blutdruck bei Menschen steige, wenn es ums Gendern gehe.
„Ich finde es skurril, dass der Staatsminister sagt, er wolle Freiheit organisieren, und das Erste, was er tut, ist ein Verbot für seine eigene Verwaltung.“ Manchmal müsse man als Gesellschaft durch bestimmte Diskussionen hindurch, sagte Brosda. „Wir sollten es gesellschaftlichen Debatten überlassen, wo wir den Fortschritt sehen, und nicht staatlichen Institutionen, die feststellen, wo der Fortschritt zu enden hat.“
Das ganze Interview finden Sie oben auf der Seite.
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