Mühlacker/Stuttgart. Kann im Jahr 2035 die erste S-Bahn im Mühlacker Richtung Stuttgart starten? Bei einem solchen Projekt ist mit einem Planungs- und Umsetzungsraum von zehn Jahren zu rechnen, wenn alles gut läuft. Die Krux: Dieser Zeitraum beginnt erst mit der verbindlichen Klärung der Kostenträger. Und zwar bezüglich sämtlicher nicht vom Fördergeber übernommenen Ausgaben. Doch so weit ist der Prozess noch nicht. Endgültige Klarheit wird 2026 das Gutachten bringen, von dem aber Zwischenergebnisse bekannt sind. Damit ist offen, wann konkret die Linie S 5 ab Bietigheim-Bissingen bis nach Mühlacker verlängert werden könnte. 2035 plus X?

Dieses Fazit zieht die CDU aus einem Gespräch mit Dr. Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor für den Bereich Wirtschaft und Infrastruktur des Verbands Region Stuttgart (VRS). Zustande gekommen war dieses Treffen auf Initiative von Günter Bächle, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat von Mühlacker, in Kreistag und Regionalverband Nordschwarzwald. Mit dabei war der Illinger stellvertretende Bürgermeister, Gemeinde- und Kreisrat Andreas Scheuermann, sowie der Mühlacker Stadtrat Johannes Bächle und auf Einladung der Fraktion Mühlackers Erster Bürgermeister Armin Dauner. Schon eine im Herbst 2013 vorgestellte Studie ergab, die Verlängerung der S 5 von Bietigheim-Bissingen nach Vaihingen/Enz (Fernbahnhof) sei technisch möglich und rechne sich. Die Machbarkeitsstudie hatten der Verband Region Stuttgart, Bietigheim-Bissingen, Vaihingen, Sachsenheim sowie Sersheim in Auftrag gegeben. Die vom Gutachter empfohlene Weiterführung der S-Bahn nach Mühlacker habe gut abgeschnitten, wurde aber zunächst zurückgestellt. Trotzdem sah schon seinerzeit Wurmthaler darin langfristig eine „interessante Option“. Günter Bächle: „Wir wollen uns informieren, wie der Stand der Untersuchungen und Planung einer solchen Verlängerung ist.“

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Das Gespräch zeigte nach Mitteilung der CDU, dass eine Linie der Stuttgarter S-Bahn bis Mühlacker eine ernsthafte Variante ist, die verfolgt werden könne. Auch wenn die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie erst 2026 vorliegen werden, so seien doch wichtige Erkenntnisse schon deutlich geworden, wie Wurmthaler bereits im Juli in der Sitzung des Verkehrsausschusses der Region betonte. Die Verlängerung der S 5 Richtung Vaihingen/Enz sei ein zentraler Bestandteil der Planungen zur Verbesserung der Mobilität im westlichen Teil der Region Stuttgart. Derzeit ende die S 5 in Bietigheim-Bissingen. Mit der geplanten Verlängerung solle eine direkte Anbindung bis Vaihingen/Enz und darüber hinaus geprüft werden. „Ziel ist es, Pendlerströme effizienter zu gestalten, zusätzliche Verbindungen zu schaffen und die Integration der umliegenden Gemeinden zu fördern“. In einer Machbarkeitsstudie werden ergebnisoffen, so Wurmthaler und Steffen Brugger, Referent für Verkehrsplanung beim VRS, „mehrere Optionen untersucht, die sowohl betriebliche als auch infrastrukturelle Herausforderungen adressieren“. Eine mögliche Variante sehe vor, die S 5 bis nach Mühlacker zu verlängern. Dies würde nach ihren Aussagen nicht nur Mühlacker, sondern auch Illingen besser an das Schienennetz anbinden und die Verbindungen in Richtung Karlsruhe verbessern.

Allerdings sei diese Option mit höheren Betriebskosten und zusätzlichem Infrastrukturbedarf verbunden, etwa für neue Wendemöglichkeiten und die Anpassung der Bahnsteige an die Bedürfnisse der S-Bahn. Eine weitere Möglichkeit sei die Realisierung einer Wende kurz hinter Vaihingen. Dies würde die Betriebskosten reduzieren, erfordere jedoch aufwendige bauliche Anpassungen, insbesondere zur Lösung des aktuellen Problems der Ein- oder Ausfahrt im Gegengleis in Vaihingen. Dies schränke Optionen für künftige Bahnverkehre ein.

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Eine der größten Herausforderungen bei der Verlängerung der S 5, ergab das eineinhalbstündige Gespräch im fünften Stock des Hauses der Region Stuttgart in der Kronenstraße, ist die Finanzierung grenzüberschreitender Maßnahmen. Mittel der Region Stuttgart dürfen nur innerhalb der Regionsgrenze eingesetzt werden. Bauherr wäre, da die Gleise der Bahn gehören, das staatliche Unternehmen – im Gebiet der Region Stuttgart der VRS als Auftraggeber, ab der Grenze zwischen Vaihingen und Illingen das Land Baden-Württemberg. Daher seien intensive Verhandlungen mit dem Land erforderlich, um bei den grenzüberschreitenden Varianten eine faire Kostenbeteiligung an den Projekten zu gewährleisten.