Wer am Münchner Stadtrand wohnt, hat es oft schwer, mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Hause zu kommen. Das Nahverkehrsnetz ist erheblich dünner als im Zentrum, doch ein Betrieb mit großen Bussen lohnt sich in Siedlungen, die vor allem mit Einfamilienhäusern bebaut sind, und wo folglich weniger Menschen auf verhältnismäßig großer Fläche leben, nicht. Leere Busse durch die Gegend zu fahren, die für den Massenverkehr gemacht sind, sei weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, sagt zum Beispiel Paul Bickelbacher, Verkehrsexperte der Grünen im Stadtrat.

Jetzt hat der Feriensenat des Stadtrats beschlossen, ein sogenanntes On-Demand-System (ODS) einzuführen. Dafür stellt die Verwaltung bis einschließlich 2029 insgesamt rund 15,5 Millionen Euro bereit. Der englische Begriff steht für Transport nach Bedarf, wie ihn andernorts bereits Rufbusse oder Sammeltaxis erfüllen. In München soll das ODS in drei Stufen eingeführt werden. Ziel ist es, später auch autonom fahrende Busse einzusetzen, um einerseits Kosten für Fahrpersonal zu sparen, an dem es andererseits ohnehin in München mangelt.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat mit der Stadt auch schon ein Konzept ausgearbeitet: In einem ersten Schritt werden miteinander kuppelbare Elektrokleinbusse eingesetzt, zunächst noch mit Fahrpersonal. Ein einzelnes dieser barrierefreien Fahrzeuge bietet etwa zehn Fahrgästen Platz, ein Verband aus drei Fahrzeugen kommt somit auf rund 30 Plätze. Zum Vergleich: Ein regulärer Solo-Bus der MVG hat etwa 80 Plätze.

Zunächst läuft der Betrieb noch nach Fahrplan: Im September und Oktober 2025 will die MVG die kuppelbaren Kleinbusse für einige Wochen als zusätzliche Fahrzeuge auf der Linie 167 in Hadern testen. In Stufe 1, von Anfang 2026 an, sollen die Kleinbusse auf der neuen Linie 152 in Freiham in den Regelbetrieb integriert werden. Das soll so ablaufen: Ein Verband aus drei Fahrzeugen verbindet das neu gebaute Zentrum von Freiham mit Neuaubing. Am S-Bahnhof Neuaubing teilt sich der Verband: Ein Teil fährt in das Neubaugebiet westlich der Brunhamstraße, der andere Teil verkehrt in das östliche Neubaugebiet Clara-Schumann-Straße. Welcher Teil aus einem oder zwei gekoppelten Bussen bestehen wird, ist noch offen. Auf dem Rückweg vereinigen sich die Fahrzeuge wieder am S-Bahnhof Neuaubing und fahren zusammen nach Freiham.

In einem zweiten Schritt können durch den Einsatz eines zweiten Fahrzeugverbands der Takt und das bediente Gebiet ausgeweitet werden. Abends sollen die Busse dort voraussichtlich von Mitte 2026 an auf Abruf, also „on demand“, eingesetzt werden. In Stufe 2 soll der Bereich Harthof hinzukommen. Hier will die MVG ebenfalls kleine E-Fahrzeuge einsetzen, die nicht nach Fahrplan, sondern auf Abruf fahren und damit dieses Quartier bedarfsgerechter erschließen. Im Gegenzug will die MVG schwach ausgelastete Buslinien anpassen, die Detailplanung läuft noch.

Wie dann Stufe 3 aussieht, hängt laut MVG von den Erfahrungen aus den Stufen 1 und 2 ab. Langfristig soll es ein „integriertes Gesamtsystem“ aus Linien- und Flächenverkehren geben. Dabei sollen zunehmend auch autonome Fahrzeuge eingesetzt werden. Die könnten schon von 2027 an für den Einsatz bereit sein. Das hätten zumindest die Hersteller mitgeteilt, heißt es bei der MVG.

Kritik am Beschluss zum ODS kam am Mittwoch von der CSU. Die hatte gefordert, mehr für das Angebot auszugeben. Ursprünglich war etwa doppelt so viel Geld geplant, wegen der schwierigen Haushaltslage musste das Mobilitätsreferat eine neue Vorlage mit reduziertem Budget ausarbeiten. „Eine vertane Chance“, findet CSU-Stadtrat Sebastian Schall. Die Christsozialen kritisieren insbesondere, dass die andere Hälfte des ursprünglichen Budgets in die Tram-Westtangente investiert wird, die auf einem Teilabschnitt Ende dieses Jahres in Betrieb gehen soll. Die Tangente, an der seit einem Jahr gebaut wird, lehnt die CSU nach wie vor ab.