Spätestens nach dem Gipfeltreffen in Washington ist klar: In einer brutalisierten Welt wächst Europa weiter zusammen. Seine Spitzenpolitiker reisen fortan nur noch gemeinsam. Sie kommen im Mannschaftsbus, im Flugkonvoi, im Sammelzug. Sie posieren geschlossen und herzen sich – wie eine nette Schulklasse oder ein Fußballteam, dessen Spieler sich für ein wichtiges Turnier zusammenraufen mussten. Verschiedenste Qualitäten sind da am Werk: Im Mittelfeld dominiert ein deutsch-französischer Motor mit dem kopfballstarken Merz und dem Muskelpaket Macron. England hat mit Keir Starmer einen technisch versierten Stürmer eingebracht, in der Defensive glänzt Italien mit Charme und Meloni.
Vom Trainersessel aus wispert Ursula von der Leyen höflich, aber entschieden taktische Anordnungen in Richtung Feld. Eigensinnige Spieler wie Viktor Orbán und Robert Fico sitzen derweil missgünstig auf der Bank. „Uschi“ hat ein starkes Team, doch Europa ein größeres Problem: Es gibt keinen Schiedsrichter, die Regeln sind unklar. Niemand, der rote Karten aus der Tasche zieht. Nur einen kindlich-impulsiven FIFA-Boss, den man stets bei Laune halten sollte. In diesem neuen Spiel kann man froh sein, überhaupt am Platz zu sein.