Kiel. Auf rund 40 Metern Höhe hämmert ein Abrissroboter den Beton klein. Wo jahrzehntelang unterrichtet wurde, werden Stützstangen aus Eisen durchtrennt. Geröll wird abgefahren. Das einstige RBZ am Schützenpark ist nur noch ein Betonskelett. Die ehemalige Berufsschule am Westring verschwindet nach und nach – und damit ein Stück Stadtgeschichte. Ein Besuch auf Kiels höchster Baustelle.
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Es ruckelt und rattert. Rund drei Minuten braucht der Außenfahrstuhl vom Erdgeschoss bis auf die neue „Dachterrasse“ des RBZ-Hochhauses. Vorbei geht es an neun Stockwerken. Beim Blick ins Innere des Gebäudes ist nicht mal mehr im Ansatz zu erkennen, dass hier einst eine Schule war.
Abriss vom RBZ-Hochhaus in Kiel: Noch zehn Stockwerke stehen
Von ehemals 14 Stockwerken plus Dachgeschoss stehen nur noch zehn. Das RBZ ist bereits von 55 auf 40 Meter geschrumpft. Die Klassenzimmer sind verschwunden. Nur das Treppenhaus ist zu erahnen – auch ohne die Stufen.
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Seit Mai laufen die Abrissarbeiten des markanten Hochhauses am Westring. Die 1965 errichtete Ludwig-Erhard-Schule macht Platz für den neuen „Campus am Schützenpark“.
Dort sollen bis zum Schuljahr 2028/29 eine dreigeschossige Gemeinschaftsschule mit Platz für 1000 Schülerinnen und Schüler sowie eine Sporthalle mit bis zu 1000 Tribünenplätzen entstehen.
Abrissroboter: Viel Lärm am RBZ-Hochhaus in Kiel
Bislang waren Abrissroboter im Einsatz. Sehr zum Leidwesen der Anwohner rund um den Schützenpark und den Südfriedhof. Es piept und knallt permanent. Die Geräuschkulisse ist eine Mischung aus Presslufthammer und Riesenbohrer. „Die Abrissroboter arbeiten mit Stemmhammern“, erklärt Bauleiter Sven Francke vom Abrissunternehmen Ehlert und Söhne.
Die kleinen Abrissroboter sind die einzigen Baumaschinen, die auf den oberen Stockwerken eingesetzt werden können. Sie hämmern auf die Außenwände und reißen den Beton ein – eine hohe Lärmbelastung. Doch Linderung ist in Sicht: Nur noch der Rest der zehnten Etage und die neunte Etage sollen mit der Hammer-Technik abgetragen werden.
Wir schneiden den Beton, was deutlich weniger Lärm produziert.
Sven Francke
Bauleiter
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Ab Anfang September übernehmen sogenannte Longfrontbagger, um vom Boden aus den Abriss voranzutreiben. Sie verfügen mit ihren bis zu 32 Meter langen Greifarmen über genug Reichweite. „Der Vorteil ist, dass wir dann mit einer Betonscherentechnik arbeiten“, sagt Bauleiter Francke. „Wir schneiden den Beton, was deutlich weniger Lärm produziert.“
Auch dürften die Arbeiten dann deutlich schneller voranschreiten. Die Abrissroboter brauchen für den Abbau einer Etage anderthalb bis zwei Wochen. Die Longfrontbagger benötigen maximal anderthalb Tage. Bis Oktober soll das Betonskelett komplett verschwunden sein.
Abriss statt Sprengung am RBZ-Hochhaus in Kiel
Dass Abrissroboter und Longfrontbagger zum Einsatz kommen, war ursprünglich nicht geplant. Eigentlich hätte das Hochhaus gesprengt werden sollen. Doch der nötige Evakuierungsradius ist mit rund 500 Metern zu groß. Aufwand und Kosten, um das Gebiet zu räumen, wären zu hoch gewesen.
Zudem ist der Abriss deutlich umweltfreundlicher. Die Sprengung hätte eine erhebliche Emissionsbelastung durch Staub zur Folge gehabt. Auch der Lärmpegel wäre nicht geringer gewesen.
Das ehemalige RBZ-Hochhaus ist nur noch ein Betonskelett. Vor der einstigen Schule türmt sich der Bauschutt.
Quelle: Thomas Eisenkrätzer
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„Die Lärmemission ist mit der Sprengung vergleichbar. Es hätte nur eine zeitliche Verlagerung gegeben“, sagt die städtische Projektleiterin Julia Kämmerer. „Durch das Zerkleinern und Schneiden des Abbruchmaterials durch Betonbrecheranlagen nach der Sprengung wären dann Geräusche mit einer ähnlichen Intensität entstanden.“
Eine Verzögerung gibt es durch den Abriss nicht. Bis Ende des Jahres soll das komplette RBZ-Areal geräumt, sollen sämtliche Spuren der einstigen Ludwig-Erhard-Schule verschwunden sein.
Ein Teil des Bauschutts wird schon von Lastwagen abgefahren. „Wir haben ein umbautes Volumen des Gebäudes von 28.000 Kubikmetern“, sagt der Bauleiter. „Das sind ungefähr 8000 Tonnen Beton.“ All der Beton soll recycelt und für andere Neubauten wiederverwendet werden.
Damit das Material weiter genutzt werden kann, muss es von Altlasten befreit werden. Mit einem Schweißgerät werden Eisenstützen durchtrennt, die als Verstärkung in den Betonwänden dienten. Das Hochhaus verliert nach und nach sein Rückgrad. Das Betonskelett verschwindet.
KN