Angesichts steigender Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen schlägt die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) eine neue Praxisgebühr beim Arztbesuch vor. „Wir Arbeitgeber wollen, dass die Krankenversicherungsbeiträge endlich stabil werden“, sagte der Geschäftsführer der BDA, Steffen Kampeter, im Berlin Playbook-Podcast von Politico.
„Das bedeutet aber, wir brauchen auch geringere Ausgaben.“ Eine sogenannte Kontaktgebühr könne eine stärkere Patientensteuerung herbeiführen, es gehe darum, „Ärzte-Hopping zu begrenzen“, sagte der 62-Jährige.
Man brauche keine unnützen Arztbesuche, sondern solche, die Kranken helfen, gesund zu werden. Anders als bei der ehemaligen Praxisgebühr, bei der von 2004 bis 2012 beim ersten Arztbesuch im Quartal zehn Euro fällig wurden, würde die Kontaktgebühr bei jedem Besuch anfallen, hieß es im Podcast. „Mir geht es nicht primär um die Einnahmen, sondern darum, Ärzte-Hopping zu begrenzen“, sagte Kampeter.
Deutsche gehen im Vergleich zu europäischen Nachbarn oft zum Arzt
Tatsächlich gehen die Deutschen deutlich häufiger zum Arzt als die meisten anderen Europäer: 9,8 Termine sind es im Durchschnitt pro Kopf pro Jahr, in Dänemark sind es hingegen nur 6,8.
Sozialverband hält Vorstoß für „unsolidarisch“
Unterstützung für den Vorschlag bekommt die Vereinigung aus der Regierung. „Wir werden Reformen machen müssen, gerade bei den Sozialversicherungen, weil die Lohnnebenkosten uns abhauen“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Wo genau etwas geändert werden solle, müsse geschaut werden. „Wir haben eine Kommission eingerichtet, die sich mit diesen Themen beschäftigt.“
Klar sei, die Sozialversicherungsbeiträge seien zu hoch, sagte der CDU-Politiker weiter. „Und das spüren die Arbeitnehmer. Wir haben keine Probleme mit Bruttolöhnen, sondern mit Nettolöhnen, und deswegen müssen wir da ran.“ Grundsätzlich müsse Eigenverantwortung wieder gestärkt werden. „Wir werden auch darüber reden, ob die telefonische Krankschreibung so sinnvoll ist oder ob man nicht sagt, wenn man krank ist, muss man zum Arzt gehen“, sagte Linnemann.
© Lea Dohle
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Der Sozialverband SoVD hält dagegen den Vorstoß für inhaltlich abwegig. „Diese Forderung ist unsolidarisch, weil dadurch besonders chronisch kranke Menschen überdurchschnittlich belastet würden“, sagte die Vorsitzende Michaela Engelmeier. Menschen mit wenig Geld würden dann auch häufiger auf notwendige Arztbesuche verzichten.
Die Folge seien „verschleppte oder zu spät behandelte Erkrankungen, die letztlich höhere Kosten verursachen und die Solidargemeinschaft zusätzlich belasten“, sagte Engelmeier. „Hinzu kommt der bürokratische Mehraufwand in den Praxen, der zulasten der Behandlungszeit für Patientinnen und Patienten geht.“
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