Man tritt Tom Cruise sicher nicht zu nahe, wenn man darauf hinweist, dass Shah Rukh Khan ein mindestens ebenso großer Filmstar ist wie er. Nur halt in Indien, einem Land, das seine ganz eigene Filmindustrie hat – und seine eigene, riesige Kino-Gemeinde von 1,4 Milliarden Menschen. Dazu kommen Pakistan (250 Millionen) und Bangladesch (173 Millionen), wo Khan, 59, ebenfalls überaus beliebt ist.

So gesehen ist es fast ungewöhnlich, dass King Khan oder SRK, wie er von Fans genannt wird, seit mehr als 30 Jahren ein überaus erfolgreicher Schauspieler und Produzent ist, aber erst jetzt seine eigene Tequila-Marke auf den Markt bringt. Ryan Reynolds promotet Gin, Dwyane „The Rock“ Johnson eine Tequila-Marke. Nun will der Spirituosen-Hersteller „Radico Khaitan Limited“ aus Delhi einen Tequila namens „D’Yavol“ auf den Markt bringen. „D’Yavol“ ist eine Luxusmarke, die Shah Rukh Khan 2022 mit seinem Sohn Aryan und Geschäftspartnern gegründet hat – um Alkohol und Premium-Jeans weltweit zu vermarkten. Radico Khaitan wiederum gehört laut Eigenwerbung zu den „größten und ältesten Herstellern“ von „Indian Made Foreign Liquor“, wie man in Indien hergestellte ausländische Spirituosen wie Wodka, Gin und Tequila nennt.

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Es gibt in Indien eigentlich keine Alkohol-Tradition wie etwa bei den Deutschen mit Bier oder den Franzosen mit Wein. Inderinnen und Inder sind traditionell Teetrinker. Bevorzugte Geschmacksrichtung: Masala Chai. Andererseits gehen in Deutschland und Frankreich die konsumierten Mengen der jeweiligen Lieblingsgetränke dramatisch nach unten. Das liegt unter anderem an Krisenstimmung und einer veränderten Einstellung zum Trinken: Wer Alkohol zu sich nimmt, ist heute nicht mehr Genießer, sondern versündigt sich an seinem Körper. Ein Grund sind aber auch schlichtweg sinkende Geburtenraten.

Der aufstrebende Mittelstand in Indien kauft zunehmend alles Mögliche, was Hollywood und Bollywood vorleben

Indien wiederum ist ein boomender Markt, nicht nur, weil die Bevölkerung weiter wächst – der aufstrebende Mittelstand gibt zunehmend Geld für alles Mögliche aus, was Hollywood und Bollywood vorleben, von Luxusrestaurants über Mode, edle Autos bis hin zu Premium-Alkohol. Laut Daten der Analysefirma Crisil wird der Alkoholverkauf in Indien im Geschäftsjahr 2026 wieder um bis zu zehn Prozent, auf 52,38 Milliarden Euro, wachsen. „Ich halte das für eine großartige Gelegenheit“, sagte Abhishek Khaitan, der Geschäftsführer von Radico Khaitan, der Nachrichtenagentur Reuters über Khans neue Schnaps-Marke. Tequila ist eines der weltweit am schnellsten wachsenden Segmente. Der D’Yavol-Agavenschnaps soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Shah Rukh Khan selbst sagte erst mal nichts. Was daran liegen kann, dass er noch im vergangenen Jahr erzählte, wie er sich 2002, als er in einem Historiendrama einen Trinker spielte, leider im Method Acting versucht habe: „Nach dem Film habe ich angefangen zu trinken.“ Hinzu kommt, dass Khan eben ein Superstar in einem sehr eigenen Markt ist: In Indien gibt es nach wie vor viele Dry States, also Bundesstaaten, in denen kein Alkohol verkauft wird. In Bangladesch und Pakistan ist der Konsum grundsätzlich verboten. Sitz seiner Firma ist aber Amsterdam. Vielleicht kann er von dort aus mit seinem Schnaps den alkoholtrinkenden Teil der Welt erobern.