Der Franzose Paul Meilhat ist mit seiner Crew auf der Biotherm beim Ocean Race Europe nicht zu bremsen. Der 43-Jährige sicherte sich auch bei der vierten von vier Wertungen die maximale Punktzahl. Er lief als Sieger durch das Zwischenziel vor Porto und führt die Wertung nun mit 18 Punkten an. Hier geht es zu den Ergebnissen.
Nach 2 Tagen, 16 Stunden, 25 Minuten und 15 Sekunden auf See für die rund 700 Seemeilen hatte Meilhat erneut die Paprec Arkéa in seinem Kielwasser. Das Team von Yoann Richomme hatte einen Rückstand von 51 Minuten. Die beiden Teams setzen sich damit in der Gesamtwertung weiter vom Rest des Felds ab. Team Malizia, das sich beim ersten Etappenziel in Portsmouth noch Platz 2 sichern konnte, blieb in der Nacht vor der Zielankunft in Porto im flauen Wind hängen.
Während Biotherm und Paprec Arkéa für einen verpflichtenden Drei-Stunden-Stop in Porto festmachten, hatte Team Malizia, das bei dieser Etappe auf Skipper Boris Herrmann verzichtet, noch rund 26 Seemeilen vor sich. Schließlich lief das deutsche Team mit Interims-Skipper Will Harris mit einem Rückstand von 3 Stunden und 5 Minuten auf Sieger Biotherm als Vierte in Porto ein. Damit kreuzte Malizia das Ziel, während sich Biotherm zeitgleich bereits wieder auf den Weg nach Süden machte.
Malizia beendet die Etappe auf Platz vier © Vincent Curutchet
Nach dem Pit-Stop in Porto gehen die Teams mit den exakten Zeit-Abständen im Zwischenziel auf die Fortsetzung der Etappe bis nach Cartagena in Spanien. Weitere 700 Seemeilen mit der Passage der Straße von Gibraltar liegen dann vor ihnen. Gefürchtet werden hier auch die Orcas an der Südspitze Spaniens, die beim Ocean Race 2023 auch Teams des Rennens attackiert hatten. Yoann Richomme hatte im Interview dazu frohlockt: „Wenn sie kommen, ziehen wir einfach die Ruder hoch!“
Zahme Biskaya
Das Rennen war geprägt von einem Wechselspiel an der Spitze nach dem Start in Portsmouth und der ersten Wertung bei den Needles vor der Isle of Wight. Aber nach der Überquerung des Ärmelkanals und der Passage der Spitze der Bretagne wurde es zu einem reinen Speedrennen ohne große taktische Optionen.
Der Start in Südengland war emotional, denn gerade noch rechtzeitig hatten es die Teams Holcim-PRB und Allagrande Mapei an die Linie geschafft. Beide Yachten waren zum Start in Kiel miteinander kollidiert und konnten erst nach tagelanger Reparatur und abseits der Wertung in Richtung Portsmouth ablegen.
Eine tolle Kulisse bot der Start in Südengland © Vincent Curutchet
Während das Team Holcim von Skipperin Rosalin Kuiper immerhin eine Nacht im Hafen verbringen konnte, wurde es für den Italiener Ambrogio Beccaria und seine Mapei-Mannschaft eng. Nur wenige Stunden vor dem Start erreichte er Portsmouth, ging anschließend ohne große Erholung wieder in das Rennen.
Havarie-Teams voller Energie
Holcim-PRB schien die Havarie indes gut überstanden zu haben. „Es ist unglaublich, dass wir wieder im Rennen sind“, sagte Crew-Mitglied Alan Roberts. „Wir sind nicht nur zurück, wir haben ein Boot, das zu 100 Prozent in Form ist. Und wir sind noch ehrgeiziger und motivierter als zuvor, rauszugehen und Leistung zu bringen.“
Auch Ambrogio Beccaria wollte sich von dem Crash in Kiel nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Wir sind voller Tatendrang, diese zweite Etappe zu beginnen“, sagte er und hoffte auf Wind im Laufe der Etappe. „Unser Boot ist speziell für starken Wind ausgelegt.“
Holcim-PRB und Allagrande Mapei sind mit frischer Kraft auf die Bahn zurückgekehrt © Jean-Louis Carli
Die ganz großen Herausforderungen blieben allerdings aus. Im Ärmelkanal gab es noch viele Dreher und Verschiebungen, die Biskaya zeigte sich aber zahm. So waren es erneut die Leichtwind-Spezialisten von Biotherm, die den Takt vorgaben. Beim Start in Portsmouth wählte Paul Meilhat eine ganze andere Linie als die Konkurrenz, hielt sich dicht unter der Küste und konnte die zunächst führende Paprec Arkéa noch vor dem Wertungstor abfangen.
Danach setzte sich das Spitzenfeld etwas ab, aber die Flotte wurde bis zur Bretagne wieder zusammengeschoben, um dann mit einem langen Schlag ohne viele Manöver bis zum Cap Finisterre durchzuziehen. Auch der von der Wettfahrtleitung ausgesteckte Extraschlag hinaus auf den Atlantik war ein Anlieger. Und auf dem Weg nach Porto musste Meilhat mit seinem Team nur zwei Halsen setzen, um sich den Sieg vor Porto zu sichern.
Sieg ohne große Feier
Paul Meilhat, Skipper der Biotherm, blickte zufrieden zurück, als er in Porto kurz an Land ging: „Es war ein fantastischer Start im Solent. Wir haben zwei Punkte geholt. Danach, in der Biskaya, hatten wir vor allem leichten Wind. Das war gut für uns, und wir konnten den Vorteil kurz vor Finisterre ausnutzen. Wir sind westlich der Flotte geblieben, und das war die perfekte Strategie. Wir sind wirklich zufrieden mit dem Boot. Es funktioniert super.“
Sehr zufrieden ist Paul Meilhat mit dem bisherigen Verlauf des Ocean Race Europe © Jean-Louis Carli
Viel Zeit zum Ausruhen bleibt ihm allerdings nicht: „Diese Art von Fly-By ist ein ganz besonderes Format. Es ist wirklich seltsam: Man überquert die Ziellinie, aber es ist noch nicht vorbei, denn in drei Stunden geht es wieder los. Normalerweise überquert man die Ziellinie und genießt einfach die Leute. Aber wir versuchen, konzentriert zu bleiben und das Boot startklar zu machen. Das ist unser erstes Ziel.“